Alexis Bust Stephens hat seine Kunst schon in Paris, Los Angeles und der Ukraine ausgestellt. Am Samstag hat der Franzose in der Städtischen Galerie in Bietigheim-Bissingen gezeigt, wie er Energie zweidimensional einfängt.

Zur französischen Popmusik aus dem Hintergrund schwingt Alexis Bust Stephens zunächst den Bleistift. Sanft, aber voller Energie lässt der Künstler aus Bietigheims Partnerstadt Sucy-en-Brie seine Striche über eine Wand in der Galerie gleiten. Von den rund 60 Zuschauern und einem Fernsehteam lässt sich der 41-Jährige nicht aus der Ruhe bringen. Viel Trubel ist er unter anderem von Street-Art-Festivals gewöhnt.

 

Seit mehr als zehn Jahren ist Stephens mit seiner Kunst unterwegs – etwa in Los Angeles, in Portugal oder in der Ukraine. Eines seiner Werke hat es bereits bis ins Olympia-Museum in Lausanne geschafft. Dort hat der aufstrebende Künstler die neuen Sportarten Surfen, Skateboarden, Klettern sowie Breakdance in seiner einzigartigen Weise an einer Wand verewigt.

Symbol der Freundschaft

Hier in der Städtischen Galerie in Bietigheim-Bissingen beobachten die Zuschauer bei der Live-Performance zur Eröffnung seiner Ausstellung jede Linie und jeden Wischer genau. Zunächst schemenhaft und dann ziemlich deutlich lassen sich zwei Frauen erkennen, die miteinander tanzen. „Es sind Zwillingsschwestern. Sie sollen die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich symbolisieren sowie die beiden Orte Bietigheim und Bissingen“, erklärt der Künstler – auf Englisch.

Alexis Bust Stephens ist seit zehn Jahren mit seiner Kunst unterwegs. Foto: Werner Kuhnle

Bevor er beginnt, seine Acrylfarben anzumischen, schwebt er mit einem dicken Pinsel über seine Bleistiftzeichnung und verwischt sie sanft. Das verleiht dem Bild die spezielle, wellenhafte Energie, die sich in all seinen Werken findet. Sie symbolisiert die Bewegung an sich – wie bei einem Foto, das versucht, eine schnelle Regung einzufangen. „Wir bestehen alle aus organisierten Wellen und selbst, wenn wir uns nicht bewegen, bewegt es sich in uns und in unserer Umwelt“, sagt er. „Bewegung ist Leben und darüber sind wir mit allem verbunden.“

Internationale Auftritte

„Meine ursprüngliche Idee war, die Energie von tänzerischen Bewegungen zweidimensional zu zeigen“, erklärt er. Denn dem Tanz gehört neben der Malerei seine Leidenschaft. Als Hip-Hop- und Breakdancer ist er international aufgetreten. Über die Szene in Paris kam er schon in jungen Jahren in Berührung mit Street Art und Graffiti. Beides inspirierte ihn zu seiner eigenen Kunst.

Daneben entdeckte er den abstrakten Expressionismus. In der Dynamik dieses Stils erkannte er die Möglichkeit, die Energie, die er zeigen wollte, auszudrücken. So entstand die Idee, abstrakte Malerei in Figuren einzufangen.

Während Corona hat Kunst die Zuversicht bewahrt

Diese fliegen und drehen sich jetzt in seinen Werken. Besonders bewegend ist seine Serie „Saut de L‘Être“ – zu deutsch: Der Sprung des Seins. Dabei nahm er sich Ikarus, der zur Sonne fliegt, zum Vorbild. So schweben jetzt auch seine Figuren wie in einer Serienaufnahme in den Himmel. Nicht aber um zu verbrennen, sondern um sich über den befreienden Sprung aus sich selbst zu transformieren und weiterzuentwickeln. Sie sind ein Sinnbild für den inneren Tanz, den jeder Mensch mit sich führt.

Die berührende Serie hat er in einem kleinen Atelier auf einer Insel in Südfrankreich während der Coronakrise angefertigt. In der angespannten Zeit konnte er sich durch seine Kunst seine Zuversicht bewahren. Mit seinen lebensbejahenden Bildern möchte er diese positive Energie an die Betrachter weitergeben.

Ausstellung in der Städtischen Galerie

Dauer
Die Extraportion Energie von Alexis Bust Stephens‘ Werken ist bis 27. April in der Städtischen Galerie in Bietigheim-Bissingen zu sehen. Informationen zum Begleitprogramm mit Familien-Fun-Tag, Kinder-Workshop Tanz-Kunst-Action gibt es unter galerie.bietigheim-bissingen.de.