Der Eine-Welt-Laden in Filderstadt geht mit gutem Beispiel voran. Was er an CO2 verbraucht, spendet er an die Klima-Kollekte. Ulrike Pfab erklärt, warum sich jede und jeder in die Aktion für die Umwelt einklinken sollte.

Lokalsport: Patrick Steinle (pst)

Filderstadt - Der Eine-Welt-Laden in Filderstadt hat ausgerechnet, wie viel er der Umwelt schuldet. Die Idee dahinter: Der CO2-Ausstoß wird mit Spenden für die Klima-Kollekte ausgeglichen. Warum macht er das?

 

Wie viel CO2 verursacht der Eine-Welt-Laden, und wie viel hat er dafür bezahlt?

Ich habe die Bilanz für 2018 über die Webseite der Klima-Kollekte berechnet. Dabei kam ich auf rund sieben Tonnen Kohlenstoffdioxid. Wir werden etwa 170 Euro an den Kompensationsfonds Klima-Kollekte spenden. Die Organisation finanziert damit Klimaausgleichsprojekte im globalen Süden, also in sogenannten Entwicklungsländern. Dort macht nämlich der Klimawandel schon heute das Leben der Menschen noch schwerer. Und von dort kommen auch unsere fair gehandelten Produkte.

Was ist denn das Hautproblem?

Da das Gebäude an der Rosenstraße schon älter und nicht sehr gut gedämmt ist, fällt hier der größte CO2-Posten an. Mehr als vier Tonnen gehen auf das Heizen zurück. Danach kommen die Anfahrtswege. Ich habe mal überschlagen, dass für die Fahrt zum Ladendienst, zu Treffen oder Vorträgen rund 9000 Kilometer mit dem Auto angefallen sind. Das entspricht etwa 2,5 Tonnen CO2.

Wie könnte man den Verbrauch verringern?

Viel Spielraum gibt es da eigentlich nicht. Als Mieter können wir keine baulichen Maßnahmen für eine bessere Dämmung vornehmen, und einfach die Temperatur im Laden abzusenken, ist auch keine Lösung. Beim Thema Mobilität hoffe ich natürlich, dass die rund 30 ehrenamtlich Mitarbeitenden in Zukunft das eine oder andere Mal das Auto stehen lassen. Beim Strom sind wir schon vorbildlich. Wir beziehen Ökostrom, sprich der CO2-Fußabdruck ist verschwindend gering.

Die Ware, die im Eine-Welt-Laden verkauft wird, kommt aus Übersee. Was ist mit dem CO2-Ausstoß bei deren Transport?

Das habe ich nicht mit in die Rechnung einbezogen. Da haben wir auch nicht die Hand drauf. Klar ist aber, dass die Fairtrade-Importeure das Thema genauso auf dem Schirm haben wie wir und ständig optimieren. Solange es sich nicht um Flugware handelt, schlägt der Transport auch nicht allzu sehr zu Buche. Natürlich wäre es für das Klima das Beste, wenn man nur noch regional einkaufen würde. Dann würde in Deutschland aber auch niemand mehr ein Baumwoll-Shirt tragen, sondern eines aus Leinen. Außerdem ist es ja das Anliegen des Weltladens, fair gehandelte Waren zu verkaufen und so Einkommen für Familien in Entwicklungsländern zu schaffen. Dafür braucht es den globalen Warenverkehr.

Wollen Sie Vorbild für andere sein?

Der Anteil an Firmen, die den CO2 -Fußabdruck aus ihrer Geschäftstätigkeit kompensieren, ist gering. Wir brauchen dafür mehr Bewusstsein. Denn ohne massive Veränderungen hat die Menschheit auf diesem Planeten keine Zukunft. Wenn wir so weitermachen, gehen wir ins Katastrophenszenario. Daher muss jeder und jede etwas tun, sei es privat oder im Geschäft. Die jüngsten Wahlergebnisse, bei denen die Grünen so gut abgeschnitten haben, zeigen mir, dass das Bewusstsein für das Thema wächst.

Mit den Fridays for Future gehen junge Menschen das Thema an. Kommen viele Jüngere in den Eine-Welt-Laden?

Da ich nicht im Laden verkaufe, kann ich das so nicht sagen. Mit der Fairtrade-AG des Eduard-Spranger-Gymnasiums besteht aber eine enge Kooperation. Im ESG gibt es auch eine Umwelt-AG, die selbst Gemüse anbaut und sich gegen den Klimawandel stark macht. Ich meine, die Sensibilität bei den Jugendlichen wächst. In einer Welt voller Egoismus schauen sie über den Tellerrand und setzen sich mit den Folgen unseres Handelns auseinander. Das ist gut so.

Wie ist das denn in Ihrem Alltag, Frau Pfab? Fliegen Sie zum Beispiel in den Urlaub?

Ich bin aus Überzeugung schon ewig nicht mehr in den Urlaub geflogen. Wir machen zum Beispiel gerne Radreisen und gehen wandern. Vor zwei Jahren bin ich das letzte Mal aus geschäftlichen Gründen auf die Philippinen geflogen. Meine CO2-Schuld habe ich dann über Atmosfair beglichen. Das Konzept funktioniert ähnlich wie das von Klima-Kollekte. Ansonsten bin ich viel mit den Öffentlichen unterwegs, benutze Stoff-Taschentücher oder gehe im Bioladen einkaufen. Unseren Wäschetrockner haben wir verschenkt. Das ist ein echter Stromfresser und auf der Leine trocknet die Wäsche genauso gut.

Was geben Sie anderen für einen Ratschlag?

Sich informieren, bewusst konsumieren, immer bei sich selber anfangen und genau hinschauen, was einem wichtig ist. Für mich ist klar: Ich muss nicht alles haben und kann auch auf Dinge verzichten – ohne dabei unglücklich zu sein. Das bedeutet ja nicht, dass man sich nichts mehr gönnen darf. Aber wir dürfen auch nicht den Kopf in den Sand stecken und so tun als ginge uns das Artensterben und die Erderwärmung nichts an. Manches wird nach reiflicher Betrachtung vielleicht umständlicher, aber ich bin mir sicher – es lohnt sich.