Donnerstags ist es am schlimmsten, dafür kommt man im Winter besser durch als im Juni. Der ADAC hat seine Staustatistik vorgelegt und stellt fest: Baden-Württemberg ist besonders betroffen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Stuttgart/München - Wohl dem, der immer ein interessantes Hörspiel in seinem Handschuhfach griffbereit hat: die Zahl der Staus hat auf den deutschen Autobahnen im vergangenen Jahr einen erneuten Rekordwert erreicht. Demnach zählte der ADAC 723 000 Staumeldungen. Die Gesamtlänge aller Staus summierte sich auf 1,45 Millionen Kilometer. Das entspricht einem Plus von fünf Prozent. Im Südwesten fiel der Anstieg noch kräftiger aus. Hier wurden 5,5 Prozent mehr Staus gemeldet. Ihre Länge nahm sogar um 7,2 Prozent zu. Insgesamt zählte der ADAC zwischen Bodensee und Franken 60 000 Staustunden. Das bedeutet, dass zu jeder Zeit an sieben Orten der Verkehr stockte.

 

 Besonders häufig war wieder die A 8 betroffen. Der Abschnitt zwischen Stuttgart und Karlsruhe landete bundesweit auf Platz drei. Nur auf den A 3-Abschnitten Passau/Linz sowie Oberhausen/Köln stockte der Verkehr noch häufiger. Dahinter entwickelte sich die A 6 zwischen Heilbronn und Mannheim zu einem neuen Problemfall. Sie machte einen Sprung von Platz zwölf auf Platz vier. Ebenfalls weiterhin zu den zehn am stärksten belasteten Autobahnabschnitten in Deutschland zählt die A 5 zwischen Heidelberg und Karlsruhe. Sie liegt in der Statistik auf Platz sieben.

Die Baustellen sind schuld

Den Grund für die Zunahme sieht der ADAC in einer erneuten Zunahme der Verkehrsmenge um 1,3 Prozent. Zudem verhinderten Baustellen die freie Fahrt. 441 Millionen Euro, so viel wie nie zuvor, seien 2017 in die Erhaltung der Autobahnen und Bundesstraßen geflossen, sagte der Ministerialdirektor im Landesverkehrsministerium, Uwe Lahl. Auch auf den drei Hauptstaustrecken war im vergangenen Jahr gebaut worden. So seien die Baustellen bei Pforzheim, Merklingen, Bruchsal, am Weinsberger Kreuz oder am Leonberger Dreieck ursächlich für die vorderen Platzierungen der Landesautobahnen in der bundesweiten Staustatistik.

Kaum überraschend ist das Wochenende auf den Bundesautobahnen noch am ruhigsten. Samstags und sonntags summierten sich die Staus im Durchschnitt bundesweit nur auf rund 1600 Kilometer. Doch auch an Montagen (4049) und Dienstagen (4603) waren die Werte günstiger. Die höchste Staugefahr herrschte laut ADAC an Donnerstagen mit durchschnittlich 5365 Kilometern. Der staureichste Tag war 2017 allerdings der Tag vor Christi Himmelfahrt. An jenem Mittwoch wurden 10 000 Kilometer Stau gemessen. Auch im Jahresverlauf registrierten die Experten Unterschiede. Im Juni und September waren die Schlangen am längsten, in den Wintermonaten am kürzesten. Da waren die meisten Baustellen wieder abgebaut.

Abrupte Spurwechsel sind schuld

Der ADAC votiert dafür, bei Baustellen möglichst die Zahl der Spuren nicht zu verringern. Allerdings ist dies bei den großen Baustellen im Land bereits üblich. Das Verkehrsministerium versuche, die Beeinträchtigungen mit einem intensiven Baustellenmanagement so gering wie möglich zu halten, sagte Lahl. Es komme aber eben auch auf die Autofahrer an. Der ADAC sieht es ähnlich. Abrupte Spurwechsel in und vor Baustellen seien „immer wieder Grund für gefährliche Bremsmanöver oder Unfälle“.

In den vielen Staus spiegele sich die wirtschaftliche Dynamik Baden-Württembergs wider, sagte derweil der FDP-Verkehrspolitiker Jochen Haußmann. Nun müsse nicht nur in die Erhaltung, sondern auch in den Neubau investiert werden. Die CDU-Verkehrsexpertin Nicole Razavi verwies darauf, dass der neue Bundesverkehrswegeplan dafür die notwendigen Mittel bereit stelle. Staus bedeuteten einen immensen wirtschaftlichen Schaden. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD im Landtag, Martin Rivoir, sprach von einem Armutszeugnis. Er könne keine Strategie erkennen, wie der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann an dem beklagenswerten Zustand etwas ändern wolle.