Zum ersten Mal haben Richter in Deutschland Porsche dazu verurteilt, einen manipulierten Wagen zurückzunehmen. Der Autobauer will Berufung gegen die Entscheidung einlegen.

Stuttgart - Der Autobauer Porsche muss in einem Rechtsstreit um verbotene Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung von Dieselmotoren einen Geländewagen zurücknehmen und einem Kunden den größten Teil des Kaufpreises zurückzahlen. Dies hat die 6. Zivilkammer des Stuttgarter Landgerichts entschieden, wie ein Sprecher des Gerichts berichtete. Damit ist Porsche im Abgasskandal erstmals zur Rücknahme eines manipulierten Autos verpflichtet worden.

 

Die Entscheidung sei fehlerhaft und stehe im Widerspruch zu etlichen Entscheidungen anderer Landgerichte, welche geltend gemachte Ansprüche verneint haben, teilte der Sportwagenhersteller mit. Porsche will Berufung einlegen und geht davon aus, „dass das vorliegende Urteil in der Berufungsinstanz korrigiert wird“.

Richter: „Zulassungsbehörden getäuscht“

In dem Verfahren ging es um einen Cayenne-Diesel der Emissionsklasse Euro 6 von 2014. Porsche habe eine Abschalteinrichtung verbaut, mit der die Zulassungsbehörden laut Richter getäuscht worden seien. Der Motor hielt die Grenzwerte nur auf dem Prüfstand ein, nicht jedoch auf der Straße. Die damaligen Porsche-Vorstände hätten vorsätzlich und sittenwidrig gehandelt.

Porsche hat die Motoren nicht selbst hergestellt, sondern von der VW-Konzernschwester Audi bezogen. Der Sportwagenbauer konnte laut Gericht aber nicht hinreichend belegen, dass das Management von Porsche keine Kenntnis von der Manipulation hatte. Für den Käufer habe die Gefahr bestanden, dass das Kraftfahrtbundesamt die Stilllegung anordnet. Der Kunde hätte den Wagen nach Einschätzung der Richter nicht gekauft, wenn ihm dies bekannt gewesen wäre. Porsche muss den Wagen abzüglich einer angemessenen Nutzungsentschädigung zurücknehmen und rund 59 000 Euro plus Zinsen zurückerstatten. Beim Kauf kostete der Cayenne fast 94 000 Euro.