Der Handelsverband befürchtet Lieferengpässe, weil das Mittel, mit dem die Abgase von Lkw gereinigt werden knapp ist. Um die Versorgung zu gewährleisten, sollten Umweltregeln zeitweise gelockert werden.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau : Klaus Köster (kö)

Angesichts drohender Engpässe beim Diesel-Abgasreiniger Adblue befürchtet der Handel im Südwesten Versorgungsengpässe und fordert, die Pflicht zur Nutzung von Adblue in Lkw befristet zu lockern. „Wir sind natürlich alle für Umweltschutz. Wenn Adblue aber nicht mehr produziert werden kann, müssen wir an den Vorgaben etwas ändern“, sagte Sabine Hagmann, Chefin des Handelsverbands Baden-Württemberg, unserer Zeitung.

 

Ohne Adblue läuft nichts

Adblue wird für den Betrieb von Katalysatoren benötigt, die schädliche Stickoxide aus Dieselfahrzeugen entfernen. Ist der Vorrat aufgebraucht, lassen sich die Fahrzeuge nicht mehr starten. Diese gesetzliche Vorschrift soll den Ausstoß erhöhter Stickoxidmengen vermeiden. Ein Sprecher des sachsen-anhaltinischen Unternehmens SKW Piesteritz, einer der Marktführer bei der Herstellung von Adblue, sagte unserer Zeitung, die Produktion stehe bereits seit rund zwei Wochen still. „Die Preise für Adblue sind gestiegen, die Gaspreise aber sind explodiert.“ Diese Kosten ließen sich nicht in den Preisen weitergeben.

Adblue besteht im Wesentlichen aus Ammoniak, für dessen Herstellung Erdgas benötigt wird. Weil dieses dabei nicht als Energieträger, sondern vor allem als Rohstoff genutzt wird, lässt es sich nicht durch andere Energiequellen ersetzen. Der überwiegende Teil der Lkw benötigt zum Betrieb Adblue. Auch Diesel-Pkw, die Adblue benötigen, können ohne den Stoff nicht fahren.

Warnung vor Versorgungsengpässen

Der Bundesverband Gütertransport und Logistik (BGL) warnt vor vor Engpässen im Handel. „Kein Adblue bedeutet keine Brummis. Und das bedeutet keine Versorgung für Deutschland“, erklärte BGL-Hauptgeschäftsführer Dirk Engelhardt.

Hagmann fordert Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) auf, von Plänen Abstand zu nehmen, die Lkw-Maut auch auf Landes- und Kommunalstraßen zu erheben. Die Transportunternehmen gäben ihre Kosten an den Handel weiter, der sie aber nicht immer auf die Kunden überwälzen könne, so Hagmann.