About Pop: Vor eindrucksvoller Kulisse im Park der Villa Reitzenstein hat Charlotte Brandi am Samstagnachmittag über den Dächern von Stuttgart ein kleines Schwerelos-Pop-Konzert gegeben. Von Anekdoten aus Stuttgart und der Liebe zum Theater.

Glücklicherweise spielte das Wetter am zweiten Tag der About Pop wieder mit, der Konzertbesuch im Park der Villa Reitzenstein war somit entspannt. Die Spielstätte ist gut besucht, nicht übervoll, ein gediegenes Auf-der-Wiese-Sein, manche Eltern sind mit ihren Kindern da, dann um 17 Uhr der Auftritt von Charlotte Brandi. Zuvor war schon Indie-Pop-Local Future Franz zu hören, die beiden haben schon zusammengearbeitet, etwa für den ironischen Please-don’t-hurt-my-feelings-Song „Schick mir eine Nachricht“ (2023).

 

Noch gar nicht so lange ist es her, dass Charlotte Brandi in Stuttgart gastierte, nämlich Anfang April im Merlin, wo sie ihren Langspieler „An den Alptraum“ vorstellte. Der nicht so hoffnungsfrohe Name wartet musikalisch umso positiver auf, nämlich mit sehr feinem Dream-Pop, in Melange mit Folk, Chanson und Rockelementen und in der deutschen Pop-Landschaft nicht so ganz vergleichbar. Das Album ist allein von Frauen gemacht und so sind auch die Themen darauf von, mit und über Frauen.

Erst nachdenkliche Texte, dann persönliche Anekdoten

Das Stück, das Brandi an diesem Nachmittag als erstes spielt, ist „Der Ekel“, es ist auch das erste auf ihrer Platte, und als gregorianischer Choral angelegt. Es handelt, schlicht gesagt, von Männern, die Angst vor Frauen haben: „Interessiert dich nicht/Noch so eine laute Person/Mit markantem Gesicht/Deine Antipathie hat mich lange erstaunt/Jetzt ergibt alles Sinn/Du hast einfach Angst vor Frauen.“ Brandi spielt gleich noch das Stück „Luzern“, auch wieder nachdenklich, hoch angelegt, und dann beginnt sie, ihr Publikum zu unterhalten.

Sie erzählt von einem Geliebten, den sie mal in Stuttgart hatte, fünf Jahre jünger, ein Zivi im Sozialbereich, was für sie sexy war, und von ihrer Station in Tübingen mit Me And My Drummer (mit Mathias Pröllochs), und dem Theater, neben der Musik ihre zweite große Leidenschaft, wie sie sagt. Daher entschuldigt sie sich auch, nach dem 45-minütigen Auftritt gleich weiter nach Augsburg zu müssen, wo am Abend Premiere von „Romeo & Julia“ ist, zu dem sie die Musik beigetragen hat.

Schwereloser Pop

Brandi spielt weiter, noch ein paar neue Stücke, dann das Alanis Morissette-Cover „Mary Jane“. Ihr heller, klarer Gesang, breitet sich über den Ort, ein wenig Träumen im Garten über den Dächern der Stadt. Mit Tocotronics Dirk von Lowtzow arbeitete sie zusammen, der später aus „Ich tauche auf“ lesen wird und auch mit Tristan Brusch, was die Gemeinsamkeiten der lyrisch-kunstvollen Ebene erklären dürfte. Und dann wieder das Theater, über das sie charmant und unbekümmert zu berichten weiß. Noch mal Schwerelos-Pop und weiter zur nächsten Station für die Künstlerin, für die Gäste vielleicht noch ein wenig verweilen, denn war es doch recht schön und könnte für immer auch so bleiben.