Höchst erfolgreich baute er für die BW-Bank das „Wealth Management“ auf und aus. Nun wurde der für Superreiche zuständige Vorstand Peter M. Haid (50) Knall auf Fall verabschiedet. Weil dafür keinerlei Gründe genannt werden, herrscht allenthalben Rätselraten.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Peter M. Haid (50) präsentierte sich als Banker mit sozialem Gewissen. Die Grundvoraussetzung für das Gemeinwohl sei, „dass wir nicht gegeneinander, nicht nebeneinander, sondern miteinander leben und arbeiten“, schrieb der für Superreiche und Stiftungen zuständige Vorstand der BW-Bank noch vor Kurzem in einem Grußwort zu einem Stiftungstreffen. Eine Gesellschaft dürfe „nicht vom ökonomischen Primat bestimmt sein, wo altruistisches Handeln als unerreichbar anspruchsvoll gilt“. Haid verblieb mit einer persönlichen Erfahrung: „Das Leben gelingt, wenn man spürt, es tut sich was.“

 

Nun hat sich bei dem promovierten Juristen etwas getan, aber vermutlich anders als gedacht. „Miteinander leben und arbeiten“, damit war für ihn bei der LBBW-Tochter BW-Bank Knall auf Fall Schluss. In dürren Zeilen teilte das Institut Anfang Juli mit, der für das Geschäft mit hoch vermögenden Privatkunden – neudeutsch: „Wealth Management“ – verantwortliche Vorstand sei ausgeschieden. Gründe wurden nicht genannt, eine Formulierung des Bedauerns fehlte ebenso wie die üblichen Floskeln vom „gegenseitigen Einvernehmen“. Immerhin dankte der LBBW-Vizechef Michael Horn, der die Aufgaben vorläufig übernahm, Haid namens der Bank „für dessen Erfolge beim Auf- und Ausbau des Wealth Management“.

Geschäftsvolumen wuchs rasant

Tatsächlich war der gebürtige Österreicher, der Ende 2008 zur BW-Bank kam, außergewöhnlich erfolgreich. Unter seiner Führung wuchs das Geschäftsvolumen rasant auf nahezu neun Milliarden Euro, er machte das Institut bundesweit zu einer der führenden Adressen für Superreiche und heimste reichlich Preise und Auszeichnungen ein. Für die Bank sei er ein „absoluter Aktivposten“ gewesen, loben Branchenkenner, die ihn als „Kundenmann par excellence“ schildern.

Umso mehr verwunderten intern wie extern die Umstände seines abrupten Ausscheidens. Schon der Termin zeigt, wie überstürzt er offenbar gehen musste. Zum 30. Juni hätte man noch den Anschein eines geordneten Ausscheidens erwecken können – doch der Abgang erfolgte wenige Tage danach, am 3. Juli. Haid seien vom Fahrer die Schlüssel abgenommen worden, er habe Hausverbot erhalten, die Schlösser an seinem Büro seien ausgetauscht worden, wird bankintern berichtet. Da müsse etwas sehr Gravierendes vorgefallen sein, folgerten die Kollegen, oder ein Konflikt sei schlagartig eskaliert. Weder Haids Ruf noch dem der Bank tue es jedenfalls gut, wie die Trennung verlaufen sei.

Schweigen facht die Spekulationen an

Offiziell hüllen sich beide Seiten in Schweigen. Die Bank sagt, man könne nichts weiter sagen, Haid reagierte nicht auf eine StZ-Anfrage. Kunden wurden zwar vorab über den Abgang informiert, nicht aber über dessen Gründe. Umso lebhafter wird nun spekuliert: Sind da zwei große Egos aufeinandergeprallt, der ausgeprägt selbstbewusste BW-Bank-Vorstand und der nicht minder von sich überzeugte LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter? Oder hat der Abgang etwas mit einem von der Deutschen Bank geholten Bereichsleiter zu tun, der in letzter Zeit zunehmend das Sagen zu haben schien? Ist gar etwas Justiziables vorgefallen? Bei den Ermittlungsbehörden, hört man, sei jedenfalls nichts gemeldet worden.

Für einen Geschäftsbereich, der ganz besonders von Vertrauen und Diskretion lebt, ist schon Gerede schädlich. In die Schlagzeilen war das Wealth Management zuletzt 2012 durch einen prominenten Kunden geraten: den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Seinerzeit wurde bekannt, dass Wulff noch als niedersächsischer Regierungschef von der BW-Bank einen Kredit über rund 500 000 Euro erhalten hatte, zu den üblichen Konditionen. Dabei passte er eigentlich nicht ins Raster der Superreichen. Auf „erfolgreiche Unternehmer, Visionäre, Macher“ zielt die Bank laut ihrer Selbstdarstellung; früher wurde einmal ein verfügbares Vermögen von drei Millionen Euro als Untergrenze genannt. Doch auch ohne solche Reichtümer sei Wulff fürs Wealth Management ein „attraktiver Neukunde“ gewesen, hieß es; man habe bei ihm schließlich Potenzial gesehen.

Schatzmeister bei der Bachakademie

Nach einiger Aufregung wurde es wieder ruhig um das von Haid auf- und ausgebaute Geschäftsfeld. Im Stillen gedieh und wuchs es – pro Jahr im Schnitt um stolze 17 Prozent, wie Vetter erst unlängst wieder einmal lobte. Zuletzt sei das Volumen gar binnen Jahresfrist um 30 Prozent in die Höhe geschnellt. Der Beitrag zum Ergebnis der LBBW, hört man, falle indes eher überschaubar aus.

Während die Bank nun einen Nachfolger sucht, scheint Haid schon fündig geworden zu sein. Er habe bereits eine neue Aufgabe in Aussicht, heißt es in Finanzkreisen, bald werde man wissen, welche. Den Stuttgartern bleibt der in Frankfurt lebende Banker zumindest in einer Hinsicht verbunden. Der Stiftung der Internationalen Bachakademie dient er als Schatzmeister – „nach wie vor“, wie der Intendant versichert.