Einmal im Leben war ich schon Chefredakteur. Damals 1993, bei unserer Abi-Zeitung am Gustav-Stresemann-Gymnasium in Fellbach-Schmiden. Und natürlich wollten wir von Anfang an kritischen Journalismus betreiben. Kurzum: Lehrer, die uns nicht passten, bekamen eins auf die Mütze. Was dazu führte, dass unser doppelseitiger Aufmacher über den Englisch-Leistungskurs vor allem eine Kernaussage hatte: „Die Brezeln, die uns Herr D. zur Abiprüfung mitbrachte, waren genauso trocken wie sein Unterricht.“

 
Das fanden wir ungeheuer lustig. Herr D. nicht so. Weshalb uns ein paar Wochen später ein Brief ins Haus flatterte, in dem Herr D. erst schilderte, wie empört er sei – und dann verkündete, er habe einen Anwalt eingeschaltet, um uns solche Aussagen zu verbieten.

Natürlich waren wir zur Verteidigung der Meinungsfreiheit bereit, bis vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. Leider hat sich Herr D. auf unsere Antwort, dass wir der juristischen Auseinandersetzung um die Beschaffenheit von Brezeln und Unterricht gelassen entgegensehen, nie mehr gemeldet.