Was nicht mehr gebraucht wird, muss nicht zwangsläufig im Müll landen.

Leonberg - Eine weiße Bluse wandert auf den Kleiderständer, dafür nimmt die Dame mittleren Alters eine mit einem bunten Muster herunter und stellt sich damit vor den Spiegel. Dann geht sie in die Kabine, um sie anzuprobieren. Was sich anhört wie ein normaler Einkaufsbummel im Klamottenladen, ist tatsächlich eine Kleidertausch-Party. Das Prinzip ist ganz simpel: Ich bringe ein Teil mit und kann mir dafür ein anderes mitnehmen. So wird man Kleidungsstücke los, die nicht mehr passen oder gefallen. Und bekommt neue Sachen, die nicht neu produziert werden müssen.

 

„Man muss nicht immer alles gleich wegwerfen, vieles kann man wiederverwenden“, sagt Magdalena Heinrichs. Sie hat die Kleidertausch-Party für das Nachbarschaftsnetzwerk am Blosenberg in Leonberg organisiert. Die Idee dazu hat sie aus einem Buch, das die Stiftung Digitale Nachbarschaft herausgebracht hat. Darin sind Aktionen gesammelt, die es anlässlich des Tags der Nachbarschaft gab. Dieser findet jährlich zwischen dem 23. und 25. Mai statt. „Die Kleidertausch-Partys sind gerade im Trend. Sogar die VHS Stuttgart hat neulich eine veranstaltet“, sagt Heinrichs. Aber auch in privaten Freundeskreisen finden sie immer häufiger statt.

„Fast Fashion“ ist ein Problem

Was sich nach Modetrend anhört, hat jedoch einen ernsten Hintergrund. Es werden in Deutschland immer mehr Kleidungsstücke gekauft, die immer weniger kosten und immer kürzer getragen werden. „Fast Fashion“ nennt sich das und wird vor allem von Frauen und Mädchen betrieben. Nach einer Studie für die Umweltorganisation Greenpeace von 2015 wird die Hälfte aller Kleidungsstücke höchstens ein Jahr getragen, jedes fünfte überhaupt nie.

Was nicht verkauft oder nicht mehr getragen wird, landet im Müll. Selbst die Entsorger und Verwerter von Altkleidern kommen da nicht mehr hinterher. Auch im Kreis Böblingen ist der Trend sichtbar. Wurden 2013 noch 1229 Tonnen an alten Kleidern, Textilien und Schuhe in den damals neuen Containern des Abfallwirtschaftsbetriebs entsorgt, so waren es 2015 schon 1700 Tonnen und im vergangenen Jahr sogar 2000 Tonnen. Dazu kommen weitere Behälter von privaten Sammlern sowie Spenden an diverse Kleiderläden von sozialen Trägern.