Kleine Abkürzung, große Wirkung. Verkehrsminister Hermann hat dem Verkehrschaos in Schwäbisch Gmünd ein Schnippchen geschlagen und ist durch einen noch gar nicht eröffneten Tunnel gefahren. Manchem Bürger, der oben im Stau festsaß, passt das gar nicht.

Kleine Abkürzung, große Wirkung. Verkehrsminister Hermann hat dem Verkehrschaos in Schwäbisch Gmünd ein Schnippchen geschlagen und ist durch einen noch gar nicht eröffneten Tunnel gefahren. Manchem Bürger, der oben im Stau festsaß, passt das gar nicht.

 

Schwäbisch Gmünd - Ob einfacher Bürger oder Minister: Im Stau sind alle gleich. Eigentlich. Denn Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat einen Stau in Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) mit einer inoffiziellen Abkürzung ausgetrickst - und damit erst für viel Gelächter und anschließend für den Unmut der Opposition gesorgt.

Hermann war am vergangenen Donnerstag auf dem Weg zu einer Straßeneröffnung. Doch im Stau von Schwäbisch Gmünd blieb er stecken. Ein Mitarbeiter habe daraufhin beim Stuttgarter Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl (FDP) angerufen, um die Verspätung des Ministers anzukündigen, berichtete ein Ministeriumssprecher am Dienstag. Doch Schmalzl als Vertreter der oberen Verkehrsbehörde habe eine Idee gehabt: Schließlich steht der Gmünder Einhorntunnel, der die Verkehrsprobleme der Stadt bald beheben soll, unmittelbar vor seiner offiziellen Eröffnung. Also sei Schmalzl zur Polizei gegangen, die wiederum ein Baufahrzeug losgeschickt habe, um den Minister unter dem Stau hindurch durch den fast fertigen Tunnel zu lotsen.

Als Hermann dann bei seinem Termin ankam, sei über die ungewöhnliche Abkürzung zunächst noch gescherzt worden, berichteten Teilnehmer. Die „Gmünder Tagespost“ schrieb eine Kolumne über die „bestandene Testfahrt“ für den Tunnel, dem Sender Radio 7 gab der Minister einen launigen O-Ton. Auch andere Medien hatten über das Thema berichtet.

Die Fahrt sorgte im Nachhinein für Unmut bei der CDU

Doch im Nachhinein sorgte die Fahrt des Ministers in Leserbriefen und beim Gmünder CDU-Landtagsabgeordneten Stefan Scheffold für großen Unmut. Es sei eine „Geschmacklosigkeit ohnegleichen“, dass der Minister durch einen noch gesperrten Tunnel fahre, während der normale Bürger oben im Stau stehe, sagte Scheffold am Dienstag.

Am 25. November dürfte sich der ganze Streit aber erledigt haben. Dann wird der Gmünder Einhorntunnel auch für die Bürger eröffnet - und die Stadt hofft, dass das monatelange Verkehrschaos ein Ende findet.

Eine kleine Randnotiz: Es ist nicht das erste Mal, dass der Gmünder Tunnel Schlagzeilen macht. Die neue Verkehrsader hätte beinahe „Bud-Spencer-Tunnel“ geheißen. Als die Stadt vor zwei Jahren im Internet nach einem Namen für das Bauwerk suchte, startete ein Scherzbold einen bundesweiten Flashmob und animierte mehr als 100.000 Menschen, für den Italo-Wester-Helden als Namenspatron zu stimmen. Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) freute sich zwar über die öffentliche Aufmerksamkeit für seine Stadt. Am Ende stimmte der Gemeinderat aber doch für den Namen „Einhorn-Tunnel“.