Abgang von Porsche-Chef Blume Ein überfälliger Schritt für Porsche

Oliver Blume, bisher Chef von VW und Porsche, kann sich jetzt auf den Mutterkonzern konzentrieren. Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich

Auf Dauer war die Doppelrolle von Oliver Blume nicht tragbar, das sehen endlich auch die Eigentümer so. Porsche fordert den ganzen Chef. Offene Baustellen gibt es genug.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Matthias Schmidt (mas)

Von diesem Abgang wird niemand mehr überrascht, schon gar nicht Oliver Blume selbst. Schon lange hatte sich der Mann, der gut drei Jahre lang in Personalunion die Börsenkonzerne VW und Porsche geführt hat, eine Formulierung für die Frage zurechtgelegt, die ihm wieder und wieder gestellt wurde: Wie lange geht das noch, und vor allem: Wie lange geht das noch gut? Denn dass es noch gut geht, konnte zuletzt niemand mehr ernsthaft behaupten.

 

Die in der deutschen Wirtschaft einmalige und besonders stark von Aktionärsschützern kritisierte Doppelrolle habe zwar Vorteile für beide Firmen, wiederholte Blume stets, sie sei aber „nicht auf Ewigkeit angelegt“. Nun hat die kuriose Konstruktion viel länger gehalten, als viele Analysten vorhergesagt hatten – wohl auch, weil der Aufsichtsrat am Ende recht lange brauchte, um sich auf einen Nachfolger zu einigen.

Die Fäden ziehen die Familien Porsche und Piech

Der Hauptgrund aber liegt tiefer: Bei Porsche wie bei VW, Europas größtem Industriekonzern, geht nichts gegen den Willen der Miteigentümerfamilien Porsche und Piech. Und deren Patriarchen Wolfgang Porsche (82) und Hans-Michel Piech (83) ist eine beachtliche Hartnäckigkeit eigen, wenn sie einmal von einer Idee überzeugt sind.

„Der Olli“, wie er von vielen bei Porsche genannt wird, sollte als bewährter Teamplayer wieder zusammenfügen, was sein scharfkantiger Vorgänger Herbert Diess bei VW im Hauruckstil zerlegt hatte. Den Laden modernisieren, ohne den mächtigen Betriebsrat zu verprellen, war die Maßgabe.

Nicht alle Probleme gehen auf Oliver Blumes Konto

Das ist Blume bisher geglückt – trotz vieler Krisenschlagzeilen und massivem Jobabbau. Bei Porsche aber ging es nach Jahren der Rekordgewinne zuletzt steil abwärts. Vieles hätte auch ein Manager, dessen Konzentration allein Stuttgart gegolten hätte, nicht verhindern können. Weder der Einbruch des Luxusmarkts in China, noch Trumps Einfuhrzölle gehen auf Blumes Konto. Es gibt aber auch hausgemachte Probleme.

Porsche wollte den durchaus notwendigen Schwenk zum Elektroantrieb schneller vollziehen als die meisten Wettbewerber. Ironie der Geschichte: beim zunächst höchst lukrativen Börsengang 2022 war dies noch Teil der Erfolgsstory. Die Ankündigung technisch exzellenter Elektrosportwagen samt eigener Batterieproduktion kam bei Investoren hervorragend an.

Michael Leiters wird übernehmen

Mittlerweile hat die Börse ihre Begeisterung für nachhaltiges Wirtschaften im Schlepptau des Klimawandelleugners Donald Trump erfolgreich verdrängt. Porsche wickelt seine Batteriefabrik ab und investiert viele zusätzliche Millionen Euro in neue Verbrenner- und Hybridmodelle. Geld, das nun anderswo fehlt. Vor wenigen Tagen hat der Vorstand mit dem Betriebsrat Gespräche über weitere Sparmaßnahmen aufgenommen. Die Belegschaft muss sich auf weitere Phasen der Unsicherheiten einstellen.

Michael Leiters Foto: McLaren

Der designierte neue Chef Michael Leiters – ein Sportwagenmann mit Porsche-, Ferrari- und McLaren-Geschichte – übernimmt in schwieriger Lage. Fürs laufende Jahr ist gerade noch eine Rendite von maximal zwei Prozent prognostiziert. Die wichtigsten Märkte – China und USA – bleiben unberechenbar. Die Produktionskapazitäten müssen neu justiert werden.

Deshalb ist überfällig, dass Porsche wieder einen Chef bekommt, der sich ganz auf das eigene Unternehmen konzentrieren kann (Für den VW-Konzern gilt das gleiche). Leiters kann dank Blumes Neubesetzungen in den vergangenen Monaten die Arbeit mit einem deutlich verjüngten Vorstand aufnehmen. Dass ihn sein Vorgänger dabei mindestens mit Argusaugen verfolgen wird, kann als gesichert gelten. Als Chef des Mutterkonzerns sitzt Blume auch künftig mit im Fahrersitz bei Porsche.

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