Weil Autobauer nicht rechtzeitig umsteuerten, müssen Kunden Ärger in Kauf nehmen. Die Verzögerungen beim neuen Abgastest WLTP sind auch eine Folge des Dieselskandals, meint Wirtschaftsredakteur Roland Pichler.

Berlin - Dass Kunden bei der Bestellung von Neuwagen mitunter lange Lieferfristen in Kauf zu nehmen haben, muss sich die Automobilindustrie anlasten. Einige Hersteller haben es versäumt, sich rechtzeitig auf den neuen Abgaszyklus WLTP vorzubereiten. Wenn der Verband der Automobilindustrie (VDA) die Schuld für Verzögerungen der Politik zuschieben will, lenkt das von eigenen Fehlern ab. Nach dem Versagen der Automobilmanager in der Dieselkrise hatte die Politik keine andere Wahl, als schnell zu handeln. Dass ein neues Abgasmessverfahren kommt, das dem realen Fahrbetrieb entspricht, wusste die Industrie seit Langem. Einige Unternehmen haben den Aufwand unterschätzt.

 

Das Nachsehen haben die Kunden

Das Nachsehen haben jetzt die Kunden. Wenn Autokäufer bei der VW-Tochter Audi bei einem gefragten Modell sieben Monate auf einen neuen Wagen warten müssen, ist das eine Zumutung. In der Regel werden die Kunden die lange Lieferfrist geduldig hinnehmen. Nicht immer ist es aber möglich, dass ein Wagenbesitzer sein bisheriges Gefährt länger behält. Gewerbekunden und Fuhrparkmanager stellen die Verzögerungen vor Probleme. Die Antwort darauf bietet der Wettbewerb. Es gibt schließlich auch Autobauer, die die Umstellung zeitgerecht hinbekommen haben. Es kann sich deshalb lohnen, ein Angebot vom Wettbewerber einzuholen.

Dass einige Unternehmen die Probleme nicht im Griff haben, lässt sich daran ablesen, dass beispielsweise dem VW-Konzern bisher nur für einen Teil seiner Modelle Genehmigungen nach dem neuen Standard vorliegen. Konkurrenten wie Daimler und BMW sind hier weiter. Damit dürfte der neue Standard für Volkswagen ein Wettlauf gegen die Zeit werden. Das belegt wiederum, wie weitreichend die Folgen des Dieselskandals sind. Der neue Abgasstandard gilt für alle Neuwagen, egal ob Diesel, Benziner oder E-Autos. VW als Auslöser des Dieselskandals hat erkennbare Probleme, die Sache in den Griff zu bekommen. Der Wolfsburger Konzern musste Millionen von Dieselautos in die Werkstätten zurückrufen. Das erforderte enorme Genehmigungsverfahren. Das mag die Verzögerungen beim neuen Abgasstandard WLTP erklären. Es ist aber keine Entschuldigung.