Der berühmte Talkmaster Larry King hat nach einem Vierteljahrhundert Abschied von seiner Show auf CNN genommen.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)
Los Angeles - Ein Vierteljahrhundert lang hat Larry King immer die richtigen Worte gefunden. Nach einem Dauerlauf, der im Fernsehen seinesgleichen sucht, stockte dem berühmtesten Talkshowgastgeber der USA die Stimme. "Es gibt nicht viele Momente, an denen mir die Worte gefehlt haben", sagte der 77-Jährige zum Abschluss seiner letzten Sendung. Der Mann, der dafür berühmt war, dass seine Fragen selten länger als zwei Sätze waren, stand auf einmal selbst im Mittelpunkt - eine für ihn unbehagliche Rolle.

King bedankte sich bei seinem Publikum. Dann war es still, und die Kamera zeigte nur noch das dicke, altväterliche Mikrofon, um das sich im Laufe der Jahre alle versammelt hatten: die Mächtigen und die Partysternchen, die Publicitysüchtigen und jeder, der auch nur für ein paar Tage als Berühmtheit galt. King ist eine Ikone der Fernsehgeschichte. Kein anderer hatte seit Ronald Reagan jeden US-Präsidenten in seiner Show. Barack Obama ließ es sich nicht nehmen, King persönlich zu verabschieden. Expräsident Bill Clinton, der stolze 28 Auftritte in der Talkshow hatte, schaltete sich live aus Arkansas zu. Und Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger rief feierlich - und mit einem kleinen Augenzwinkern - den 16. Dezember zum "Larry-King-Feiertag" aus.

Das Themenspektrum war enorm


Amerikas berühmtester Talkmaster bekam 25 Jahre lang fast jeden in seine Sendung. Er interviewte den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi, er redete mit Wladimir Putin, Jassir Arafat und Margaret Thatcher. "Seine Leistung war es, selbst Ahmadinedschad ohne Unterbrechung reden zu lassen, so dass jeder merken konnte, was für ein Rüpel der ist", sagte zum Abschied die Talkmasterin Joy Behar.

Doch das Spektrum - und die Fallhöhe - der jeden Wochentag von CNN gesendeten Talkshow waren enorm. Der einzige Maßstab für King waren die Neugierde und manchmal auch der pure Voyeurismus seines Publikums. Zwischen die ernsthaften Debatten, zu denen 1993 eine von einer Rekordzahl an Zuschauern verfolgte Diskussion über die nordamerikanische Freihandelszone mit Al Gore gehörte, war immer auch nackte Banalität eingestreut. King interviewte Stars wie Frank Sinatra und Marlon Brando oder halbseidene Prominente wie Paris Hilton und die schnell verblühenden Berühmtheiten von "American Idol".

Sinkende Einschaltquoten zwangen zum Einstellen der Show


Er besuchte zum Tode Verurteilte und lud krebskranke Kinder in seine Show. King war der Pionier einer Epoche, in der sich die Unterscheidung zwischen ernsthaftem Journalismus und Entertainment zu verwischen begann. Der Mann mit der dick umrandeten Brille und den breiten Hosenträgern war berüchtigt dafür, dass er sich auf seine Gäste kaum vorbereitete. Das hätte doch nur seine Neugierde gedämpft, sagte King zu Kritikern, die ihn als Kuscheltalker denunzierten.