Ein Großaufgebot von 23 Staatsanwälten und 230 Polizisten sucht in Baden-Württemberg und an anderen Standorten Unterlagen, die auf Manipulationen hinweisen.

Stuttgart - Der Daimler-Konzern gerät wegen der möglichen Manipulation von Diesel-Abgaswerten zunehmend unter Druck. Ein Großaufgebot von 23 Staatsanwälten und 230 Polizisten hat am Dienstag in Baden-Württemberg und an anderen Standorten Gebäude durchsucht. Dies teilten die Stuttgarter Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg mit. Bereits seit März laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen „bekannte und unbekannte Mitarbeiter“ von Daimler wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung im Zusammenhang mit den möglichen Manipulationen. Daimler bestätigte die Durchsuchungen. Der Konzern kooperiert nach eigenen Angaben „vollumfänglich“ mit den Behörden. Weitere Angaben lehnen die Stuttgarter mit Blick auf die laufenden Ermittlungen ab.

 

Nach früheren Angaben von Daimler haben das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) und das Bundesverkehrsministerium im März bei Messungen an Mercedes-Modellen keinen Verstoß gegen geltende Rechtsvorschriften festgestellt. Zum Thema geworden sind die Abgaswerte durch den Volkswagen-Skandal in den USA. Das KBA hatte gleichwohl auch bei Mercedes-Modellen mit Dieselmotor erhöhte Stickoxid-Emissionen festgestellt, die nicht in das übliche Muster passen. Bei den Autos kann eine Elektronik die Abgasreinigung in Abhängigkeit von der Außentemperatur herunterregeln. Damit soll nach Angaben der Hersteller ein Motorschaden verhindert werden. Daimler hatte sich wie andere Hersteller auch mit dem KBA darauf geeinigt, 247 000 Fahrzeuge freiwillig zurückzurufen, um die Technik anzupassen.

Auch in den USA droht Ärger

Darüber hinaus droht den Stuttgartern in den USA Ärger. Daimler schreibt im Geschäftsbericht 2016 sowie im Bericht über das erste Quartal 2017 über die entsprechenden Risiken durch die Elektronik, die die Abgasreinigung herunterschaltet. Angesichts der Ermittlungen von US-Behörden, so heißt es, schließe Daimler empfindliche Geldstrafen nicht aus. Diese US-Ermittlungen, die im Januar bekannt wurden, richten sich gegen Fiat-Chrysler, nicht gegen Daimler. Bei Fiat-Chrysler wurden Steuergeräte entdeckt, die die Abgasreinigung abschalten können, damit ein Motor in Extremsituationen nicht beschädigt wird. Nunmehr, so heißt es, bestehe der Verdacht, dass es sich um eine unzulässige Abschalteinrichtung handelt. Daimler schließt nicht aus, dass die Behörden nun in Mercedes-Dieselfahrzeugen ähnliche Funktionalitäten vermuten. Dies wiederum könne sich in erheblichem Umfang nachteilig auf die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage auswirken, heißt es.