Eine neue Spur zwischen dem Stuttgarter Kreuz und dem Autobahndreieck Leonberg für 13,2 Millionen Euro soll den Verkehr sicherer machen und das Abbiegen zur A 81 erleichtern. Doch der Gemeinderat befürchtet dann noch mehr Krach in der Stadt.

Leonberg - Etwa 152 000 Fahrzeuge sind im Schnitt jeden Tag auf der Autobahn 8 zwischen dem Kreuz Stuttgart und dem Dreieck Leonberg unterwegs – schon jetzt ist die kurze Strecke der am höchsten belastete Autobahnabschnitt Deutschlands. In zehn Jahren allerdings könnten es laut Prognose des Regierungspräsidiums sogar 170 000 Autos sein.

 

Deshalb soll vom nächsten Jahr an diesem Abschnitt ein sogenannter Verflechtungsstreifen angebaut werden. Dieser soll die Einfädelspur am Stuttgarter Kreuz, auf der sich Fahrzeuge von der A 81 aus Richtung Singen kommend einordnen, und die Abbiegespur am Dreieck Leonberg zur A 81 Richtung Heilbronn verbinden.

Auto- und Lastwagenfahrer, die auf dieser Süd-Nord-Verbindung unterwegs sind, müssten somit nicht mehr die Fahrspuren wechseln. Die entsprechenden Pläne für den 4,4 Kilometer langen Bauabschnitt stellten Vertreter des Regierungspräsidiums im Leonberger Gemeinderat vor.

Ziel des Projekts: „Die täglich zu beobachtenden Staus sollen minimiert und der Verkehrsfluss verstetigt werden“, erklärte Tobias Burkard. Zudem werde die Sicherheit erhöht, wenn weniger Spurwechsel nötig sind. Die Kosten von 13,2 Millionen Euro trägt der Bund. In der Gegenrichtung wurde eine entsprechende vierte Spur bereits 2000 für den Verkehr freigegeben.

Schon im nächsten Jahr könnten die Bauarbeiten starten. Um etwa drei Meter wird die Fahrbahn nach rechts erweitert – auf einer Länge von 4,4 Kilometern ergibt das eine Fläche von 1,3 Hektar. Private Grundstücke seien davon nicht betroffen, teilweise würden lediglich die Böschungen steiler gestaltet. Das Regierungspräsidium Stuttgart räumt aber ein, dass die Baustelle etwa zwölf Meter breit sein werde, in Höhe des Bannwaldes acht Meter. „Der Eingriff in den Wald wird erheblich sein, auch wenn später wieder aufgeforstet wird“, heißt es.

Was die Mitglieder des Leonberger Gemeinderates jedoch mehr umtreibt als der Schutz von Wald und Tieren, ist der Schutz der Leonberger vor Lärm und Schadstoffen. Denn die Ausbaupläne sehen bislang keinen zusätzlichen Lärmschutz vor. Begründung: Die nächstgelegenen Wohnbebauungen liegen zu weit weg. „In der Siedlung im Mahdental klagen die Anwohner schon länger über den Lärm der Autobahn. In der Gerlinger Waldsiedlung hört man das auch“, wandte der Sprecher der Freien Wähler, Wolfgang Schaal, ein. Besonders beklagten die Stadträte, dass das Regierungspräsidium nur die Strecke betrachte, auf der tatsächlich gebaut wird. „Der Verkehr hört ja nicht dort auf, der fließt ja weiter“, verwies der FDP-Fraktionschef Dieter Maurmaier auf die Probleme des Stadtteils Eltingen, der direkt an das Autobahndreieck grenzt. „Das ist keine bloße Instandhaltungsmaßnahme, sondern ein Eingriff in die Funktionstüchtigkeit der Straße“, meinte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Bernd Murschel. Deshalb müssten niedrigere Grenzwerte angesetzt werden. Dieser Auffassung widersprach das Regierungspräsidium. „Rein rechtlich ist das eine andere Sache, welche Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden müssen.“ Die besondere Situation der Stadt Leonberg sei aber bekannt. „Mehr Verkehr ist mehr Lärm. Wir haben hier die stärkste Belastung in Süddeutschland und sollen jetzt auf Lärmschutz verzichten? Das machen wir nicht mit“, polterte Schaal. Eine Haltung, die auch Rüdiger Beising (SPD) unterstrich.

Gemeinsam verständigten sich die Fraktionen darauf, die Stellungnahme zu dem Vorhaben zu ergänzen: Darin werden schallreduzierende Begleitmaßnahmen vom Kreuz Stuttgart bis zum Leonberger Westanschluss gefordert. Bis Juni müssen der Kreis Böblingen und die betroffenen Kommunen ihre Stellungnahmen beim Regierungspräsidium einreichen. Dann fällt die endgültige Entscheidung.

Ein Verflechtungsstreifen und seine Folgen

A 8:
13,2 Millionen Euro soll das Projekt kosten, die der Bund trägt. Dieses umfasst neben der 4,4 Kilometer langen Fahrspur noch weitere Baumaßnahmen.

Brücken:
Die Überführung nahe dem ehemaligen Panzerübungsplatz Rotes Steigle (1936/37 erbaut) wird abgerissen und durch eine neue Brücke ersetzt. Dadurch kann auch der Einfädelstreifen der Rastanlage Sindelfinger Wald verlängert werden. An der Unterführung der L 1189 wird derzeit mit einer Simsverbreiterung geplant. Die Überführung der K 1008 (Warmbronn – Frauenkreuz) ist erst verbreitert worden.

Parkplatz
: Der Autobahn-Parkplatz Sommerhofen wird vergrößert: von vier auf 16 Lkw-Stellplätze plus Lärmschutz.

Friedensbrücke
: Unter der Brücke über das Rohrbachtal soll die „bislang völlig vegetationsfreie Fläche“ durchgängig begrünt werden. Kleineren Wildtieren soll somit der Übergang zwischen den Waldstücken erleichtert werden.

Wasser
: Nahe der Rastanlage Sindelfinger Wald sind ein neues Regenrückhalte- und ein Klärbecken geplant.

Renaturierung:
Durch die neue Spur werden etwa 1,3 Hektar Fläche versiegelt. Als Ausgleich ist ein 1,2 Hektar großes Gebiet im Hölzertal (Magstadt) vorgesehen, das renaturiert werden soll.