Abriss des Esslinger Landratsamts Landkreis mietet in großem Stil Ersatzbüroräume an

Der Altbau des Esslinger Landratsamts (rechts) ist dem Abriss geweiht. Foto: Roberto Bulgrin

Der Altbau des Esslinger Landratsamts fällt der Abrissbirne anheim. Damit die Beschäftigten in der Zeit bis zum Einzug in das neue Gebäude nicht auf der Straße stehen, hat der Landkreis in großem Stil Büroräume angemietet. Die haben ihren Preis.

Esslingen - Rund 1,5 Millionen Euro im Jahr für ungenutzte Büroräume – das klingt nach Verschwendung. Doch für den Landkreis Esslingen geht die Rechnung auf. Um angesichts eines überhitzten Immobilienmarkts zu verhindern, dass die Verwaltung in zwei Jahren auf der Straße sitzt, hat man im Landratsamt jetzt schon Nägel mit Köpfen gemacht. Die Sicherheit hat ihren Preis: Seit dem Januar laufen die Mietverträge für die Interimsunterkünfte im ES in der Berliner Straße und für das Fleischmannhaus. Vom 1. April 2021 an steigt der Landkreis zudem im Württemberger Hof ab.

 

Das letzte Stündchen des in den 1970er- Jahren errichteten Esslinger Landratsamts schlägt im April 2022. Wenn das Auf-und Ausräumen in den Büros abgeschlossen ist, wird sich die Abrissbirne dann an der Außenhülle des in den 1970er Jahren errichteten Altbaus abarbeiten. Die inzwischen zeitlich gestreckte Planung sieht vor, dass der Neubau in den Pulverwiesen, für den der Landkreis Esslingen rund 130 Millionen Euro in die Hand nehmen will, im Juli 2026 bezogen wird.

Schwierige Suche nach Zwischenlösungen

Damit die Kreisverwaltung in den voraussichtlich vier Jahren dazwischen nicht auf der Straße sitzt, ist der Landkreis auf eine Reihe von Behelfsunterkünften angewiesen. „Die Suche hat sich auf dem angespannten Mietmarkt äußerst schwierig gestaltet. Dennoch ist es uns gelungen, zu Lösungen zu kommen“, berichtet die Sprecherin der Kreisverwaltung, Andrea Wangner.

Um den rund 900 vom Umzug betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Dach über dem Kopf bieten zu können, muss der Landkreis tief in die Tasche greifen. Rund 225 Beschäftigte kommen dauerhaft in dem im Vorgriff erstellten Außenstellen-Neubau in Plochingen unter. Das knapp 40 Millionen Euro teure Verwaltungsgebäude auf dem Stumpenhof muss deshalb spätestens im März 2022 bezugsfertig sein.

Büros für 675 Beschäftigte gesucht

Die verbleibenden 675 Beschäftigten werden auf eine Handvoll Standorte in Esslingen verteilt. Die Mietkosten für die dafür erforderlichen Ausweichquartiere addieren sich auf eben jene rund 1,5 Millionen Euro im Jahr – die nicht unerheblichen Nebenkosten noch nicht mitgerechnet. So überweist die Kreiskämmerin Sonja Hauschild seit dem 1. Januar dieses Jahres unter anderem jeden Monat 61.000 Euro plus Nebenkosten an die Investorengesellschaft, die das Kaufhaus ES in der Berliner Straße 2 betreibt. Die Summe, die für die 5300 Quadratmeter Bürofläche fällig wird, reduziert sich derzeit noch um rund 52.000 Euro jährlich – auch nur, weil es dem Landkreis gelungen ist, einen Teil der bislang ohnehin noch nicht benötigten Flächen unterzuvermieten.

Dagegen muss die Kreisverwaltung für die angemieteten Räume im Fleischmannhaus in der Fleischmannstraße 2 schon jetzt ordentlich Geld auf den Tisch legen, ohne die 1500 Quadratmeter Bürofläche dort wirklich zu nutzen. Der Mietbeginn hier war ebenfalls am 1. Januar, mit monatlichen Kosten von 17.250 Euro. Das Geld geht an die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, die Eigentümerin des Anwesens ist. Zudem steht der Württemberger Hof in der Neckarstraße 1 auf der Wunschliste. Weil aber dort die Stadt Esslingen derzeit noch logiert, befindet sich der Landkreis hier in der in der Warteschleife. Das hat den Vorteil, dass die erste Überweisung erst mit dem Einzug am 1. April des kommenden Jahres fällig wird. Als Kaltmiete für die rund 1500 Quadratmeter Bürofläche in dem ebenfalls der Kreissparkasse Esslingen gehörenden Gebäude werden dann 23.300 Euro pro Monat fällig.

Die Ausweichquartiere müssen umgebaut werden

Schon bezogen sind dagegen die Büroräume in der Esslinger Röntgenstraße 16-18 , wo unter anderem, bei einer Kaltmiete von 372.000 Euro, das Amt für Geoinformation und Vermessung untergebracht ist. Nicht mehr benötigt wird das Mietobjekt in der Nürtinger Europastraße 1. Die dort untergebrachte Außenstelle des Kreismedienzentrums zieht nach einem Zwischenspiel in Esslingen in das neue Verwaltungsgebäude nach Plochingen um. Die Miete von 2200 Euro monatlich spart sich der Landkreis, nachdem er die Räume mit Wirkung zum 30. November gekündigt hat.

Nachdem der Landkreis die Verträge unter Dach und Fach hat, werden den Worten von Andrea Wangner zufolge derzeit für die Esslinger Ausweichquartiere konkrete Bürobelegungspläne erarbeitet und die erforderlichen Umbauten und Schönheitsreparaturen mit den Vermietern abgestimmt.

Der Chef der Esslinger Kreisverwaltung, Landrat Heinz Eininger, dirigiert seine über die ganze Stadt verstreute Belegschaft in der Bauphase von einem noch einzurichtenden Büro in der Bahnhofstraße 8 aus. Das ist der Hauptsitz der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, deren Verwaltungsratsvorsitzender Heinz Eininger von Amts wegen ohnehin ist.

Schnelle Orientierung und kurze Wege

Ein entsprechender Mietvertrag ist derzeit in Abstimmung. Alle Flächen hat sich der Landkreis langfristig gesichert. Die Laufzeit der Mietverträge beträgt in der Regel fünf Jahre, mit der Option auf eine Verlängerung von eineinhalb Jahren. Die Option kann bei Bedarf jeweils bis zu fünf Mal gezogen werden.

Mit dem vom Esslinger Kreistag abgesegneten Neubau der Verwaltungsgebäude in Plochingen und Esslingen verbindet der Landkreis die Hoffnung, besser auf die Belange der Menschen in dem auf rund 535.000 Einwohner angewachsenen Landkreis eingehen zu können, als in dem aus den Nähten platzenden Bestandsgebäude. „Die neuen Gebäude schaffen Voraussetzungen für eindeutige Zuständigkeiten, schnelle Orientierung und kurze Wege“, fasst Andrea Wangner zusammen. Die Unterteilung in öffentliche, halböffentliche und nichtöffentliche Arbeitszonen ermögliche es der Verwaltung, das Gebäude variabel zu nutzen. So könne kurzfristig auf einen geänderten Personalbedarf in einzelnen Ämtern und Bereichen, wie er beispielsweise im Zuge der Flüchtlingsbetreuung aufgetreten war, reagiert werden.

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