Zwei Klassen des Eschbach-Gymnasiums haben mit der Bundestagsabgeordneten Ute Vogt (SPD) unter anderem über Populisten diskutiert.

Freiberg - Marica und Valentina hatten diese Debatte gewollt. Unbedingt! „Viele in unserer Generation interessieren sich nicht für Politik. Das ist schlecht. Vor allem, wenn man sieht, was da jetzt los ist“, sagt Valentina, und Marica fügt hinzu: „Es liegt in unserer Hand, wer an die Macht kommt. Da wollten wir ein bisschen aufrütteln.“

 

Ein bisschen nervös waren sie dann aber anfangs doch, als sie auf dem Podium direkt neben der Bundestagsabgeordneten saßen und die Debatte eröffneten. Wobei sie offensichtlich gut präpariert waren, auch begrifflich. Von einer „Jagdstrategie“ beim Stimmenfang hatte zuvor nicht einmal Ute Vogt gehört.

Sowieso war das Eis schnell gebrochen. Auch weil die beiden Elftklässlerinnen ihre rund 60 Mitschüler im Vorfeld wohl nicht nur thematisch stimuliert, sondern auch ordentlich motiviert hatten. Und Themen gab es für mehr als die vorgesehenen 90 Minuten. Deshalb nahm das Frage- und Antwort-Spiel auch vor dem Kernthema „Aufstieg der Populisten“ sofort Fahrt auf. Etwa zum Thema Terror. Dann ging es zur Sache: „Halten Sie die AfD für demokratiegefährdend?“ Vogt stellte fest: „Die sind menschenverachtend, rassistisch und bringen Hass in die Politik. Das tötet die Stimmung und kann die Demokratie kaputt machen.“ Außerdem seien „Neofaschisten darunter, die in andere Zeiten zurück wollen“. Und doch sei das nur ein kleiner Prozentsatz: „Mindestens 85 Prozent der Bevölkerung sind anders.“

Auch die Schüler wollen die Demokratie verteidigen

Die Schüler aber haken nach. Immer wieder. Sie kennen sogar die aktuelle Rede des Thüringer AfD-Sprechers Björn Höcke, in der er das Holocaust-Mahnmal in Berlin als „Schande“ bezeichnet hat. Ob es nicht gefährlich sei, die AfD kleinzureden? Das sei doch auch „ein Fehler mit der Hitler-Partei in der Weimarer Republik“ gewesen. Wie man den Social Media-Strategien der Populisten entgegentreten könne, ob man die „Rechtsextremen“ medial ignorieren sollte, ob für Vogt eine Koalition mit der AfD denkbar sei. „Auf keinen Fall“, sagt die Abgeordnete zur letzten Frage, „dann lieber Opposition. Solche Leute darf man nicht an die Macht nehmen.“ Ein wenig wird auch Ursachenforschung in Sachen Protestparteien betrieben, und nebenbei hat Vogt an dem Vorhalt zu knabbern, dass „Deutschland auch mit der SPD in der Regierung einer der größten Waffenexporteure“ sei. Im Grunde mündet dann vieles in dieses Statement der Politikerin: „Wir müssen begreifen, dass alle in der Gesellschaft Verantwortung für die Demokratie haben, dass Demokratie nicht von allein geht.“

Davon sind die jungen Leute durchaus beeindruckt: „Ich finde es gut, dass wir das alles fragen konnten“, sagt Silke, und Peter gefiel, „dass man mal Nähe zur Politik hatte und gemerkt hat, dass es oft keine einfachen Lösungen gibt und dass man die Demokratie verteidigen muss“. Das ist eine Steilvorlage für Valentina: „Wir halten alles für selbstverständlich. Wir kennen es ja nicht anders. Aber jetzt merkt man, dass da was wackelt, dass Demokratie und Freiheit gar nicht so selbstverständlich sind.“

Mit dem Verlauf „ganz zufrieden“ ist auch Marica: „Die haben gut gefragt. Es kommt drauf an, dass man sich rührt, bevor es zu spät ist.“