In Eislingen wird das Schlosstheater abgerissen. Damit endet eine Ära städtischer Kulturhistorie. Ein Verein hatte sich vergeblich dagegen gestemmt.

Eislingen - Ausgebeint ist das ehemalige kulturelle Herz Eislingens schon. Am Montag greifen die Bagger an. Das Schlosstheater wird dann endgültig platt gemacht. Beschlossen ist der Abriss schon seit Ende vorigen Jahres. Auf dem Areal soll bekanntlich das neue Rathaus der großen Kreisstadt und darum herum eine neue Stadtmitte entstehen.

 

Mit dem Abriss des Schlosstheaters enden endgültig nicht nur sechs Jahrzehnte Kinozeit in Eislingen, sondern es weicht auch ein Gebäude, das nach dem Krieg über mehr als 50 Jahre hinweg aus dem Kulturleben der Stadt nicht wegzudenken war.

Winnetou und Casablanca

Bei seiner Einweihung im Jahr 1952 war das Schlosstheater ein moderner Kulturtempel, Kino und Stadthalle mit mehr als 500 Plätzen zugleich. Ob Winnetou, Sissi oder Casablanca, Shakespeare, Schiller oder Frl. Wommy Wonder, ohne das Schlosstheater hätten die Eislinger auf diese bunte Vielfalt verzichten müssen. Anfangs wurde das Kinoprogramm noch um Gastspiele fremder Bühnen bereichert. In den Achtziger Jahren, nach einem Tief, avancierte das Schlosstheater mit seinen damals noch 300 Plätzen auch für die Stadt, die Schulen und die Vereine zur wichtigsten Veranstaltungshalle. Theater, Kleinkunst und Kabarett fanden dort statt, bis vor acht Jahren die neue Stadthalle das in die Jahre gekommene Schlosstheater als Mittelpunkt der Eislinger Kulturveranstaltungen ablöste.

Die Kinogeschichte selbst war ebenso wechselhaft. Ebenfalls Anfang der Achtziger Jahre übernahmen Kinoenthusiasten aus Schwäbisch Gmünd das Schlosstheater. Das neue Programmkino zog die Massen wieder an. Die Kinokneipe, Bogey’s Bar, im Obergeschoss wurde zum Treffpunkt. Doch Ende der neunziger Jahre geriet der Kinobetrieb ins Schlingern. Den Movieplex’ und Blockbustern hatte das Schlosstheater nichts mehr entgegenzusetzen. Programmkino kam aus der Mode. Die Kinobetreiber gaben auf.

Die letzten Versuche scheitern

Und weil schon damals die Gerüchte um einen möglichen Abriss laut wurden, war es auch schwierig, einen Nachfolger zu finden. Der letzte, der sein Glück versuchte, war ein Kinobetreiber aus Neu-Ulm. Doch auch er scheiterte, trotz einer Unterschriftenaktion, an mangelndem Zuspruch. Das Publikum kam nur noch spärlich, wohl auch, weil die minimale personelle Ausstattung der Ein-Mann-Dependance des Neu-Ulmers zu wenig Service bot. Im Sommer vor drei Jahren beendete der Kinobetrieber sein Gastspiel mit einer unbefristeten Sommerpause.

Im Herbst 2010 gelang es dann der Stadt nach jahrelangen Verhandlungen mit den Eigentümern, dieses Schlüsselgrundstück in der geplanten neuen Eislinger Mitte zu erwerben, und das große Engagement einiger Gymnasiasten gewährte der Eislinger Kinohistorie noch eine Verlängerung.

Es bleibt die Hoffnung

Mit einfachsten Mitteln und viel ehrenamtlichem Einsatz zog die Initiative „Ein Kino für Eislingen“ noch einmal einen Kinobetrieb an den Wochenenden auf. Der Enthusiasmus wurde allerdings vorzeitig gebremst. Bis Juni hätten eigentlich Filme gezeigt werden sollen. Ein Rohrbruch in einer klirrend kalten Nacht Mitte Februar beendete jedoch jäh die Kinoträume. Nun hoffen die Kinofans auf die neue Eislinger Mitte und darauf, dass sich ein Investor von ihrer Begeisterung mitreißen lässt.