Den Kopf in den Sand stecken und auf bessere Zeiten warten? Wir halten dagegen: fünf Tipps gegen Burnout, Blackout oder Bankrun.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Stuttgart - Alarm! Das Ersparte, der Luxus nie endender Stromversorgung und unser Wohlergehen sind in höchster Gefahr. Das zurückliegende Jahr hat nicht mit Angst einflößenden Nachrichten und Zukunftsszenarien gegeizt: Gehen in Deutschland die Lichter irgendwann aus, weil nicht genügend Energie produziert wird? Wird das Leben für immer mehr Menschen so anstrengend, dass sie vor dem Alltag schlappmachen? Und wird das Geld womöglich so knapp, dass es besser ist, die Sparkonten zu räumen, bevor andere das tun? Ein wahrer Selbstbedienungsladen für Menschen, die in Weltuntergangsstimmung verfallen wollen. Höchste Zeit dagegenzuhalten, um im allgemeinen Geheule nicht unterzugehen.

 

Der Angst weglaufen

Angst versetzt uns permanent in Stress. Und vor dem, was einen in Panik versetzt, möchte man eigentlich die Flucht ergreifen. Unabkömmlichkeit und andere Alltagslogiken hindern uns jedoch meist, den Fluchtimpuls in der gefühlten Alarmsituation in die Tat umzusetzen. Mit der Folge, dass Herzrasen und Schlafstörungen bleiben - und der Druck noch größer wird.

Ganze Heerscharen von Sportstudiobesuchern versuchen, den Energiestau im Körper auf Laufbändern rauszuschwitzen. Dass körperliche Aktivitäten bei gefühlter Weltuntergangsstimmung helfen, ist eine Binsenweisheit. Doch das scheint nur die halbe Wahrheit zu sein. Der Leiter der Angstambulanz an der Berliner Universitätsklinik Charité, der Psychiater Andreas Ströhle, hat herausgefunden, dass sportliche Betätigung offenbar auch ganz direkt bei akuten Angstattacken hilft. Also öfters mal Beine unter die Arme nehmen und dann nichts wie weg. Man muss allerdings das richtige Maß finden.

Nachteil: je größer der Pflichterfüllungswahn, desto schwieriger die Umsetzung.

Missmut wegfuttern

Nicht immer braucht es ein Power-Workshop-Wochenende, um gelassener zu werden. Ein Blick in die Spruchkiste des Lebens ist stattdessen gar nicht so verkehrt. Dort findet sich der immergrüne kluge Satz: Essen hält Leib und Seele zusammen. Der Volksmund meint allerdings nicht, sich mit Pasta oder Pudding vollzustopfen. Glücklicher oder - sagen wir mal - widerstandsfähiger gegen das Unglück machen Obst und Gemüse, Fisch und Vollkornprodukte. Ihnen hat die Natur genau die Stoffe mitgegeben, die im Gehirn das Wachstum von Nerven und Synapsen unterstützen. Sprich: das Gehirn bleibt aktiv. Studien belegen sogar, dass sich einige Depressionen auf ein Zuwenig davon zurückführen lassen.

Für den US-amerikanischen Neurowissenschaftler Fernando Gomez-Pinilla steht es außer Frage, dass das, was wir essen, enormen Einfluss auf unser Gehirn hat. Die Krise lässt sich so zwar nicht wegfuttern, die griechische Staatsverschuldung wird durch die richtige Ernährung auch nicht niedriger. Aber vielleicht lässt sich beides damit ja ein bisschen gefasster ertragen.

Nachteil: von heute auf morgen funktioniert diese Strategie nicht.

Schockstarre ist kein Weg aus der Krise

Mal aktiv werden

Das Bild vom Kaninchen und der Schlange ist bekannt. Dass die Konfrontation immer tragisch für den Nager endet ebenso. Schockstarre ist daher kein Weg aus der Krise. Für das seelische Wohlbefinden ist es immer besser, der Handelnde zu sein - und nicht der, über den entschieden wird. Nun wird niemand als Einzelperson die Stromversorgung retten, die Staatshaushalte refinanzieren und alle Zumutungen der Welt beiseiteräumen können. Aber vielleicht geht es auch eine Nummer kleiner. Da heißt es dann nachdenken und vor allem viel Selbstdisziplin üben. Aber die soll ja nach neusten Erkenntnissen sowieso der Schlüssel zum Glück sein.

Nachteil: ist ziemlich anstrengend.

Die Welt ausknipsen

Dauerhaft den Kopf in den Sand zu stecken ist sicher keine Lösung. Man bekommt in dieser Haltung einfach zu wenig Luft. Das einen umtösende Weltgeschehen regelmäßig auszuknipsen ist hingegen für Anhänger der Meditation in Krisenzeiten ein bewährtes Mittel, um ein bisschen Distanz zwischen sich und dem Geschehen dort draußen zu schaffen. Das macht die Welt nicht stabiler, aber es kann die Perspektive auf das Tollhaus Leben auf angenehme Art und Weise verändern. Im Idealfall finden Suchende Stille in sich, in der es nur die Gegenwart gibt. Das hört sich für Effektivitätsjäger ein bisschen ballaballa an. Wer aber einmal damit beginnt, sich regelmäßig Zeit mit sich selbst zu gönnen, und das Schweigen dann auch aushält, wird mit einer Portion Gelassenheit belohnt.

Vorteil: kostet nur Zeit - zusätzliche Schulden muss man dafür nicht machen.

Glaube als Puffer

Jetzt hilft nur noch Beten. Der Spruch ist bekannt und klingt fatalistisch - doch offenbar ist er gar nicht so falsch. Nimmt man das Beten als Beleg für eine religiöse Lebenseinstellung, scheint es wirklich mit einer geringeren Depressivität einherzugehen. Wenn es knüppeldick kommt im Leben, greifen religiöse Menschen auf die Ressource Glauben zurück, hat der Ravensburger Psychiater Volker Faust festgestellt.

Nachteil: lässt sich nicht als Technik einsetzen, muss wirklich gelebt werden.