Das Geheimnis ihres Todes. Als Königin Katharina am 3. Januar 1819 von ihrer Loge im Hoftheater aus Schillers „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ sieht, ahnt sie noch nicht, was hinter ihrem eigenen Rücken gespielt wird. Doch kurz darauf erfährt sie von einem „kaum glaublichen Gerücht“. Was nun genau passiert, ist in seinen Details ebenso von Geheimnissen verdunkelt wie der Tod des bayrischen Märchenkönigs Ludwig II.

 

Von ihrer Eifersucht angetrieben ruft Katharina trotz eisigen Winterwetters nach der Kutsche. Sie lässt sich zum Gestüt nach Scharnhausen fahren, wo sie ihren Mann und seine Geliebte Blanche la Flèche vermutet. Katharina lässt die Kutsche in einiger Entfernung halten und läuft über ein verschneites Feld. Die Gesundheit der Königin gilt seit längerem als labil, sie ist schon geschwächt, als ihre Schuhe durchweichen und sie beim Gestüt die bittere Wahrheit erkennen muss: Sie überrascht ihren Mann mit dessen Geliebter. An diesem Tag holt sie sich den Tod. Wenige Tage später diagnostizieren ihre Ärzte dass bei Katharina „seelische Erschütterungen lebensbedrohende starrkrampfartige Ohnmachtsanfälle zur Folge hatten“. Katharina stirbt in den Morgenstunden des 9. Januar 1819. Stuttgart weint.

Italienischer Stararchitekt entwirft die Grabstätte der Königin.

Wilhelm trifft der Tod seiner Frau hart. Es heißt, seine Trauer sei aufrichtig. An der Spitze des Trauerzuges schreitet er durch die von Fackeln erhellten nächtlichen Straßen Stuttgarts zur Stiftskirche.

Bald beschließt der König, Katharina zu Ehren eine Grabkapelle zu erbauen. Dafür lässt Wilhelm die Stammburg seines Adelsgeschlechts auf dem Württemberg abtragen, was vielen zunächst missfällt. Erbaut wird die Grabkapelle von Giovanni Salucci, dem aus Florenz stammenden Hofbaumeister. 1864 stirbt Wilhelm I. und kehrt zu seiner zweiten Frau zurück – nach Rotenberg, wo die Romantik weiterlebt.

Das Stuttgarter Frühlingsmärchen

So empfängt die Stadt das Brautpaar:  Am 21. Januar 1816 heiratet die russische Zarentochter Katharina Paulowna in St. Petersburg den Kronprinzen Wilhelm. Katharina zieht mit dieser Hochzeit ins Armenhaus Württemberg ein: Viele Menschen im Land leiden nach zwei Missernten Hunger. Wilhelm steht nicht an der Spitze einer Wohlstands-, sondern einer Notstandsregion. Viele der Besten und Tüchtigsten haben den Glauben an eine Zukunft im Königreich Württemberg verloren. Wilhelm muss mit ansehen, wie sein Land auszubluten droht: Allein in der ersten Hälfte des Jahres 1817 verlassen mehr als 17.000 Württemberger ihre Heimat. Sie suchen ihr Glück in Amerika, in Ungarn, in Polen und vor allem in Russland. Ein Exodus.

Katharina blickt deshalb mit gemischten Gefühlen auf Württemberg. Doch sie ist ehrgeizig, und sie sieht in ihrem Mann einen Anwärter auf den deutschen Kaiserthron. Für beide ist es bereits die zweite Ehe: Der erste Mann Katharinas war früh verstorben, die Ehe von Wilhelm mit der bayrischen Prinzessin Charlotte stand nur auf dem Papier und wurde bald geschieden.

Schwäbisch-russisches Frühlingsmärchen?

In Stuttgart erleben die Menschen am 13. April 1816 eine höfische Inszenierung, die für einen Tag ihre Sorgen in den Hintergrund drängt. An diesem Frühlingstag zieht das frisch vermählte Paar, nach einer rund einmonatigen Reise von St. Petersburg nach Stuttgart, in die Stadt ein.

