Abfallkrise in Esslingen Kreis lässt Müll von Drittanbieter abholen

Die Papiertonnen sind schon seit Wochen nicht mehr geleert worden. Aber auch volle Bio- und Restmülltonnen bleiben derzeit häufig stehen. Foto: Roberto Bulgrin

Seit Jahresbeginn bleiben im Landkreis Esslingen volle Bio-, Restmüll- und Papiertonnen häufig stehen. Wöchentlich gehen derzeit rund 1000 Reklamationen ein, weil das beauftragte Unternehmen mit der Abholung nicht hinterherkommt.

Kreis Esslingen - Zu Beginn des Jahres wurde die Abfuhr von Rest- und Biomüll im Landkreis Esslingen neu vergeben. Der Start ist mancherorts holprig: Während die Bio- und Restmüllabfuhr im östlichen Abfuhrgebiet durch das Unternehmen Prezero „im Wesentlichen ohne Komplikationen verläuft“, bestünden im westlichen Abfuhrgebiet „erhebliche Schwierigkeiten“ mit der hier beauftragten Firma, der Alba Süd GmbH, räumt man im Esslinger Landratsamt ein. Betroffen davon sind Esslingen, Ostfildern, Neuhausen, Denkendorf, Aichwald, Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt, Aichtal, Altdorf, Altenriet, Bempflingen, Neckartailfingen, Neckartenzlingen und Schlaitdorf.

 

Voll bis obenhin

Alba hat im Rahmen der Vertragsübernahme neue Routen und Entsorgungstermine festgelegt – und scheint mit der eigenen „Tourenoptimierung“ offenkundig überfordert zu sein: Seit Tagen stehen in manchen Orten die Restmüll- und Biomülltonnen an den Straßen – voll bis obenhin. Die Papiertonnen wurden zum Teil seit Wochen schon nicht geleert. Das Unternehmen selbst teilt mit: „Leider kam es im Rahmen dieser Umstellung zu einer Terminverwechslung und einigen Anlaufschwierigkeiten auf unserer Seite, sodass wir Nachentsorgungen vornehmen mussten. Diese Nachentsorgungen sind mittlerweile abgeschlossen. Entstandene Unannehmlichkeiten bitten wir zu entschuldigen.“

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Den Bürgern indes stinkt die Situation gewaltig: Beim Abfallwirtschaftsbetrieb Esslingen (AWB) gehen seither rund 1000 Reklamationen pro Woche ein – das Zehnfache dessen, war üblicherweise den Eigenbetrieb des Landkreises erreicht. Auch den Verantwortlichen des Landkreises platzt allmählich der Kragen: „Wir fordern von dem Unternehmen mit Nachdruck ein verlässliches Konzept zur Abarbeitung der Rückstände sowie die Einhaltung der Regelentsorgung“, sagt Landrat Heinz Eininger. In einem Gespräch mit der Konzernspitze mahnte er an, die Missstände nun endlich zu beseitigen. Nach Angaben des Landkreises hat Alba einen Personalausfall in Folge von Erkrankung, die Eingewöhnung des neuen Personals in die Touren sowie extrem große Mengen Papiermüll nach den Feiertagen als Gründe dafür angegeben, warum die Abholung nicht wie vertraglich vereinbart erfolgt.

Vorrang hat, was stinkt

„Wir verhandeln seit Wochen mit dem Unternehmen um die geregelte Abfuhr sowie die Aufarbeitung der Rückstände“, berichtet AWB-Geschäftsführer Manfred Kopp. Das Unternehmen habe zwar zusätzliche Fahrer bereitgestellt, diese reichten aber inzwischen nicht mehr aus, die Rückstände abzuarbeiten – geplant war, dass zunächst alles, was stinkt, abgeholt werden sollte und dann die Papiertonnen. Die Hoffnung war, wenigstens beim Bio- und Restmüll wieder Ordnung reinzubringen. Dies ist bislang nicht gelungen. Selbst die vom Unternehmen täglich kommunizierten „Komplikationslisten“, in denen Probleme festgehalten und Pläne zur Abfuhr dokumentiert werden, würden nicht eingehalten, heißt es.

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Das Ganze hat inzwischen eine Dimension erreicht, die den Abfallwirtschaftsbetrieb als Auftraggeber der Dienstleistung zu drastischen Mitteln greifen lässt. Nach Mitteilung des Landratsamtes Esslingen werde jetzt beim AWB eine sogenannte Ersatzvornahme vorbereitet. Das bedeutet, dass ein Drittanbieter mit der Abfuhr beauftragt wird und die Kosten dafür dem säumigen Vertragspartner in Rechnung gestellt werden. „Leider lässt sich die Abfuhr damit auch nicht von heute auf morgen bewerkstelligen“, meint Kopp. Ihm bleibe derzeit nur, mit dem Unternehmen weiter zu verhandeln und die Einwohnerschaft der betroffenen Kommunen um Verständnis zu bitten. „So eine Situation habe ich in meinen 30 Jahren beim AWB noch nicht erlebt“, räumt der Geschäftsführer ein.

Wann der Spuk vorbei ist und Bio-, Rest- und Papiermüll wieder in einem geregelten Rhythmus eingesammelt wird, kann derzeit niemand genau sagen. Der Abfallwirtschaftsbetrieb bittet darum, nicht geleerte Behälter an der Straße stehen zu lassen. Nur dann könnten die Tonnen bei einer Nachleerung berücksichtigt werden, heißt es.

Die Müllentsorgung im Landkreis Esslingen

Leerung
Im gesamten Landkreis Esslingen werden insgesamt etwa 340 500 Tonnen und Container geleert, davon entfallen rund 145 500 Behälter auf Restmüll, 95 000 auf Biomüll und 100 000 auf Papier. Unter Berücksichtigung der Entleerungsintervalle werden wöchentlich im Durchschnitt 130 000 Behälter abgefahren, in den Sommermonaten mit dem kürzeren Leerungsintervall der Biomülltonnen sind es wöchentlich etwa 147 00 Behälter.

Informationen
Für Fragen zur Entsorgung von Rest- und Bioabfällen können sich die Bürger des Landkreises an den AWB Esslingen wenden, per Telefon über die kostenlose Hotline +49 800 931 2526 oder per E-Mail service-awb@lra-es.de.

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