Der Gemeinderat bringt die Areale altes Hallenbad, altes Freibad und Kühegärten auf den Weg. Kontroverse Diskussionen gibt es allerdings um die nach Ansicht der Verwaltung unvermeidliche Abholzung auf dem Areal.

Fellbach - Wer künftig einen der besten Ausblicke in Fellbach genießen will, sollte nicht allzu lange zögern. Die von Baubürgermeisterin Beatrice Soltys im Gemeinderat vorgelegten Pläne sehen für den südwestlichen Zipfel des Freibadareals ein Hochhaus vor. Doch Vorsicht bei hiesigen Wolkenkratzer-Ambitionen: Es geht allenfalls um ein „Hochhäusle“. Die Bauverwaltung spricht lediglich von einem „baulichen Hochpunkt“.

 

Dennoch, in den oberen Etagen dieses neuen Wohnturms hat man „eine wunderbare Sicht ins Neckartal“ sowie mit Blick „auf die Wiege Württembergs“, also auf die Grabkapelle in Rotenberg, schwärmte die Baudezernentin. Dieser Hochbaukörper wäre allerdings denkbar als Teil des notwendigen Lärmschutzes speziell nahe der Kreuzung Esslinger Straße und Untertürkheimer Straße. „Wir sind da sehr nahe am Tunnelmund“, erklärte Soltys. Am Südwestportal des Kappelbergtunnels gebe es eine hohe Lärmbelastung.

Wo jetzt noch die Wohncontainer für Flüchtlinge stehen, sollen rund 200 Wohneinheiten entstehen

Um diese zu mindern, visieren die Fellbacher Stadtplaner die Reduzierung auf Tempo 30 an – und zwar an der Untertürkheimer Straße auch tagsüber. Auf der Esslinger Straße als Hauptverbindung Richtung Stuttgarter Straße sollte die Geschwindigkeit zumindest nachts auf Tempo 30 beschränkt werden.

Drei Bereiche im Rahmen des Projekts „Wohnen Süd“ hat der Gemeinderat nun auf den Weg gebracht: Das alte Hallenbadgelände, die Kühegärten und eben das Freibad. Wo jetzt noch die Wohncontainer für Flüchtlinge stehen, sollen auf den 38 000 Quadratmetern bis in geschätzt vier oder fünf Jahren rund 200 Wohneinheiten entstehen. Unter der Überschrift „Wohnen im und am Park“ wird nach der Einarbeitung der Ergebnisse mehrerer Bürgerwerkstätten nun ein „lebendiges, dichtes, aber zugleich durchgrüntes Wohnquartier“ angepeilt. Vorgesehen sind ausschließlich Mehrfamilienhäuser mit zwei bis drei Geschossen. Rund 30 Prozent der Wohnungen sind als sozialer, „kostengedämpfter“ Wohnungsbau festgelegt. Einfamilienhäuser sowie Doppel- und Reihenhäuser sind ausdrücklich „nicht zugelassen“ – darauf drängte insbesondere die CDU-Fraktion.

Sogar das Naturdenkmal der historischen Baumallee des Freibads müsse weichen

Als Grundlage der Planung galt bisher „der sorgsame Umgang mit dem großen und alten Baumbestand auf dem alten Freibadgelände“, so zumindest die Einschätzung von Stadtrat Michael Vonau (Grüne). Von der Sicherung einzelner schützenswerter Bäume, wie die Verwaltung in der schriftlichen Vorlage betont, könne nun aber keine Rede mehr sein, klagt der Grünen-Politiker. Dieses Konzept habe die Stadt mittlerweile beerdigt „zugunsten höherer Einnahmeperspektiven“. Tiefparkplätze und Wege seien „wichtiger als Artenschutz, Mikroklima und Aufenthaltsqualität“. Sogar das Naturdenkmal der historischen Baumallee in der Nordostecke des Freibads müsse weichen. Vonaus Bilanzsumme nach dem Blick auf die Pläne des Strukturkonzepts: „Ganze fünf Bäume sollen nach Ansicht der Bauverwaltung vom alten Baumbestand übrig bleiben.“

Unterstützung erhielt Vonau durch Michael Eick (Freie Wähler): „Bei den Bäumen muss ich in dieselbe Kerbe hauen – schönes Wortspiel“, sagte er. Denn das sei ja gerade der Charme dieses Geländes, dass man auf den wunderbaren Bestand der alten Bäume zurückgreifen könne.

Wohnen im Park

Die Baubürgermeisterin ging auf die von Vonau genannte Zahl nicht konkret ein – in der schriftlichen Vorlage ihres Dezernats zur Sitzung heißt es: „Einzelne schützenswerte Bäume sind zwingend zu sichern.“ Beatrice Soltys verwies ansonsten darauf, dass es bei Geschosswohnungen und Tiefgaragen „so gut wie unmöglich ist, die Bäume zu erhalten“. Da reiche einfach der Platz nicht. „Und ,Wohnen im Park’ heißt nicht, dass man zwischen großen alten Bäumen wohnen muss“, das Grün sei auch anderweitig machbar – etwa durch Neuanpflanzungen.

Letztlich lobten die meisten Fraktionsredner das Konzept fürs Freibadgelände. Die angekündigte Wohnbauoffensive werde greifbar, meinte Andreas Möhlmann (SPD). Vorschläge der Bürger seien „wie noch nie“ eingearbeitet worden, die Mitarbeiter der Bauverwaltung „haben sich reingekniet“, erklärte Herbert Aldinger (CDU); nun müsse es aber „zügig weitergehen“. Die Zustimmung zu den Plänen fiel allerdings mit zwei Gegenstimmen und sieben Enthaltungen nicht gerade üppig aus.