Nach Protesten in der Belegschaft verzichtet der Autobauer in Brasilien vorerst auf Kündigungen und setzt ein weiteres Abfindungsprogramm auf.

Rio de Janeiro - Daimler hat die Massenkündigungen für die Mitarbeiter des brasilianischen Lkw-Werks São Bernardo do Campo ausgesetzt, nachdem die Belegschaft einer neuen Abfindungsrunde zugestimmt hat. Das Werk bietet pauschal umgerechnet 27 400 Euro als Abfindung, unabhängig von der Dauer der Beschäftigung oder der Funktion. Auf die Art will das Unternehmen seine Belegschaft von zurzeit etwa 9000 Mitarbeitern um 1400 Stellen verringern. Das Angebot ist bis Ende August befristet.

 

Entschließen sich 1400 Mitarbeiter zur Annahme, sagt die Firma der restlichen Belegschaft die Stabilität der Arbeitsplätze bis Ende 2017 zu. Dafür verzichten die Mitarbeiter auf einen Inflationsausgleich. Nicht betroffen ist das kleinere Lkw-Werk in Juiz de Fora. „Wir haben darauf bestanden, dass der Vorschlag nur gangbar ist, wenn das Unternehmen in ein realistisches Abfindungsmodell investiert“, heißt es in einer Erklärung der Metallarbeiter-Gewerkschaft, „denn 60 Prozent der Metallarbeiter bei Mecedes sind erst bis zu zwölf Jahren im Betrieb, und die früheren Abfindungsangebote waren nur interessant für die, die länger bei Mercedes beschäftigt waren.“

Die schwere Absatzkrise macht den Stellenabbau nötig

Hintergrund des Stellenabbaus ist die schwere Absatzkrise. Von Januar bis Juli hat Daimler 8800 Lastwagen und 4100 Bus-Chassis verkauft, jeweils rund ein Viertel weniger als im Vergleichszeitraum 2015. Im letzten Boomjahr, 2011, setzte der Hersteller 51 000 Lastwagen und 28 000 Bus-Komponenten ab. 2013 hatte São Bernardo do Campo noch 13 000 Mitarbeiter. Nach mehreren Überbrückungsmaßnahmen erklärte der Arbeitgeber in diesem Jahr 2500 Arbeitsplätze für überflüssig. Nur 630 Mitarbeiter nahmen im Juni ein Abfindungsangebot an.

Belegschaft erzwingt weitere Verhandlungen

Als Mitte August das gesamte Werk in die Ferien gegangen war, begann die Firmenleitung per Telegramm Kündigungen auszusprechen. Die Belegschaft reagierte mit Demonstrationen, anschließend kam es zu weiteren Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft, deren Ergebnis die Belegschaft nun gebilligt hat. Daimler sei sich seiner sozialen Verantwortung bewusst, aber in den letzten Jahren seien „alle gangbaren Möglichkeiten ausgeschöpft worden, das Beschäftigungsniveau zu halten“, heißt es in einer früheren Erklärung des Unternehmens. Wegen der schwierigen Lage auf dem Absatzmarkt müsse die Firma ihre Kosten reduzieren, und dazu gehörten auch die Kosten der Operation und Verwaltung der Fabrik in São Bernardo do Campo. Wenn das nicht gelänge, seien künftigen Investitionen am Standort gefährdet.