In der dritten Ausstellung des Kunstquartiers ist die Vielfalt abstrakter Kunst zu sehen.

Leonberg - Eine Künstlerin liest ein anregendes Buch über die leidenschaftliche Beziehung von Pablo Picasso zu seiner Muse Eva – und lässt sich davon zu einer ganzen Serie von Bildern inspirieren: So sind die Werke von Thea Bayer-Rossi aus Bad Rappenau („A bientôt mon amour“) entstanden, die jetzt in der Gruppenausstellung „Abstrakt“ im Kunstquartier Leonberg zu sehen sind, gemeinsam mit Arbeiten von sechs anderen Künstlerinnen und einem Künstler.

 

Ihre intensiven Farben und dynamische Linienführung zeugen von starken Emotionen beim künstlerischen Schaffensprozess – und das gilt auch für die anderen Werke der Ausstellung.

Bei Kirsten Hohaus aus Waldenbuch, einer gelernten Damenschneidermeisterin, sind es Textilien, die sie in neue Zusammenhänge hineinkomponiert: „genähte Malerei“ nennt sie ihre Arbeiten, und ihre großformatigen Bilder wirken wie ein vielfach verschlungener Ariadnefaden, den keiner mehr entwirren kann („Nebel“).

Jonglage mit fröhlichen Farben und Formen

Daniela Schweinsberg aus Frankfurt interessiert sich für Kontraste von Flächen, Linie und Farbgebung („Gardening“, „Walk on the wild side“), und Marita Tobner aus Ulm jongliert entspannt mit fröhlichen Farben und Formen, wie auch Nicole Höger-Junge aus Karlsbad überraschende Ausdrucksmöglichkeiten für die Darstellung seelischer Klangwelten findet. Für sie ist Aufgabe der Kunst, „Optimismus und Esprit zu transportieren und so Begeisterung und Lebensfreude im Blick zu behalten“ – und ihre bunte Kugelhalskette unterstreicht diese Einstellung!

Andrea Titscherlein aus Duisburg dagegen sieht Kunst auch als Möglichkeit, Lebenskrisen zu überwinden und neue Kraft zu schöpfen. Ihre Bilder beschäftigen sich mit ungeborenen Kindern, die im Mutterleib gestorben sind. Atmosphärisches und Farbgebung in Rosa korrespondieren in sehr berührender Weise.

Hahn im Korb der Künstlerinnen ist Günter Zerweck aus Leonberg: Er zeigt Fotografien, und für manche Besucher ist die meditative Stimmung seiner Bilder besonders eindrucksvoll.

Seine Arbeiten sind häufig „ohne Titel“, was dem Publikum viel Raum für eigene Wahrnehmungen und Interpretationen lässt: Von „Londoner Nebel in Edgar-Wallace-Krimi“ bis „Auspuff eines Diesel“ akzeptiert der Künstler bei der Vernissage humorvoll alle vorgeschlagenen Themen.

Die Ausstellung läuft bis 14. Oktober

Es ist nun bereits die dritte Ausstellung von Kunst Stuttgart International seit der Eröffnung im August diesen Jahres, und Vorstandsmitglied Dietmar Schönherr freut sich über die pulsierende Kunstszene und die offene Aufnahme in Leonberg.

Der Kunstverein, Ende 2015 gegründet, mit derzeit über 330 Mitgliedern aus 14 Ländern, will auf regionaler, überregionaler und internationaler Ebene Ausstellungsmöglichkeiten für seine Mitglieder bieten, sowie zu ihrer weiteren Qualifizierung beitragen.

Die neue Ausstellung „Abstrakt“ bietet eine überraschende Vielfalt an künstlerischen Erfahrungen und Ausdrucksmöglichkeiten. Die Künstlerinnen und der Künstler versuchen, die Gestimmtheit der Weltseele (und ihrer eigenen) zu ergründen und die Erfahrung der Natur in ihrer Einheit und Lebendigkeit auszudrücken, als deren Teil sich der Mensch begreift: „Weltseele, komm, uns zu durchdringen!“ (Goethe).

Die Ausstellung
in der Galerie in der Schmalzstraße läuft bis 14. Oktober. Sie ist donnerstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.