Zu Ehren von Wilhelm und Katharina donnern die Kanonen, die Kirchenglocken läuten hell, und auf den Straßen drängt sich eine Menge von Neugierigen. Hier stehen Kinder neben Soldaten, Wäscherinnen neben begüterten Herren. Im Neuen Schloss warten König Friedrich I. und seine Gemahlin auf ihren Sohn. Galauniformen und Girlanden überstrahlen das Elend in der Stadt, in der rund 20.000 Menschen leben. Stuttgart im April 1816 – der Beginn eines schwäbisch-russischen Frühlingsmärchens?

Wie hält es der König mit der Treue?

 Was hinter den bösen Gerüchten steckt! Lustvoll tratschen der Hof und das Volk über die „Privatausflüge“ von Wilhelm, der nach dem Tod seines Vaters Friedrich noch im Jahr seiner Hochzeit mit Katharina zum König von Württemberg gekrönt wird.

Den außerehelichen Eskapaden des Königs widmet der Historiker Paul Sauer in seinem Buch über den „Reformer auf dem Königsthron“ ein längeres Kapitel. So wird der König laut historischer Gerüchteküche im Jahr 1818 gleich zweimal Vater: Am 17. Juni, das ist verbürgt, schenkt Katharina ihrer Tochter Sophie das Leben, die später Königin der Niederlande wird. Bereits im Februar 1818 werden in Ludwigsburg der Hofgärtner Gottlob Kalle und seine Ehefrau Eleonore Eltern – bei ihrem Sohn Eduard bemerken Zeitgenossen später jedoch eine enorme Ähnlichkeit mit König Wilhelm I., der den jungen Mann zeit seines Lebens fördert und ihm eine Offizierslaufbahn ermöglicht.

Katharina gründet erste Sparkasse

Unterdessen spielt seine Frau Katharina ihre offizielle Rolle bei Hofe perfekt. Sie ruft Suppenküchen und Speiseanstalten ins Leben, eröffnet Schulen mit modernen Lehrplänen und gründet die erste württembergische Sparkasse. Katharina engagiert sich für die Schwächsten – und tritt dabei weniger rehäugig auf als später Lady Di an der Seite von Prinz Charles. Zeitzeugen beschreiben sie als selbstsicher, machtbewusst und geübt im Umgang mit dem Hofstaat und dem Volk.

So deutet am 28. September 1818 nichts auf das bevorstehende Drama hin, das das württembergische Königshaus bald erschüttern wird: An diesem Tag jubeln die Untertanen dem Königspaar auf dem Cannstatter Volksfest zu, das in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindet. Die sich anbahnende Tragödie ist mit einer Frau verbunden, die dem Genueser Adelsgeschlecht der Carrega entstammt – Wilhelm I. kennt sie schon seit Jahren. Ihr klingender Name: Blanche la Flèche.

Der Schürzenjäger Wilhelm I.

Die historischen Quellen legen nahe, dass Wilhelm der Hofdame seiner Schwester 1810 näherkommt und seinem damaligen Schwager Jérôme ausspannt. In heutigen Worten führen die beiden eine „On-off-Beziehung“: Mal sehen sie sich längere Zeit nicht, dann reisen die beiden unter strengster Geheimhaltung zum gemeinsamen Liebesurlaub. So treffen sie sich angeblich mehrmals in Genua und in Livorno in den dortigen Seebädern. Das Tête-à-tête hat wenig vom derben Bunga-Bunga-Flair einer Party bei Silvio Berlusconi – es handelt sich vielmehr um diskrete königliche Wellness und eine Amour fou.

