Daimler wird verdächtigt, die Abgasreinigung manipuliert zu haben. Dabei geht es indes auch um Dieselmotoren, die vom Partner Renault geliefert werden.

Stuttgart - Schon seit Bekanntwerden des Abgasskandals bei VW ist immer wieder einmal der Verdacht aufgekommen, dass womöglich auch Daimler getrickst hat, um Dieselmotoren sauberer erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind. Dabei geht es zum einen um Motoren, die der Stuttgarter Autokonzern selbst entwickelt und produziert hat und um Selbstzünder die vom Allianzpartner Renault zugekauft werden.

 

Motoren von Renault stehen im Mittelpunkt der aktuellen Auseinandersetzungen mit dem Bundesverkehrsministerium. Der kleine Diesel für den Transporter Vito kommt von Renault und trägt die interne Bezeichnung OM 622. Das Kürzel OM steht dabei für „Oelmotor“ – also Diesel. Daimler will mit dieser Kooperation Entwicklungs- und Produktionskosten sparen. Die Zusammenarbeit läuft so, dass Renault den in einem französischen Werk gefertigten Basismotor liefert, dessen Motorsteuerung an die Wünsche von Daimler angepasst wird. Dazu gehört auch die Abgasreinigung. Diese Software kommt nach Angaben eines Daimler-Sprechers von Zulieferern wie Bosch oder Delphi.

Bosch schweigt zu dem brisanten Thema

Bosch will sich nicht dazu äußern. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt schon seit Längerem gegen Bosch wegen des Verdachts der Beihilfe zum Betrug. Renault wiederum hat weit von sich gewiesen, bei der Abgasreinigung womöglich gemogelt zu haben. „Für die Motorsteuerung ist immer der Autohersteller verantwortlich, in dessen Fahrzeug der Motor eingebaut wird“, sagte Renault-Vizechef Thierry Bolloré im März und fügte hinzu: „Bei Renault gibt es keine Tricksereien.“ Diese Aussage gelte auch heute, sagt ein Sprecher der deutschen Renault-Tochter in Köln.

Ein Schwestermotor des im Vito eingebauten Antriebs treibt bisher auch den kleinsten Diesel der C-Klasse an, der ebenfalls verdächtigt wird, verbotene Abschalteinrichtungen zu enthalten. Der Diesel von Renault in der C-Klasse ist aber ein Auslaufmodell. Demnächst soll ein reinrassiger Daimler-Motor eingebaut werden. Renault-Motoren befinden sich auch unter der Haube mehrerer Modelle der Kompaktklasse, wie etwa der A-Klasse. Hier ist nach Angaben eines Daimler-Sprechers auch nach dem Generationswechsel keine Änderung geplant. Auf Druck des Kraftfahrtbundesamts hat Daimler in der Kompaktklasse eine sogenannte freiwillig Servicemaßnahme durchgeführt, um die Abgaswerte zu verbessern.

Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat mehrere Motoren im Visier

Reine Daimler-Diesel standen bisher im Mittelpunkt der Ermittlungen der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Die Ermittler hatten bei ihrem Verdacht der Manipulation der Abgasreinigung zunächst den OM 651 und den OM 642 ins Visier genommen. Später kamen der kleine Vito-Diesel und der Renault-Diesel aus der C-Klasse hinzu.

Der OM 651 ist ein Sechszylinder-Turbodiesel mit drei Liter Hubraum, der 2005 sowohl in der C-Klasse als auch in der E-Klasse eingeführt wurde. Im Laufe der Jahre wurde er in zahlreichen Leistungsstufen in praktisch allen Baureihen oberhalb der Kompaktklasse eingesetzt. Ähnlich vielfältig ist auch der Einsatz des OM 651, der ein Vierzylinder-Diesel mit entweder 1,8 oder 2,1 Liter Hubraum ist.