Marcin Kaminski hat sich beim VfB mit solidem Spiel zu einer Abwehrkonstante gemausert. „Er hat eine Top-Entwicklung genommen“, sagt der Trainer Hannes Wolf über den Polen vor dem Spiel am Samstag bei Eintracht Frankfurt.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Auf die Auszeichnung „wertvollster VfB-Spieler in einem Bundesligamatch“ wird Marcin Kaminski wohl noch eine Weile warten müssen – denn dafür ist das Spiel des Innenverteidigers aus Posen zu unspektakulär. Dafür aber ist der 1,92 Meter lange Pole die große Stuttgarter Konstante, der Dauerbrenner in der Defensive.

 

Es hat in der Vorsaison ein wenig gedauert, ehe Kaminski in Schwung kam. Von seiner Premiere am elften Zweitliga-Spieltag mit dem Gastauftritt beim KSC (3:1) aber, da hat der Abwehrrecke bis heute jede Partie voll durchgespielt. Unterbrochen wurde dieser beeindruckende Lauf lediglich von einer Gelb-Roten Karte in Braunschweig und der folgenden Sperre gegen Bochum.

„Marcin hat eine Top-Entwicklung genommen. Er ist von der Persönlichkeit her extrem weit“, lobt Hannes Wolf seinen Verteidiger – und legt dabei Wert auf die Feststellung, dass Kaminski von ihm gewiss nichts geschenkt bekommen, sondern sich alles hart erarbeitet habe. „Er ist schnell, technisch stark und voll in der Bundesliga angekommen. Marcin ist ein wichtiger Teil dafür, dass wir bisher zuhause dreimal zu Null gespielt haben“, ergänzt der Cheftrainer vor der Partie des VfB am Samstag (15.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt.

Kaminski bekommt nichts auf dem Silbertablett serviert

Anders als sein Vorgänger Jos Luhukay setzte Wolf schnell auf die Karte Kaminski. Doch der Pole hat rückblickend Verständnis für Luhukay, in dessen allzu kurzer Ära er ja von seinem Stammverein Lech Posen im Juni 2016 zum VfB gelotst wurde. Auf den letzten Drücker übrigens, denn der KSC soll sich mit Kaminski fast handelseinig gewesen sein. „Ich habe geduldig gewartet und bin immer ruhig geblieben“, erzählt der 25-Jährige von den Anfängen in Stuttgart, wo er sich mit seiner Ehefrau Marta nun pudelwohl fühlt: „Ich habe hier bestimmt nichts auf dem Silbertablett serviert bekommen – musste mir alles erkämpfen.“

Schließlich ist die Umstellung schon eine Gewaltige gewesen. So ein Sprung vom Lokalhelden aus Konin, einem Städtchen im Großraum Posen, hinein in die Mühlen der Fußball-Bundesliga, der will erst einmal erfolgreich gemeistert sein. Marcin Kaminski nimmt auch die kommenden Herausforderungen nun Schritt für Schritt an. „Ich muss dankbar sein, dass ich fit bin – und keine Verletzungen hatte“, zieht er eine zufriedene Zwischenbilanz. Sicher habe aber auch der Umstand ein wenig geholfen, dass er als Linksfuß im Abwehrzentrum durchaus ein Alleinstellungsmerkmal besaß.

Jetzt gibt es beim VfB mit Holger Badstuber zwar einen weiteren Linken in der Innenverteidigung, zudem befindet sich Benjamin Pavard, der beim 0:0 gegen Augsburg auf die Sechs vorrückte, derzeit in blendender Verfassung. Plagt einen da nicht mal die Angst vor der Reservebank?

„Für mich ist es ein Teil des Profisports, sich stets beweisen zu müssen“, sagt Kaminski, der weiter an seinem zuweilen staksig wirkenden Bewegungsablauf arbeitet. Die Spieleröffnung zählt ebenso nicht zu den großen Stärken des Polen, der hier die Verantwortung gerne den Nebenleuten Badstuber oder auch dem jüngeren Timo Baumgartl überlässt. Auch wenn der Trainer Wolf Kaminskis Fähigkeiten bei langen Vertikalbällen lobt. Vor allem aber spricht für den Verteidiger, dass man bei ihm weiß, was man bekommt: eine solide, schnörkellose Abwehrleistung.

In Gladbach war für den VfB mehr drin

Mit der VfB-Ausbeute von bisher sieben Punkten nach sechs Spieltagen ist der vierfache polnische Nationalspieler zufrieden, „auch wenn wir auswärts gerade in Gladbach das Gefühl hatten, dass die Unterschiede nicht so groß waren. Es war mehr drin.“

Wie für sich selber sieht Kaminski („Ich freue mich, dass ich wieder fürs Nationalteam nominiert wurde und warte auch dort auf meinen Einsatz“) wie für das gesamte VfB-Team noch gehöriges Entwicklungspotenzial. „Ich erkenne in jedem Training die große Qualität, die wir in der Offensive besitzen“, sagt der Defensivspezialist, der dem VfB in der Vorsaison mit seinem bisher einzigen Tor bei 1860 München in der Nachspielzeit einen Punkt rettete. „Wir stehen inzwischen hinten stabil“, sagt Marcin Kaminski, „müssen aber als ganzes Team noch wesentlich mehr Chancen kreieren, damit wir zu mehr Toren kommen.“