Noch lauern keine Paparazzi im Gebüsch. Doch die pikanten Umstände werden in Briefwechseln beschrieben und hinter vorgehaltener Hand verbreitet. Zeitlebens kann Wilhelm I. nicht von seinen Liebschaften lassen. Nähere Bekanntschaft schließt er auch zur Sängerin Johanna von Pistrich und zur württembergischen Hofschauspielerin Amalie von Stubenrauch.

Konnte Katharina die Demütigung nicht verkraften?

Das Geheimnis ihres Todes. Als Königin Katharina am 3. Januar 1819 von ihrer Loge im Hoftheater aus Schillers „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ sieht, ahnt sie noch nicht, was hinter ihrem eigenen Rücken gespielt wird. Doch kurz darauf erfährt sie von einem „kaum glaublichen Gerücht“. Was nun genau passiert, ist in seinen Details ebenso von Geheimnissen verdunkelt wie der Tod des bayrischen Märchenkönigs Ludwig II.

Von ihrer Eifersucht angetrieben ruft Katharina trotz eisigen Winterwetters nach der Kutsche. Sie lässt sich zum Gestüt nach Scharnhausen fahren, wo sie ihren Mann und seine Geliebte Blanche la Flèche vermutet. Katharina lässt die Kutsche in einiger Entfernung halten und läuft über ein verschneites Feld. Die Gesundheit der Königin gilt seit längerem als labil, sie ist schon geschwächt, als ihre Schuhe durchweichen und sie beim Gestüt die bittere Wahrheit erkennen muss: Sie überrascht ihren Mann mit dessen Geliebter. An diesem Tag holt sie sich den Tod. Wenige Tage später diagnostizieren ihre Ärzte dass bei Katharina „seelische Erschütterungen lebensbedrohende starrkrampfartige Ohnmachtsanfälle zur Folge hatten“. Katharina stirbt in den Morgenstunden des 9. Januar 1819. Stuttgart weint.

Italienischer Stararchitekt entwirft die Grabstätte der Königin.

Wilhelm trifft der Tod seiner Frau hart. Es heißt, seine Trauer sei aufrichtig. An der Spitze des Trauerzuges schreitet er durch die von Fackeln erhellten nächtlichen Straßen Stuttgarts zur Stiftskirche.

Bald beschließt der König, Katharina zu Ehren eine Grabkapelle zu erbauen. Dafür lässt Wilhelm die Stammburg seines Adelsgeschlechts auf dem Württemberg abtragen, was vielen zunächst missfällt. Erbaut wird die Grabkapelle von Giovanni Salucci, dem aus Florenz stammenden Hofbaumeister. 1864 stirbt Wilhelm I. und kehrt zu seiner zweiten Frau zurück – nach Rotenberg, wo die Romantik weiterlebt.

Denkmal über der Stadt

Stammbaum

Die Geschichte des Königreichs Württemberg umfasst 112 Jahre. 1806 wurde Württemberg zum Königreich erhoben, Friedrich I. starb 1816 und wurde von seinem Sohn Wilhelm I. beerbt. In den ersten Regierungsjahren versuchte er vor allem die wirtschaftliche Not zu bekämpfen. Sein Sohn Karl, der ihm 1864 folgte, knüpfte durch seine Heirat mit der Zarentochter Olga erneut Bande mit Russland. Der letzte König an der Spitze Württembergs wurde der im Volk beliebte WilhelmII., der nach dem Ende des Ersten Weltkriegs abdankte.

Grabkapelle

Die Grabkapelle auf dem Rotenberg ist dienstags bis samstags von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr geöffnet. An Sonn- und Feiertagen steht sie den Besuchern von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 18 Uhr offen. Der Eintritt kostet 2,20 Euro. Die Kapelle ist vom Hauptbahnhof aus mit der S1 zu erreichen (Haltestelle Untertürkheim), weiter geht es mit der Buslinie 61 bis zur Endhaltestelle Rotenberg. Allein der Blick hinunter ins Neckartal lohnt den Besuch.

Hier geht es zum Spezial zur Hochzeit von Kate und William.