Abitur im Frühjahr 1974 – das ist fast 40 Jahre her; vieles ist vergessen. Einer aber wird noch lange im Kopf bleiben: unser Französisch-Lehrer. Anfang der zwölften Klasse bekamen wir ihn, nachdem in fünf Schuljahren zuvor mindestens sechs bis acht ihr Glück an uns versucht hatten. „Franz“ war mein Horrorfach. Ob passé simple oder composé – nichts ging in meinen Kopf hinein, trotz größter Mühe. Der Fünfer oder gar das Posthorn waren meine treuen Begleiter.

 

Heute würde man eine solche Lernblockade mit Hilfe des Schulpsychologen in den Griff bekommen. Aber damals wurde deswegen das Abitur der größte Berg in meinem noch jungen Leben. Es gab Anmeldenoten – und die Kalkulation hieß: mit fünf angemeldet, die Pleite im Schriftlichen einkalkuliert, das notwendige Mündliche rettet nichts – aus, vorbei, Wiedersehen in einem Jahr.

Es gab einen Klassenkameraden, der war in einer ebenso ausweglosen Situation. Eines Tages baten wir Herrn H. um ein Gespräch, er hatte unsere vergeblichen Bemühungen durchaus registriert. Er entließ uns mit einem ermutigenden Satz. In den Wochen darauf schrieben die Vierer-Leute plötzlich Dreien, und die Dreier-Aspiranten bekamen nach den Arbeiten Zweier zurück. Und wir beiden am Ende der Tabelle hatten plötzlich Vierer oder Vier-Komma.

Herr H. hatte die ganze Klasse „gelupft“. Ergebnis: Wir beide wurden mit einer knappen Vier angemeldet, produzierten unser Posthorn, das gab ne Fünf ohne Mündlich – und das Abi war gerettet. Sonst war man ja ganz passabel. „Das hat grad noch gereicht“, meinte unser Schulleiter, als er mir das Zeugnis überreichte. Welche Strategien da im Hintergrund abliefen, unausgesprochen, hat der schachspielende Direx nicht durchschaut. Ich ziehe heute noch den Hut vor Herrn H.