Der FDP-Abgeordnete Hans-Dieter Scheerer wirft dem CDU-Innenministerium vor, „vollendete Tatsachen“ schaffen zu wollen und plant ein Gespräch mit Staatssekretär Klenk.

Beim drohenden Abzug des Rettungshubschraubers Christoph 41 vom Krankenhaus Leonberg in die Region Neckar-Alb drückt die grün-schwarze Landesregierung aufs Tempo. Das will der FDP-Landtagsabgeordnete Hans Dieter Scheerer aus Weil der Stadt nicht hinnehmen: Es sei „unverantwortlich, jetzt schnell vollendete Tatsachen schaffen zu wollen“.

 

Ein ins Auge gefasster Standort im Zollernalbkreis ist offenbar bereits ausgeschieden. Nach Informationen des Parlamentariers sind nun Wannweil im Kreis Reutlingen oder die BG Unfallklinik in Tübingen als mögliche Plätze im Gespräch. Eine Entscheidung soll nach den Sommerferien erfolgen.

„Gutachten ist angreifbar“

„Es ist absolut inakzeptabel, dass das Innenministerium die Entscheidung zur Verlegung nun im Eilverfahren durchdrücken will um Tatsachen zu schaffen und so weitere Kritik zu unterbinden“, erklärt Scheerer. „Aus meiner Sicht muss das Gutachten, auf dem die Landesregierung ihre Neuordnung der Luftnotrettung in Baden-Württemberg basiert, zumindest nachgebessert werden. Ansonsten ist es komplett angreifbar und berücksichtigt viele wichtige Punkte nicht.“

Scheerer hatte sich in der Vergangenheit mehrfach für einen Verbleib von Christoph 41 in Leonberg ausgesprochen und zuletzt auch mit dem Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) abgestimmt.

„Mangelnde Transparenz“

Nach Einschätzung des hauptberuflichen Rechtsanwalts berücksichtigt das Gutachten eines Münchner Instituts, auf dem das CDU-geführte Innenministerium seine Pläne zur Verlegung des Hubschraubers nach Tübingen stützt, viele wichtige Faktoren nicht genügend: etwa das Verhältnis von Notfall- zu Verlegungsflügen, die Verkehrslage im Großraum Stuttgart oder die Wetterunterschiede zwischen den beiden Regionen.

„Ich bin davon überzeugt, dass die Annahmen und die Datengrundlage des Gutachtens aus dem Jahr 2018 nicht repräsentativ sind“, erklärt Scheerer. „Die Taktik des Innenministeriums, nun schnell Tatsachen zu schaffen, ist außerdem ein weiteres Beispiel für die mangelnde Transparenz in der ganzen Geschichte. Viel zu lange wurden die Experten vor Ort nicht angehört, die die Lage der Notfallversorgung aber wahrscheinlich am besten beurteilen können.“

Alternativen zur Verlegung

Hans Dieter Scheerer gibt nicht auf und möchte mit politischem Druck weiter um den Verbleib von Christoph 41 in Leonberg ringen: „Ich habe noch vor der Sommerpause im Landtag ein Gespräch mit Staatssekretär Wilfried Klenk aus dem Innenministerium vereinbart.“

Darin wolle man sich erneut zum Rettungshubschrauber Christoph 41 austauschen. „Ich werde Alternativen zur Verlegung, wie die Anpassung der Flugradien der bestehenden Luftrettungsstandorte ansprechen“, kündigt Hans Dieter Scheerer an.

„Wir sind uns alle einig, dass die bestmögliche gesundheitliche Versorgung Baden-Württembergs aus der Luft erreicht werden muss“, sagt Scheerer. „Dafür möchte ich mich mit Herrn Klenk austauschen, um ihn zu überzeugen, dass ein Verbleib von Christoph 41 uns diesem Ziel näherbringt.“

Der Staatssekretär im Innenministerium gilt als der maßgebliche Treiber beim Neuausrichten der Rettungsstandorte. Das vier Jahre alte Gutachten war dem Vernehmen nach mit der Maßgabe in Auftrag gegeben worden, dass sich die Zahl der Hubschrauber-Standorte im Land nicht erhöhen darf.