In letzter Sekunde hat der Krauthof-Betreiber die Reißleine gezogen und zwei prominente Rechtsradikale für Sonntag verbannt. Eine generelle Abgrenzung steht aber aus, so Rafael Binkowski in seinem Kommentar.

Ludwigsburg - Das Spiel ist jedes Mal das gleiche: Unter dem Radar der Öffentlichkeit melden sich rechte Aktivisten im Hotel-Restaurant Krauthof in Ludwigsburg an. Mal waren es die „Reichsbürger“, mal war es der rechte Flügel der AfD, nun ist es das dubiose Zentrum Automobil, eine Vereinigung rechtsradikaler Daimler-Mitarbeiter. Jürgen Elsässer, der „Compact“-Chefredakteur, gehört zur ersten Reihe der rechtsextremen Aktivisten im Land. Und Oliver Hilburger war Mitglied einer Band, die unverhohlen zu Rassismus aufgerufen hat. Mit der geplanten Veranstaltung soll der Unmut vieler Daimler-Mitarbeiter über den Dieselskandal gebündelt und die Verantwortung dem „linken Meinungskartell“ und der „grün versifften IG Metal“ zugeschoben werden, wie es hieß. Dass nicht einmal der AfD-Kandidat Dirk Spaniel in dieser Gesellschaft gesehen werden will, ist ein deutliches Signal.

 

Eine klare Trennlinie fehlt bislang

Dass der Krauthof-Inhaber von all dem nichts gewusst haben will, kann man glauben oder nicht. Zumindest hat er am Freitag erklärt, die Reißleine gezogen zu haben. Wohl auch, weil er Sorge um den guten Ruf seines Hauses und die Geschäfte hat. Zu einer klaren, grundsätzlichen Abgrenzung gegenüber rechten Gruppen wollte er sich aber nicht durchringen. Dass die AfD bei ihm tagen darf, hat er stets verteidigt.

Das mag verständlich sein, denn die Partei steht zwar weit rechts, wird aber nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Bei Gruppierungen, die offen rassistisch sind, muss der Wirt aber eine klare Trennlinie ziehen. Die wenigen dadurch frei werdenden Termine im Jahr lassen sich gewiss mit anderen Veranstaltungen füllen. Bleibt zu hoffen, dass die angekündigte Absage am Sonntag auch tatsächlich umgesetzt wird.