Das T-Shirt mit dem Aufdruck „In Mathe bin ich Deko“, mit dem das Versandhaus Otto jüngst für ordentlich Wirbel gesorgt hat, hätte ich als Schülerin ab der fünften Klasse bis zum Abitur ohne Weiteres tragen können. Weder Mitschüler noch Lehrer hätten dies je in Frage gestellt.

 
Wie ich mich durch die neun Jahre Mathe am Gymnasium geschmuggelt habe, weiß im Nachhinein keiner so genau. Am wenigsten ich selbst. Jedenfalls hat es meine Eltern einen Haufen Geld für Nachhilfe und alle Beteiligten einiges an Nerven gekostet. Zum Glück kam ich noch in den Genuss des bayerischen Abiturs, bevor Mathe zum Pflichtfach wurde. Die vier Halbjahre absolvierte ich gezwungenermaßen und schaffte sie haarscharf jeweils mit einem Punkt – einmal sogar mit bravourösen zwei Punkten. Für die habe ich aber auch wirklich ackern müssen.

Die „richtigen“ Abitur-Prüfungen legte ich dann in Spanisch, Deutsch, Biologie und Religion ab. Beim Abiball tanzte mir schließlich mein Mathelehrer aus der Kollegstufe entgegen und verabschiedete mich mit dem hämischen Satz aus dem Schulleben: „Sie sind nun wirklich der Beweis, dass man ohne jegliche Mathematik-Kenntnisse das Abitur bestehen kann“.