Die Konzerne machen ernst beim Thema Klimaschutz. Bis 2039 soll die Neuwagenflotte des Stuttgarter Autobauers CO2-neutral werden. Das bedeutet den Abschied vom klassischen Verbrenner.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Der Daimler-Konzern will die Neuwagenflotte von Mercedes bis 2039 klimafreundlich machen. „Wir geben uns die kommenden 20 Jahre, um unsere Flotte auf CO2-Neutralität umzustellen“, sagte der zukünftige Daimler-Chef Ola Källenius am Montag. Dafür soll der Anteil an E-Autos stark steigen. „Bereits 2030 peilen wir mehr als die Hälfte des Pkw-Absatzes mit Plug-In Hybriden oder rein elektrischen Fahrzeugen an“, so Källenius. Wie viele E-Modelle Daimler bis dahin im Markt haben will, verriet Källenius nicht. Bislang hat Daimler lediglich kommuniziert, bis 2022 zehn reine E-Modelle auf die Straße bringen zu wollen.

 

Die Autohersteller stehen durch die CO2-Ziele der Europäischen Union (EU) unter gewaltigem Druck. Ab 2021 darf der CO2-Ausstoß für die gesamte europäische Flotte im Durchschnitt nur noch bei 95 Gramm pro Kilometer liegen. Bis 2030 müssen die Hersteller die CO2-Werte ihrer Flotte abermals um 37,5 Prozent senken. Daimlers CO2-Ziel für 2021 liegt wegen der vielen schweren Pkw bei 102 Gramm pro Kilometer. „Wir gehen davon aus, dass wir unsere CO2-Ziele unterbieten werden“, sagte Källenius.

Daimler setzt weiterhin auf Technologieoffenheit

Anders als Volkswagen setzt Daimler bei der CO2-Reduktion weiterhin auf Technologieoffenheit. Die angestrebte CO2-Neutralität bedeutet aber indirekt einen Abschied vom klassischen Verbrenner, da diese im Fahrbetrieb CO2 ausstoßen. Verbrenner werde es dann nur noch in Form von Hybriden geben, deren Verbrennungsmotoren mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, bestätigte Thorsten Eder, Leiter der Produktgruppe Powertrain bei Mercedes.

Bislang bemängeln viele Verbraucher, dass Elektrofahrzeuge zwar im Fahrbetrieb kein CO2 ausstoßen, jedoch bei der Produktion und beim Recycling. Insbesondere die Batterien wirken sich negativ auf die Ökobilanz aus. Auch diese Baustelle will Daimler nun angehen. „Bis 2022 sollen die europäischen Werke auf CO2-neutrale Produktion umstellen“, sagte Källenius. 70 Prozent der Wertschöpfung eines Autos liegen inzwischen bei Zulieferern. Darum will der künftige Daimler-Chef auch die Lieferanten dazu bringen, ihre Produktionen umzustellen. „Das Thema CO2 war in der Vergangenheit kein Vergabekriterium. Wir haben entschieden, dass wir unsere Lieferanten mitnehmen wollen auf der Reise.“ Über 90 Prozent der in den Batterien verbauten Rohstoffe will Daimler wieder recyceln. „Diesem Thema werden wir uns ab 2025 mit größerer Intensität widmen“, so Källenius.

Immer mehr Unternehmen stellen derzeit ihre Produktion auf Klimafreundlichkeit um. Bereits vergangene Woche hatte Bosch sein ambitioniertes Ziel bekannt gegeben, schon 2020 an allen Standorten weltweit CO2-neutral arbeiten zu wollen. Auch der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche will seinen ersten reinen Elektrosportwagen Taycan CO2-neutral produzieren.