Nach jahrelangen Verzögerungen ist der Vertrag zur Finanzierung des A 81-Ausbaus unterzeichnet. Der Grundsatzbeschluss dazu war bereits 1984 gefallen. Nach aktuellem Stand sollen die Arbeiten im Jahr 2020 beginnen.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Böblingen - Ein Name verdeutlicht, wie lange um diese Unterschriften gerungen wurde: Bei den ersten Gesprächen über die Mehrkosten – wohlgemerkt nicht das Projekt als solches – saß ein Ministerpräsident namens Günther Oettinger am Tisch. Nun ist der lang ersehnte Vertrag über die Finanzierung des A 81-Ausbaus unterzeichnet. Die Baubürgermeisterinnen Corinna Clemens und Christine Kraayvanger, der Staatssekretär Norbert Barthle, der Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann und der Landrat Roland Bernhard haben am Dienstag mit ihre Namen die Vereinbarung besiegelt. Eingerahmt war die Szene von zwei Mercedes-Oldtimern, tatsächlich als Bekenntnis zum Auto, denn „das steht bei uns für Wohlstand und Freiheit“, sagte Bernhard. Auch wenn die Freiheit durch alltäglichen Stau getrübt wird.

 

Auf 230 Millionen Euro ist der Ausbau des 7,1 Kilometer langen Streckenabschnitts zwischen Böblingen-Hulb und Sindelfingen-Ost kalkuliert. 69 Millionen Euro davon entfallen auf den umstrittensten Teil der Pläne, den 850 Meter langen Lärmschutzdeckel. Auf ihn bezieht sich der Vertrag. Die Kosten für den Straßenbau – 160 Millionen – übernimmt der Bund vollständig. Hinzu kommt ein Anteil von 32 Millionen am Deckel. Auf das Land entfallen 14,5, auf den Kreis sowie Böblingen und Sindelfingen je 7,4 Millionen Euro – sofern bis zum aktuell geplanten Baubeginn im Jahr 2020 die Kosten nicht mehr steigen.

Im Grund stand die Vereinbarung seit 2009 fest

„Endlich können wir diese Vereinbarung endgültig bestätigen“, sagte der Staatssekretär Barthle. Im Grunde stand sie längst fest. 2009 hatten sich alle Beteiligten auf den noch immer aktuellen Schlüssel geeinigt. Vier Jahre später hatten die Gemeinderäte von Böblingen und Sindelfingen ihre Anteile beschlossen. In Böblingen fiel die Entscheidung unter dem Vorbehalt, dass spätestens in acht Jahren die Bauarbeiten beginnen müssten. Diese Marke scheint nicht gerissen zu werden, wenn auch knapp, um ein Jahr. So ziemlich alle anderen Termine zum Thema hatten sich immer wieder verschoben.

Die Grundsatzentscheidung für den Ausbau war 1984 gefallen. 2011 war Verkehrsminister Hermann davon ausgegangen, dass der Ausbau in vier Jahren beginnt und versprach: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass es vorangeht.“ Was drei Jahre später vergessen schien. Im Januar 2014 sollte schon einmal der Vertrag zur Deckelfinanzierung unterschrieben werden. Den Termin sagte das Land mit dem Hinweis ab, die Wirtschaftlichkeit der Pläne müsse geprüft werden. Was Sindelfingens Oberbürgermeister Bernd Vöhringer mit dem Satz kommentierte: „Das ist ein Witz.“ Zehn Jahre zuvor hatten die Planer mit ihrer Arbeit begonnen.

Ein altes Zitat belegt die Zähigkeit der Behörden

„Planen kann man lange, wie man sieht“, sagte Hermann zur Vertragsunterschrift. Ein altes Zitat des Landrats belegt die Zähigkeit der Behörden: „Im Herbst hatten wir grünes Licht aus Berlin erwartet, dann war vom Winter die Rede, jetzt vom Frühjahr – ich hoffe nicht, dass wir alle vier Jahreszeiten durchleben müssen, bis der Bund entscheidet.“ So hatte Bernhard 2015 die Genehmigung der Pläne angemahnt. Die Hoffnung trog. Der Landrat erlebte bis zur Unterschrift alle Jahreszeiten.

Zuletzt war im Landratsamt noch Nervosität aufgekommen, als das Gerücht aufkam, der Bundesrechnungshof werde die Finanzierung nicht genehmigen. Tatsächlich hatten die Prüfer bemängelt, dass der Bund die Wartungskosten des Tunnels übernimmt. Dies sei Aufgabe der Anliegergemeinden, auf deren Wunsch die Autobahn überdeckelt wird. Tatsächlich wären die vorgeschriebenen Schallpegel ohne Deckel erreichbar gewesen, allerdings nur mit 20 Meter hohen Lärmschutzwänden.