Der ADAC fordert ein Ausweiten der Lkw-Maut. So sollen Lastwagen im Südwesten auf die Autobahn gelotst werden. Denn immer mehr Lkw würden durch Städte und Gemeinden fahren.

Der ADAC fordert ein Ausweiten der Lkw-Maut. So sollen Lastwagen im Südwesten auf die Autobahn gelotst werden. Denn immer mehr Lkw würden durch Städte und Gemeinden fahren.

 

Freiburg - Nach einer deutlichen Zunahme des Schwerlastverkehrs fordert der ADAC eine Ausweitung der Lkw-Maut. Auf Bundes- und Landesstraßen in Baden-Württemberg sowie vor allem in Ortsdurchfahrten habe sich der stark steigende Lastwagenverkehr zu einem großen Problem entwickelt, sagte der Vorsitzende des ADAC Südbaden, Clemens Bieniger, in Freiburg. Eine Gebührenpflicht für Lastwagen auch auf diesen Strecken würde helfen, den Verkehr in geordnete Bahnen zu lenken. Ziel müsse es sein, die Orte und damit die Bürger zu entlasten.

„Der internationale Schwerlastverkehr rollt immer mehr durch unsere Städte und Gemeinden“, sagte Bieniger. Anstatt die Autobahn zu nutzen, wählten viele Lastwagenfahrer kleinere Straßen. Ein Ausweiten der vor neun Jahren eingeführten Maut könne dafür sorgen, dass Lastwagen die Autobahnen nutzen, anstatt kostenfrei über kleine Straßen zu fahren. Gefordert sei hierfür die Bundesregierung.

Ein Grund für die Entwicklung sei die moderne Technik. „Das Navigationssystem gibt die kürzeste Route vor und diese wird dann auch befahren, zumal sie meist kostenfrei ist.“ Zudem seien hierzulande immer mehr Speditionen aus dem Ausland unterwegs, die Fahrer seien nicht ortskundig. „Auch wenn es über die Autobahn schneller ginge, wird meist der Weg durch Stadt und Land gewählt.“

Hintergrund: Seit 2005 müssen Lastwagen auf Autobahnen und vereinzelt auf Bundesstraßen in Deutschland eine streckenbezogene Maut zahlen. Auf anderen Straßen sind die gebührenfrei unterwegs.

Der Preis dafür sei hoch, sagte der ADAC-Chef. „Ein 40-Tonner richtet auf der Straße den 100 000-fachen Schaden eines Pkw an.“ Zudem müssten Gemeinden und ihre Bürger leiden, es gebe ein erhöhtes Unfallrisiko. In immer mehr Orten wachse daher der Widerstand gegen den zunehmenden Verkehr. Besonders betroffen in Baden-Württemberg sei die stark befahrene Ost-West-Verbindung von der Rheinebene über den Schwarzwald in Richtung Stuttgart und Bodensee.

Zusätzlich fordert der Automobilclub den Bau weiterer Ortsumfahrungen. Die Bundesregierung stelle hierfür zu wenig Geld bereit, sagte Bieniger. „Der Autofahrer bezahlt schon genug - nämlich 53 Milliarden jährlich. Wenn dann nur 19 Milliarden wieder in die Verkehrsinfrastruktur fließen, muss die Politik handeln.“

Die von der großen Koalition geplante Pkw-Maut werde keine finanzielle Entlasrung bringen. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zu den erwarteten Einnahmen. Sinnvoller sei es, die Lkw-Maut auch auf kleine Lastwagen und Transporter zu erweitern.

Auch auf Bundesebene macht der ADAC gemeinsam mit den Grünen weiter Front gegen die von der großen Koalition vereinbarte Pkw-Maut. „Sie ist verkehrspolitisch weder sinnvoll, noch bringt sie unter dem Strich Mehreinnahmen“, sagte ADAC-Präsident Peter Meyer der „Welt“ (Freitag). Wenn Autofahrer einen Beitrag zur Reparatur von Straßen und Brücken leisten sollten, sei eine Erhöhung der Mineralölsteuer die gerechteste Lösung. Der ADAC betonte, dies könne aber nur eine „ultima ratio“ sein. Grünen-Chef Cem Özdemir forderte erneut eine Ausdehnung der Lkw-Maut. Die CSU verteidigte ihre Pkw-Maut-Pläne.

„Wenn die Politik versucht, die Autofahrer noch stärker abzukassieren, soll sie das auch ehrlich sagen“, kritisierte Meyer. „Stattdessen probiert sie es mit plumpen Versuchen durch die Hintertür.“ Nach Abzug der Verwaltungskosten wäre die Maut nach ADAC- Berechnungen sogar ein Minusgeschäft. Der neue Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erwartet dagegen als Ertrag „einen Milliardenbetrag in einer vierjährigen Legislaturperiode“. Er will im Lauf des kommenden Jahres einen Gesetzentwurf vorlegen. Eine Jahres- Vignette könne 100 Euro, aber auch etwas mehr oder weniger kosten.