Stadtrat Dieter Vestner sagt Servus und erhält mit Harald Schwarz die Bürgermedaille.

Leonberg - Als Dieter Vestner im Frühjahr 1975 in den Gemeinderat gewählt wurde, da hatte er sich vorgenommen, eine, allerhöchstens zwei Legislaturperioden, also maximal zehn Jahre, in der Kommunalpolitik mitzumischen. Mittlerweile ist es die neunte Wahlperiode in Folge. 42 Jahre vertritt Vestner in den Reihen der Freien Wähler die Interessen der Bürger.

 

Da wundert es nicht, dass es dem Ratsveteranen doch ein wenig wehmütig ums Herz wird, als er zum Abschied von Oberbürgermeister Bernhard Schuler die Bürgermedaille verliehen bekommt, die nach der Ehrenbürgerwürde zweithöchste Auszeichnung der Stadt.

Anfangs nicht immer einer Meinung

Fast ein Vierteljahrhundert haben die beiden zusammengearbeitet. Und der OB verhehlt nicht, dass er und Vestner gerade anfangs nicht immer einer Meinung waren.

So hatte der Freie Wähler bei Schulers erstem OB-Wahlkampf öffentlich dessen Konkurrenten Michael Makurath, den heutigen Oberbürgermeister von Ditzingen, unterstützt . Und auch nach Schulers Wahlsieg hatte es anfangs zwischen dem streitbaren Straßenbaumeister und dem neuen OB immer mal wieder gekracht.

Doch das ist Vergangenheit. „Es gibt wenige, die solch einen engen Kontakt zur Bevölkerung haben“, lobt Schuler den scheidenenden Stadtrat. „Sie engagieren sich mit Leidenschaft für die Stadt und machen aus Ihrer Meinung keinen Hehl.“

Der Mr. TSG

Doch nicht nur in der Kommunalpolitik war Vestner ein Aktivposten. „Sie waren Mr. TSG“, lobt der Oberbürgermeister den langjährigen Chef der Turnerabteilung der TSG Leonberg.

Was beide angehenden Politpensionäre ganz eng verbindet, ist der gemeinsame Kampf für den Erhalt des Sportzentrums und des Hallenbades. Ein Kampf, der am Ende erfolgreich gewesen ist.

Dass Dieter Vestner überhaupt in die Kommunalpolitik gegangen war, ist dem damaligen Stadtrat und Architekten Hans-Jörg Ludmann zu verdanken. Der hatte ihn im Herbst 1974 gefragt, ob er nicht auf der Liste der Freien Wähler kandidieren wolle.

Vestner hatte damals eine ganz andere Aufgabe für die Stadt übernommen. Er war Trainer des Leonberger Teams bei der legendären Fernsehreihe „Spiel ohne Grenzen“, die damals europaweit ausgestrahlt wurde. Gegen Engelberg in der Schweiz traten die Leonberger seinerzeit an.

Nur um zwei Punkte verpassten sie den Einzug ins Finale in Brüssel. Dieter Vestner wurde damals besonders bekannt, weil er beim Geld einsammeln für eine soziale Einrichtung sogar auf dem Boden krabbelte, um möglichst viele Münzen zu bekommen. Am Ende hatte er 80 Prozent der Gesamtsumme buchstäblich zusammengekratzt.

Schöne Anekdoten aus längst vergangenen Zeiten. Die Stadträte verabschieden ihren altgedienten Kollegen stehend mit herzlichem Applaus.

Schwarz zeigte Haltung

Auch ein anderer Ratsveteran erhält großen Beifall und ebenso die Bürgermedaille. Harald Schwarz saß insgesamt 25 Jahre für die CDU im Gemeinderat und im Ortschaftsrat Warmbronn. Zum Ende der vergangenen Legislaturperiode verabschiedete sich der Bezirksschornsteinfegermeister aus der aktiven Lokalpolitik.

Doch weder seine einstigen Ratskollegen noch der OB haben seine Verdienste vergessen. Bernhard Schuler würdigte seine klare Haltung in der damals hitzig geführten Verkehrsdiskussion: „Sie waren Anfeindungen ausgesetzt. Doch ungerechtfertigte Prügel zeichnen einen aus auf dem Weg zur Seligsprechung.“

Die Leonberger Form der Seligsprechung, die Bürgermedaille, nimmt Schwarz mit Freude entgegen: „Ich war immer stolz, dem Gemeinderat anzugehören.“