In der Stadtbibliothek Stuttgart präsentieren Mädchen und Jungen der Neuwirtshausschule ihre selbst geschriebenen und bunt illustrierten Bücher.

Stuttgart-Zuffenhausen - Das Lampenfieber war zu spüren und zu hören im Max-Bense-Forum der Stadtbücherei in der Innenstadt. Doch der Stolz auf ihre eigenen Bücher überwog bei den Drittklässlern der Zuffenhausener Neuwirtshausschule. Eine Woche lang hatten sie Geschichten geschrieben, illustriert und schließlich zu Büchern gebunden. Am Freitagnachmittag präsentierten die Stuttgarter Buchkinder, wie das Projekt heißt, ihre Ergebnisse vor Eltern und weiteren Gästen.

 

Als das Licht im Saal gedimmt wurde und alle Augen auf die Bühne gerichtet waren, half nur noch Brüllen wie ein Löwe gegen die Aufregung. Eine simple Yogaübung mit großer Wirkung, dann ging es auch schon los. Damit die Mädchen und Jungen sich nicht ganz alleine dem Publikum stellen mussten, nahmen sie zu zweit in den Lesesesseln auf der Bühne Platz und zeigten, was herauskommen kann, wenn Erwachsene ihnen nicht reinreden. Dann krochen Vampire unter Betten hervor, feierten kleine Vögel Geburtstag und wurden von Kreuzspinnen beschenkt und sogar Augen bekamen eine Seele eingehaucht.

Grammatik und Rechtschreibung werden nicht bewertet

„Es ist ein künstlerisches Projekt, das die Fantasie anspricht“, sagte die Projektleiterin Andrea Liebe. Die Kinder durften frei erzählen, Kindersprache und Wortkreationen waren gewünscht, Grammatik und Rechtschreibung wurden nicht bewertet. Da Text und Bild eine Einheit bilden sollen, war das Bebildern der Geschichten ein Muss. So konnten die Mädchen und Jungen ihre Stärken einbringen. „Die einen sind wortstark, andere eher bildstark.“

An ihren Büchern arbeiteten die Schulklassen eine ganze Woche mit täglich drei bis vier Stunden. Nachdem die Geschichten geschrieben und die Bilder gemalt waren, ging es in die Werkstatt zum Drucken und Binden. Laut der Klassenlehrerin Katharina Hummel erlaubte die intensive Beschäftigung den Kindern in eine andere Welt einzutauchen. „Das Buch ist zudem Anlass zur Kommunikation. Die Kinder haben sich Feedback gegeben“, sagte die Lehrerin. Höhepunkt bildete die öffentliche Präsentation ihrer Arbeiten.

Von jedem Buch werden zwei Exemplare gedruckt

Auch Sibylle Saalfrank, die Leiterin der Neuwirtshausschule, sah viele Vorteile in einem solchen Projekt. „Kinder bekommen zum Medium Buch einen anderen Zugang und das erweitert ihren Horizont“, betonte sie. Auch wenn das Projekt durch Sponsoren getragen wurde, müssten die Schulklassen einen Teil der Druckkosten tragen. „Die 350 Euro konnten wir nur dank unseres Fördervereins stemmen“, so Saalfrank. Dafür wurden jedoch von jedem Buch zwei Exemplare gedruckt. Eines bekam das Kind, das zweite verbleibt in einem Regal in der Kinderbücherei der Stadtbibliothek.

Initiiert wurde das Projekt vor drei Jahren von der Stadt Stuttgart, der Volkshochschule und der Stadtbibliothek. Die Inspiration hat man sich in Leipzig geholt wo das Projekt bereits seit 16 Jahren existiert. In Stuttgart haben bislang sechs Schulklassen daran teilgenommen und Bücher hergestellt. „Die Anfragen sind zahlreich. 14 Klassen stehen auf der Warteliste“, sagte Andrea Liebe. Dass alle zum Zuge kommen, bezweifelte die Projektleiterin. Schließlich sei so ein Projekt teuer und Gelder dafür einwerben schwer.

Immerhin gibt es jeden Freitag offene Buchprojekttage für Kinder ab sieben Jahren. Diese finden in der Stadtbibliothek Stuttgart und im Spielhaus Unterer Schlossgarten statt. „Auch hier sind die Plätze begehrt“, sagte Liebe. Lediglich im Spielhaus gebe es derzeit noch zwei Plätze. Die Anmeldung ist jederzeit möglich.

Mehr Infos gibt es im Internet unter www.buchkinder-stuttgart.de