Der Landkreis will in die Altkleidersammlung einsteigen, um den lukrativen Wertstoff nicht anderen zu überlassen. Die Müllgebühren könnten dennoch steigen.

Ludwigsburg - Müll kann eine gute Geldquelle sein – wenn man es richtig anstellt. Das allerdings ist gar nicht so einfach, denn auch die Abfallwirtschaft unterliegt Trends. Mal ist Altpapier gefragt, mal alte Elektronik, mal Schrott – derzeit sind Altkleider höchst lukrativ. Deshalb will der Landkreis nun auch verstärkt in den Handel mit diesem Wertstoff einsteigen. Nicht zuletzt, weil andere Materialien wie beispielsweise Altpapier beträchtlich an Wert verlieren. Und weil die Kreisverwaltung eine Erhöhung der Müllgebühren möglichst vermeiden will.

 

Ob das machbar sein wird, ist noch unklar. Zwar sieht die Abfall- und Wertstoffbilanz der Abfallverwertungsgesellschaft Ludwigsburg (AVL) für 2012 gut aus: Es gab kaum besondere Auffälligkeiten in dem Jahr. Die Menge an Restmüll ist leicht gesunken, ebenso wie die des Rest-Sperrmülls, der Wertstoffe „flach und rund“ sowie die Menge an Altholz. Dafür konnte der Landkreis mehr Altmetall und Elektroschrott einsammeln – nicht zuletzt, weil er sich mit verschiedenen Maßnahmen wie Bußgeldern für Schrottpiraten um die lukrativen Wertstoffe bemüht hat.

Aufsichtsräte erwägen trotz guter Lage Gebührenerhöhungen

Auch die privatwirtschaftlich geführten Deponien haben sich nach Angaben der AVL gut entwickelt, in diesem Jahr seien erneut Überschüsse zu erwarten. Das war für die Aufsichtsräte in der jüngsten Sitzung Anlass genug, sich über die künftige Gebührenentwicklung Gedanken zu machen. „Die Frage ist, ob wir trotz der guten Entwicklung eine leichte Erhöhung wollen, um das Gebührenpolster zu sichern“, überlegte der CDU-Rat Reinhard Rosner. Auch der FDP-Fraktionschef Volker Godel warf die Frage auf, wie man angesichts der guten Ausgangslage mit der Gebührengestaltung umgehen wolle. Doch der Landrat Rainer Haas warnte vor zu viel Übermut: Für die Gebührensenkungen im laufenden Jahr habe man 4,5 Millionen Euro aus den Rücklagen locker machen müssen – allein um die Abgaben stabil zu halten, müsse man weiter den Sparstrumpf bemühen. Zudem sei das Ergebnis der enormen Vergünstigungen für die Biotonne ernüchternd.

Zum Beginn dieses Jahres hatte der Kreis die Gebühren für die Entsorgung von Biomüll drastisch gesenkt, die Entsorgung von Restmüll hingegen verteuert. Damit sollten die Bürger zu einer sorgfältigeren Mülltrennung animiert werden. Nach jetzigem Stand geht man davon aus, dass 2013 insgesamt 23 500 Tonnen organische Abfälle zusammen kommen – das sind nur rund 1500 Tonnen mehr als im Vorjahr. „Das ist keine Revolution, aber es ist ein Anfang“, sagt Utz Remlinger, Vizelandrat und Geschäftsführer der AVL. Der Kreis kann Biomüll gut gebrauchen, weil er künftig eine Biovergärungsanlage zur Energiegewinnung betreiben will – und genügend Futter dafür braucht. Ein Standort für die Anlage wird allerdings noch gesucht.

Zwei neue Kompostierplätze geplant

Gegen niedrigere Gebühren spricht zudem, dass im kommenden Jahr einige Investitionen anstehen. So zwingt eine neue Bioabfallverordnung des Bundes den Kreis, die Grünabfälle besser auf Schadstoffe und Pflanzenkrankheiten zu kontrollieren und zu hygienisieren, bevor sie weiterverwendet werden. Dafür will man zwei zentrale Kompostierplätze einrichten – einen bei Sachsenheim und einen im Bottwartal. Rund eine halbe Million Euro dürfte das voraussichtlich kosten. Hinzu kommen weitere rund 500 000 Euro für die 7,3 Personalstellen, die die AVL zusätzlich einrichten will. Gleichzeitig rechnet man 2014 angesichts sinkender Preise mit bis zu 300 000 Euro weniger Erlösen durch den Altpapierverkauf. Und das Konzept, mit dem der Kreis den Altkleidermarkt aufmischen will, steht auch noch nicht. Klar ist nur, dass man kommerziellen Sammlern, die illegal Container aufstellen, das Wasser abgraben, nicht aber gemeinnützigen Organisationen Konkurrenz machen will.

Die aktuellen Gebühren

Biomüll:
Zu Beginn des Jahres 2013 hat der Kreis die Gebühren für Biomüll drastisch gesenkt, um die Bürger zu einer besseren Mülltrennung zu erziehen. Die Leerung einer 240-Liter-Biotonne kostet jetzt 42 Prozent weniger als vorher, nämlich zwei Euro. Wer den 120-Liter-Behälter leeren lassen will, zahlt 1,40 Euro und die Leerung der 60-Liter-Tonne ist um 17 Prozent günstiger geworden und kostet noch einen Euro.

Restmüll:
Die Leerung der Restmülltonnen ist zu Jahresbeginn fünf Prozent teurer geworden – die Leerung der 120-Liter-Tonne kostet mit 3,90 Euro gar elf Prozent mehr als zuvor.