Absage in Murr Hotel-Investor springt ab – was nun?

Das Hotel sollte auf dem freien Grundstück am Eingang von Murr entstehen. Foto: Werner Kuhnle

Was lange währt, wird endlich gut – oder auch nicht. Ein Hotel-Investor gibt der Gemeinde Murr (Kreis Ludwigsburg) nach sechs Jahren des Abwartens einen Korb.

Ludwigsburg: Oliver von Schaewen (ole)

Abwarten und Tee trinken – dieser Devise folgte die Gemeinde Murr sechs Jahre lang, als sie einem Hotel-Investor die Treue hielt und ein Grundstück an einem prominenten Platz für ihn reservierte. Am Ende machte der Käufer jedoch einen Rückzieher. Bitter für die Gemeinde, aber sie blickt nach vorne und sucht nun wieder einen Investor für das Hotelprojekt an der viel befahrenen Stelle beim Bergkeltertunnel und dem Kreisverkehr am Ortseingang.

 

Sechs Jahre sind ins Land gegangen, seitdem die Gemeinde mit dem Investor grundsätzlich einig wurde. Die Murrer Räte gaben 2018 ihren Segen zum Neubau auf dem Wiesengrund an der Bergkelter. Schon damals und viele Jahre zuvor gab der Bebauungsplan für das Grundstück die Marschroute vor: Ausschließlich ein Hotel soll gebaut werden dürfen. Der Investor ließ einen Architekten Pläne erstellen – eine Baugenehmigung lag vor. Nichts sprach gegen das Millionen-Projekt.

Zwei Jahre später – immer noch waren keine Bagger angerollt – lähmten die Corona-Beschränkungen den Murrer Industriellen. Angesichts fehlender Gäste nahm er zunächst Abstand vom zeitnahen Bauen, kündigte aber 2021 an, das Hotelbauprojekt möglicherweise zu einem günstigeren Zeitpunkt zu verwirklichen. Die Kommune wartete weiter zu, erhielt jedoch im Herbst vorigen Jahres die endgültige Absage. In Besitz des Grundstücks bleibt damit weiter die Gemeinde, weil der Kaufvertrag an den Zweck des Hotelbaus gebunden war.

Gemeinde verlängerte Frist für Hotelbau wegen Pandemie

Der Bürgermeister Torsten Bartzsch bedauert die Absage. „Wir hatten die Frist für die Entscheidung extra noch mal wegen der Pandemie verlängert.“ Vom Vertragspartner habe er erfahren, dass er mit deutlich gestiegenen Baupreisen rechne, sodass die Rendite angesichts eines veränderten Hotelmarktes nicht mehr hoch genug ausfallen könnte, damit der Neubau rentabel würde. Getreu dem Motto „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ habe der Interessierte trotz seiner bisherigen Investitionen die Reißleine gezogen.

Wie geht es nun weiter? Immerhin dürften auch andere mögliche Investoren die Rentabilität eines Hotel-Baus sorgsam prüfen. „Das Grundstück ist sehr gut dafür geeignet“, findet Torsten Bartzsch. Eine Wellnessoase sei wegen der Lage an den Gewerbegebieten von Anfang an kein Thema gewesen. Die anhaltende Digitalisierung bringe einen Rückgang an Geschäftsreisen mit sich – das sieht auch der Bürgermeister so. Er denke jedoch, dass der dicht besiedelte und immer noch wirtschaftsstarke Landkreis Ludwigsburg genügend Potenzial biete. „Wir haben uns von der Dehoga beraten lassen – sie hat uns bestärkt.“

Für ein neues Hotel in Murr sprechen immer noch einige Gründe

Neben Geschäftsreisenden sind es vor allem private Familienfeiern, die Kundschaft ins Hotel bringen soll. „Wir erhalten immer wieder Rückmeldungen, dass es hier im Raum nicht genügend Möglichkeiten gibt, Verwandte und Freunde unterzubringen“, sagt Torsten Bartzsch. Ein weiteres Zugpferd könnten Veranstaltungen sein. „Wenn etwa Konzerte bei Andrea Berg in Aspach stattfinden, suchen Gäste auch in unserer Gegend ein Bett.“ Außerdem gewinnen sogenannte Longstays an Bedeutung, habe er erfahren. Handwerker oder Geschäftsreisende quartierten sich über einen längeren Zeitraum in Unterkünften ein, um ihre Arbeit vor Ort verrichten zu können.

Abwarten und Tee trinken? Das dürfte weiter eine wichtige Maxime sein, sollte sich bis auf Weiteres noch kein Hotel-Investor für das Murrer Grundstück finden. Den Bürgermeister ficht das nicht an. „Wir gehen das Ganze ohne Druck an“, sagt Torsten Bartzsch. Das Grundstück müsse nicht schnell bebaut werden.

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