Die die berühmte Künstler-Familie gibt ihr Theater in Köln nach etlichen Generationen am Sonntag auf.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Köln - In der hohen Kunst, Elementares einerseits gezwungenermaßen aufzugeben, andererseits aber doch nicht ganz davon lassen zu müssen, ist die kölsche Mentalität führend. Selbst der Tod, folgte man der Sängerin Trude Herr („Niemals geht man so ganz“), hätte demnach nichts Endgültiges. Ähnlich verhält es sich mit der Tatsache, dass die Familie Millowitsch, seit 1772 zuerst als Puppenspielergemeinschaft, später als Theaterfamilie vor Ort, ihren rheinischen Komödienstadl an der Aachener Straße zusperrt. Willys Erben wollen stattdessen freie Mitarbeiter am Volkstheater Rudolfplatz sein, wie die gute Stube bereits seit zweieinhalb Jahren heißt. Am Sonntag ist die letzte Vorstellung, die der Intendant, Peter Millowitsch, als Co-Autor für sich selbst als Hauptdarsteller verfasst hat: „Wer weiß, wofür et jot es.“

 

Wie seit den Tagen legendärer Produktionen wie „Der Etappenhase“, „Et fussig Julchen“ oder „Tante Jutta aus Kalkutta“ ist der Inhalt des Stücks – in diesem Fall geht es um einen vermeintlich schwulen Friseur, der sich als Helene Fischers Hauscoiffeur ausgibt, um ernsthaft eine Frau zu beeindrucken – mindestens sekundär. Am Millowitsch-Theater wurde, wie die Tochter Mariele Millowitsch einmal festhielt, stets gehobelt. Und es fielen Späne, beziehungsweise Hülsen und Hüllen. Am Ende konnte eine noch so plumpe Vorlage mit dem Hinweis auf ein menschlich-allzumenschliches Malheur stets noch gerettet werden. Dann musste eine Figur einfach nur sagen: „Ich hann en de Bozz (Hose) jemaat!“ Und alle lachten.

„Tratsch im Treppenhaus“ geht immer

Nach dem Tod des Patriarchen Willy Millowitsch im Jahr 1999 ging im neuen Jahrtausend der Identifikationsgrad zurück. Dem kooperierenden WDR schien die Szene nicht mehr jugendlich bewegt genug. Zudem geht Peter Millowitsch auch schon auf die Siebzig zu. Sehr kölsche Pointe: Während jetzt reichlich Eventabende im ehrwürdigen und schönen, alten Millowitsch-Theater laufen, tritt der Emeritus Peter in einem Uralt-Volkstheaterstück bereits im Dezember wieder auf. Mit dem Ohnsorg-Theater-Regisseur Christian Seeler und an der Seite von Heidi Mahler (!) wird sich Millowitsch einer Übung widmen, die nie aus der Mode kommt, nicht in Hamburg und schon gar nicht in Köln: „Tratsch im Treppenhaus“.