Der VfB Stuttgart verfügt über zahlreiche Abwehrspieler – und ausgerechnet Holger Badstuber droht die Rolle des Herausforderers. Wie geht der Routinier bisher damit um?

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Das Neuste, was man von Holger Badstuber zu sehen bekommt, wirkt durchaus überraschend. Vor allem für jene, die den Routinier des VfB Stuttgart bislang als diesen knorrigen Typen und stets kritischen Geist wahrgenommen haben. Auf den Bildern in den sozialen Netzwerken sieht man den 31-Jährigen meist gut gelaunt und lachend.

 

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„Gute Jungs“ schreibt er zu einem Foto, das ihn mit den Talenten Borna Sosa, Roberto Massimo und Lilian Egloff zeigt. Auf einem anderen Bild sieht man Badstuber beim Fangspiel im Training Hand in Hand mit Egloff – und er schreibt: „Eine gute Woche liegt hinter uns.“ Arbeitet da etwa einer an seinem Image?

Bisweilen zu destruktiv

Zum Ende der vergangenen Saison jedenfalls hat Badstubers bisherige Art den VfB nicht wirklich weitergebracht – und ihn selbst den Platz in der ersten Elf gekostet. Nachdem der Neustart nach der Corona-Pause in die Hosen gegangen war, wurden die Rufe nach dem Charakterkopf aus Memmingen laut. Badstuber rutschte ins Team, man wollte seine kantige Art auf dem Platz gewinnbringend einbringen. Doch der langjährige Münchner scheint den Bogen überspannt zu haben. Zwar angenehm kritisch, aber zu destruktiv wurde er wahrgenommen. Am Ende, als das Team von Pellegrino Matarazzo den Aufstieg mit den Siegen über den SV Sandhausen und in Nürnberg klarmachte, saß Badstuber wieder auf der Bank.

Nun läuft die Vorbereitung auf die neue Saison – und die Lage scheint sich nicht gebessert zu haben für den Ex-Nationalspieler. Im ersten Testspiel gegen den SV Sandhausen testete Chefcoach Matarazzo zwei verschiedene Dreierketten in der Abwehr – erst dann wurde Badstuber eingewechselt. Das sei, versichert der Trainer, abgesprochen gewesen. Der junge Antonis Aidonis sollte anstelle des Routiniers für gute Trainingsleistungen belohnt werden. Viele Beobachter sehen darin ein Signal für die künftige Rolle von Holger Badstuber, zumal der Sportdirektor Sven Mislintat in Konstantinos Mavropanos und Waldemar Anton zwei Abwehrspieler zusätzlich verpflichtet hat.

Vertrag läuft bis 2021

Zudem sah man zuletzt auch Marc Oliver Kempf (nach Schulterverletzung im Aufbautraining) und Atakan Karazor (zuletzt krank) wieder auf dem Trainingsplatz. Das Gedränge für die je nach System zwei oder drei Positionen der Innenverteidiger ist riesengroß.

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An einen Abschied denkt Badstuber deshalb bislang aber nicht. Er sei ein Typ, der Verträge erfülle, verkündete er unlängst. Sein jetziger (bis 2021) ist zudem richtig gut dotiert, sodass ein Wechsel zumindest finanziell nicht lukrativ erscheint. Erst nach dem Sommer 2021 kann er sich ein Engagement in den USA vorstellen – sein guter Freund Bastian Schweinsteiger hat es vorgemacht.

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Bekommen hat Badstuber diesen Kontrakt vor zwei Jahren, als er nach einem ersten Jahr beim VfB eigentlich höhere Weihen anstrebte, dann aber doch für drei Jahre unterschrieb. Die Stuttgarter wappneten sich seinerseits für einen sich abzeichnenden Abschied von Benjamin Pavard, vor allem Ex-Coach Tayfun Korkut baute weiter auf Badstuber. Pavard ging dann erst ein Jahr später zum FC Bayern.

Holger Badstuber ist derweil immer noch beim VfB – und wird seine Rolle als Herausforderer und Förderer einer jungen Garde annehmen müssen, das nächste Mal am Mittwoch im Test beim 1. FSV Mainz 05. Wie es bislang aussieht, scheint er schon dabei zu sein.