Es war ein schöner Tag, Anfang der Achtziger im Kunstklassenraum eines Stuttgarter Gymnasiums. Den Schultischen verliehen die Farbspritzer aus vergangene Dekaden ein freundliches Antlitz, das Waschbecken thronte wie ein Hausaltar an der gewohnten Stelle, die Sonne blinzelte durch die schmutzigen Scheiben und verlieh sogar dem stumpfgrauen Diaprojektor ein wenig Glanz. Draußen zwitscherten die Vögel, die Bäume blühten, Menschen gingen zur Arbeit, liebten sich oder putzten ihren Opel Ascona.
Martin Gerstner (Abi 81) ist Redakteur im Ressort redaktionelle Koordination.Achim Zweygarth
Was in den folgenden drei Stunden geschah, weiß ich nicht mehr genau. Nur, dass die erste „flächige Struktur“ auf meinem entsetzlich leeren Papier ein Tropfen Angstschweiß war. Der floss auf wundersame Weise in irgendwelche gezeichneten Visionen mit ein, die von der Jury später milde begutachtet wurden. Seitdem weiß ich: Panik ist eine Kreativitätsmaschine. Doch in den Jahren danach war ich nicht mehr oft in Museen.