Nach jahrelangem Anstieg berichten erste Marktteilnehmer von Preisrückgängen, auch in Stuttgart. In einigen kleineren Städten dagegen ist der Aufwärtstrend ungebrochen.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Auf dem Immobilienmarkt zeigen sich Bremsspuren: Laut einer Analyse des Online-Portals Immowelt sind die dort inserierten Kaufpreise für Eigentumswohnungen in vielen Großstädten gesunken. Das gilt auch für Stuttgart: In der Landeshauptstadt wurden laut Immowelt im Oktober für Bestandswohnungen im Schnitt 5490 Euro pro Quadratmeter verlangt, das sei ein Prozent weniger als im Vorjahr. In Heidelberg gingen die Angebotspreise sogar um elf Prozent zurück.

 

In Mannheim und Karlsruhe ist der Analyse zufolge dagegen keine Trendwende zu beobachten. Auch in vielen ländlichen Regionen seien die Preise bis zuletzt gestiegen – zum Teil sogar erheblich wie im Landkreis Freudenstadt, wo sie laut Immowelt im Jahresvergleich um ein Fünftel zulegten.

Auch Transaktionsdaten bestätigen Preisrückgang

Da sich der Vergleich auf Angebotspreise bezieht, sagt er allerdings noch nichts darüber aus, für wie viel Geld die Wohnungen am Ende tatsächlich verkauft werden oder wurden. Dass Immobilien vielerorts tatsächlich günstiger werden, zeigen indes Zahlen des Baufinanzierungsvermittlers Interhyp. Dieser hat abgeschlossene Finanzierungen ausgewertet und meldete unlängst, der Preis für Bau oder Kauf einer Immobilie inklusive Nebenkosten habe im dritten Quartal im Bundesschnitt 512 000 Euro betragen. „Das entspricht einem Rückgang von 4,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal, als der Durchschnittspreis noch 535.000 Euro betrug.“

Auch der Verband deutscher Pfandbriefbanken verzeichnet für die Monate Juli bis September einen Preisrückgang gegenüber dem zweiten Quartal, allerdings lediglich um ein Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr lägen die Preise immer noch sechs Prozent im Plus, teilte der Verband zu Monatsbeginn mit.

Die hohen Zinsen drücken die Nachfrage

Dass die Preise sinken, liegt an den steigenden Kosten für Immobiliendarlehen: Die Zinsen für einen Immobilienkredit mit zehn Jahren Zinsbindung sind von einem Prozent zu Jahresbeginn auf rund vier Prozent gestiegen. Das drückt die Nachfrage.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zitierte vergangene Woche seinen Experten Konstantin Kholodilin mit der Einschätzung, die Immobilienpreise könnten um bis zu zehn Prozent fallen. Eine Immobilienkrise wie vor 15 Jahren in den USA oder in Spanien sei aber nicht zu erwarten, betont Kholodilin in einem auf der DIW-Website veröffentlichten Interview. Er erwarte „eine moderatere Blase mit nicht mehr als zehn Prozent Einbruch“. Ein Grund dafür sei die nachlassende Bautätigkeit. Die Nachfrage nach Wohnraum werde das Angebot weiter übersteigen.

Darauf wies bei der Vorstellung ihres Finanzstabilitätsberichts auch die Bundesbank hin. „Angebot und Nachfrage sinken gleichzeitig, wie sich das unter dem Strich auf die Preise auswirkt, lässt sich kaum vorhersagen“, sagte der für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling.