Immer wieder wird vermutet, die VW-Tochter Audi bekäme einen neuen Chef. Doch Rupert Stadler verspürt „deutlichen Rückhalt“. Der Konzern will nun die Abgas-Tierversuche überprüfen.

München/Hamburg - Audi-Chef Rupert Stadler zeigt sich trotz erneuter Berichte über sein bevorstehendes Aus an der Spitze der VW-Tochter vor den anstehenden Aufsichtsratssitzungen gelassen. „Dass immer wieder Spekulationen hochkommen, lässt sich nicht verhindern“, sagte der 54-Jährige dem „Handelsblatt“ (Mittwochausgabe). Über seine bevorstehende Ablösung wurde in der Vergangenheit schon mehrfach spekuliert, häufig vor wichtigen Sitzungen.

 

Der Audi-Aufsichtsrat kommt am Donnerstag in Wolfsburg zusammen, einen Tag vor dem Kontrollgremium von Volkswagen. Insidern zufolge steht Stadlers Ablösung nicht auf der Agenda. Vielmehr befassen sich die Kontrolleure mit den Geschäftszahlen für 2017, die trotz der Krisen gut ausgefallen sein dürften. Zudem erwarten sie einen Zwischenstand der internen Untersuchungen über die fragwürdigen Affentests.

Für Spannung an der Börse dürften vor allem die Eckdaten für das abgelaufene Geschäftsjahr sorgen, die Volkswagen am Freitag veröffentlichen will. 2017 dürfte das erfolgreichste Geschäftsjahr in der Unternehmensgeschichte der Wolfsburger gewesen sein. Von Reuters befragte Analysten schätzen, dass sich der Betriebsgewinn auf 14,7 Milliarden Euro mehr als verdoppelt hat. Sie erwarten, dass die Aktionäre - darunter als größte die Porsche Automobil Holding der Familien Porsche und Piech - durch eine höhere Dividende davon profitieren werden.

VW will Abgas-Tierversuche prüfen

Vollkommen an den Rand drängen wird die gold-geränderte Bilanz den Skandal um die Tierversuche vermutlich aber nicht. Denn Konzernchef Matthias Müller wird dem Aufsichtsrat von den internen Untersuchungen in dem Fall berichten, der ihn selbst in Rage gebracht hat. Als weitere Konsequenz aus den Abgastests sollen Forschungskooperationen mit anderen Autoherstellern weitgehend gekündigt werden, wie ein Insider bestätigte. Darunter falle auch das Abgaszentrum der Automobilindustrie (ADA) in Weissach, das Volkswagen zusammen mit Daimler und BMW betreibt. Zusätzlich zu den bestehenden Complaince-Regeln soll ein Verhaltenskatalog für Mitarbeiter eingeführt werden, damit sich solche Fälle nicht wiederholen. Intern wird von „VW-Geboten“ gesprochen, wie „Bild“ berichtet.

Audi-Chef Stadler spürt „deutlichen Rückhalt“

Stadler kann sich unterdessen der Rückendeckung in dem Konzern vorerst sicher sein. Auf die Frage, ob er noch den Rückhalt der VW-Zentrale in Wolfsburg und der Belegschaft in Ingolstadt spüre, sagte der Manager dem „Handelsblatt“: „Ja, ich spüre den Rückhalt sehr deutlich.“ Er bekräftigte, dass er Audi selbst aus der Krise führen und wieder nach vorne führen wolle. „Ich stelle mich der Verantwortung und mache diese Aufgabe aus tiefster Überzeugung.“ Die juristische Aufarbeitung werde „noch einige Zeit“ brauchen.

Stadler sagte weiter: „Ich möchte und werde meinen Anteil zur Aufklärung beitragen, ohne Wenn und Aber.“ Der aus Titting in der Nähe von Ingolstadt stammende Manager, der die Marke mit den vier Ringen seit 2007 führt, ist seit Bekanntwerden der Abgasaffäre massiv unter Druck. Kritiker werfen ihm eine schleppende Aufarbeitung des Skandals vor. Bislang standen die Eigentümerfamilien hinter Stadler.