Der Absatzkanal über Hornbach, Obi und Co. galt als Zukunftsprojekt für den Textilhersteller aus Plüderhausen. Jetzt hat das Familienunternehmen die Reißleine gezogen.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Noch vor einem Jahr galt der Verkauf von Arbeitskleidung für den Heimwerkerbereich als ein Goldesel für den Textilhersteller Kübler aus Plüderhausen. Auch wenn der Fachhandel der wichtigste Absatzkanal für das 230 Mitarbeiter zählende Unternehmen bleibe, sei neben der Sparte Mietwäsche gerade der wachsende Vertrieb über Baumärkte ein maßgeblicher Faktor für den auf 54 Millionen Euro gekletterten Rekordumsatz.

 

Inzwischen, nur zwölf Monate später, hat der Workwear-Spezialist offenbar noch mal genau nachgerechnet – und festgestellt, dass das Unternehmen mit dem Verkauf über Hornbach, Obi und Co. in Wirklichkeit tiefrote Zahlen schreibt. Weil im Baumarktbereich für Kübler offenbar kein Geld verdient ist, wird in der aktuellen Firmenbilanz eine strategische Neuausrichtung verkündet – und erklärt, dass sich der Hersteller aus dem Rems-Murr-Kreis vom Do-it-yourself-Segment ersatzlos verabschieden will. „Aus dem Marktsegment Baumärkte hat sich Kübler bewusst zurückgezogen“, heißt es in einer Mitteilung des Familienunternehmens.

In der Verantwortung: Thomas Kübler, geschäftsführender Gesellschafter, und der zum CEO aufgestiegene Richard Scheiner (von links) Foto: Firmenfoto

Workwear Kübler – Stühlerücken in der Chefetage

Nicht verschwiegen wird in Plüderhausen allerdings, dass die Abkehr vom einstigen Hoffnungsträger mit einem Stühlerücken in der Chefetage verbunden war. Manager Richard Scheiner, bisher nur für den Finanzbereich zuständig, wurde zum 1. Februar dieses Jahres zum CEO bestellt, die Produktpalette neuerdings vom seit Jahren fürs Marketing zuständigen Daniel Pusch verantwortet. Vom bisherigen Geschäftsführer Michael Stiegert ist in der Firmenbilanz keine Rede mehr.

Für den geschäftsführenden Gesellschafter Thomas Kübler ist die Neuausrichtung ein klares Bekenntnis zur Zukunft des Workwear-Herstellers als inhabergeführtes Unternehmen. „Mit den eingeleiteten Maßnahmen wollen wir nicht nur unsere führende Position als Familienunternehmen in einem dynamischen Marktumfeld sichern, sondern auch unmissverständlich bekräftigen, dass Kübler eigenständig bleibt und nicht zum Verkauf steht“, betont Thomas Kübler.

Starkes Umsatzwachstum

Dass mit der Arbeitskleidung nichts verdient wäre, lässt sich nicht sagen. Im Geschäftsjahr 2024 verbuchte Kübler einen Umsatz von 58 Millionen Euro und blieb damit auf Wachstumskurs. Fast jeder dritte Blaumann wird übrigens ins Ausland geliefert. Der Exportanteil belief sich auf 27 Prozent. Für dieses Jahr strebt CEO Scheiner „eine moderate Umsatzsteigerung auf der Basis von nachhaltig profitablem Wachstum an“.

Konzentrieren will sich der Hersteller auf seine Kernkompetenz in der Entwicklung hochwertiger Arbeits- und Schutzbekleidung. Die Weichenstellung für die Zukunft will Scheiner auch als Bekenntnis zur Fachhandelstreue verstanden wissen, „für die Kübler von seinen Partnern seit jeher sehr geschätzt wird“. Als übergeordnetes Unternehmensziel definiert er „gesundes, nachhaltiges Wachstum auf der Basis von Qualität, Innovation und Kundenzufriedenheit“.

Dafür investiert das Unternehmen 2025 in die Verbesserung der internen Abläufe sowie in ein neues System für die Lagerverwaltung. Auch die Digitalisierung der Prozesse und des Kundenmanagements steht an. Zur Stärkung der Marktposition sollen neue Produktlinien beitragen. Geplant ist die Einführung einer neuen mietwäschetauglichen Einstiegskollektion und einer neuen Linie mit Stretch-Textilien. Außerdem will Kübler sein Produktportfolio im Bereich persönliche Schutzausrüstung erweitern.