Kommt die Sonne, kommen auch wieder Menschen am Hans-im-Glück-Brunnen zusammen. Doch Gestank trübt das Flaniervergnügen – was besonders Gastronomen beklagen, die Mittagstische anbieten.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Es gab viele Verlierer im nasskalten Frühling. Eine Gruppe, die besonders gelitten hat, sind Gastronomen, die in den Sonnenmonaten auf Außenbestuhlung setzen. Am Hans-im-Glück-Brunnen tun das fast alle. Und auch wenn die Sonne jetzt endlich scheint, die Menschen auf dem Platz flanieren, ist Wirt Ari Tsiakmakis vom Platzhirsch nicht restlos im Glück: „Hier stinkt’s!“

 

Das stimmt. Und es hat unterschiedliche Ursachen. Zum einen wäre da der Fischgestank, der offenbar aus Abfällen der Restaurants Santa Lucia und Pane e Vino. Übers Wochenende wird der Müll nicht geleert – was bei entsprechender Hitze und Sonneneinstrahlung vor allem am Montagmorgen und -vormittag zu einer unschönen Geruchsentwicklung führt. Dann werden die Container geleert.

Besserung gelobt

Der städtische Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) sieht fühlt sich dafür nicht verantwortlich. „Die Biotonne ist nicht für die Speisereste-Entsorgung in der Gastronomie zugelassen“, sagt die AWS-Sprecherin Annette Hasselwander. Mittlerweile hat das Santa Lucia auf einen Hinweis der Stadt reagiert und gelobt Besserung bei der Müllentsorgung. „Wir tun, was wir können, unsere Außengastro ist ja selbst am stärksten betroffen“, sagt Antonietta Arminante, Wirtin des Santa Lucia. Aber manchmal sei die Hofeinfahrt schlicht zugeparkt – dann lagere der Müll bedauerlicher Weise länger.

Aber vor allem diejenigen Gastronomen, die Mittagstische anbieten, haben ein ganz anderes Problem. Dieses heißt Müllabfuhr. „Nicht nur der Gestank, auch der Lärm, den die Fahrzeuge verursachen, ist für alle hier ein Ärgernis“, sagt Ari Tsiakmakis. Häufig erscheine Müllabfuhr genau zu den Stoßzeiten des Mittagstischgeschäfts. Da es bei Hitze aus den orangenen Müllwägen besonders mieft, kann den Gästen der Appetit schon mal vergehen.

Gestank aus den Gullis

Etwas weniger problematisch beurteilt Juan Blanco del Rio die Lage: „Dass die Müllabfuhr zur Mittagszeit auftaucht, ist die absolute Ausnahme.“ Wenn es mal tagsüber stinke, komme das aus den Gullis. Allerdings stört er sich, dass die Abfallentsorgungsfahrzeuge der AWS aufgrund ihres Gewichts die Bodenplatten am Platz beschädigen (wir berichteten mehrfach).

Die AWS will die Vorwürfe so nicht stehen lassen. „Abfuhrbezirke mit starker Frequentierung, zu denen die Nadler-, Geiß- und Töpferstraße mit dem Hans-im Glück-Brunnen zählen, werden von unserem Personal nur am Vormittag angefahren“, sagt Annette Hasselwander.

Alle städtischen Abfall- und Wertstoffbehälter wie die graue Tonne für Restabfall, die braune Tonne für Bioabfall sowie die grüne Tonne für Altpapier würden bevorzugt am Morgen beziehungsweise am Vormittag bis etwa 11 Uhr an bestimmten Regelabfuhrtagen geleert. Tatsache ist: Die Müllabfuhr wurde am Hans-im-Glück-Brunnen auch dann und wann schon nach 11 Uhr gesehen.

Leidige Flickschusterei

Ein weiterer Punkt, der die Anrainer am Platz stört, ist die Belastung der Bodenplatten am Hans-im-Glück-Brunnen durch schwere Fahrzeuge. Damit der Belag von der Stadtverwaltung nicht ständig erneuert werden muss, steht an allen Zufahrtsstraßen: für Lieferverkehr nur bis 2,8 Tonnen zugelassen.

Jetzt falle die Abfallentsorgung nicht in die Kategorie Lieferverkehr, sagt die AWS: „Wir halten uns an die Regeln der Straßenverkehrsordnung. Die betroffenen Ämter der Landeshauptstadt Stuttgart wie zum Beispiel das Baurechtsamt und das Amt für öffentliche Ordnung sind stets eingebunden.“ Allerdings wiegt ein Abfallsammelfahrzeug bereits leer 16 Tonnen, das Maximalgewicht liegt sogar bei bis zu 21 Tonnen.

Dabei ist die Flickschusterei von beschädigten Bodenplatten am Hans-im-Glück-Brunnen keineswegs ein neues Thema. Die Fraktion SÖS/Linke-plus hatte bereits im Januar einen Antrag an die Verwaltung gestellt, was die kontinuierlichen Reparationsarbeiten des Tiefbauamts kosten. In dem Antwortschreiben des Oberbürgermeisters Fritz Kuhn (Grüne) heißt es, die Flächen im Innenstadtbereich würden stark strapaziert und müssten daher intensiver unterhalten werden.

Die AWS sieht indes keine Notwendigkeit, dem Beispiel einiger Lieferanten zu folgen, außerhalb der Zone zu parken und die kurzen Transportwege zu Fuß zu erledigen. „Als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger fällt der städtische Eigenbetrieb AWS nicht unter den Lieferverkehr. Vielmehr darf der Eigenbetrieb AWS die Sonderrechte nach Straßenverkehrsordnung nutzen“, sagt die Sprecherin Annette Hasselwander.

Allerdings könne das theoretisch geändert werden: „Das Unterlassen der Zufahrt zum Hans-im-Glück-Brunnen wäre machbar und sofort umsetzbar. Allerdings entfiele damit der Vollservice, da die satzungsgemäße Entfernung überschritten würde und somit alle Eigentümer zu Selbstrausstellern werden.“ Also müssten Gastronomen und Anwohner ihre Mülltonnen selbst zu den Zufahrtsstraßen bewegen.

Der Gastronom Ari Tsiakmakis glaubt nicht daran, dass sich zeitnah etwas ändert. „Da fehlt uns einfach die Handhabe.“ Und die Stadtverwaltung habe in der Vergangenheit häufig genug bewiesen, dass sie bei den Anliegen von Gastronomie „sehr statisch“ sei.