Bürgerlich, geschieden oder alleinerziehend, bei den schönsten Adelshochzeiten haben vor allem die Bräute Aufsehen erregt.

Nachrichtenzentrale: Nadia Köhler (nl)
Stuttgart - Heutzutage sitzen mehr als eine Milliarde Menschen vor dem Fernseher, wenn Adlige sich das Jawort geben.

Silvia und Carl Gustaf von Schweden


In einem Kleid von Christian Dior mit einer vier Meter langen Schleppe schritt Silvia Sommerlath am 19. Juni 1976 zum Dom von Stockholm hinauf. Auf dem Kopf trug die Kaufmannstochter aus Heidelberg einen Brautschleier aus Brüsseler Spitze, den die Familie Bernadotte seit 152 Jahren hegte und pflegte. Dazu die seit 1844 vorgesehene Krone für schwedische Königinnen. Doch es waren nicht diese Details, die die Schweden dazu brachten, an diesem Tag wieder für ihre Königsfamilie zu schwärmen. Die Braut lächelte, und plötzlich vergaß das Land, dass noch wenige Wochen zuvor 84 Prozent aller Schweden für die Abschaffung der Monarchie gestimmt hatten. Dabei war Silvia auf dem Papier nicht die Traumbesetzung für die Rolle der Märchenkönigin: drei Jahre älter als der König, eine Deutsche, eine Bürgerliche, eine Olympiahostess – eine, die Carl Gustaf niemals hätte heiraten können, wenn er nicht schon König gewesen wäre, weil er sonst den Anspruch auf den Thron verloren hätte. Doch an ihrem großen Tag erinnerte nur noch ein winziges Detail an Silvias bodenständige Herkunft: Auf Anraten ihrer Mutter hatte sich die Braut ein Taschentuch mit einem Gummi ums Handgelenk gebunden – eine Konstruktion, die später beim Winken immer unter dem Dior-Ärmelchen hervorlugte.

Prinz Rainier und Grace Kelly


Am 19.April 1956 tummelten sich in Monaco mehr Journalisten als Hochzeitsgäste. Als die Hollywoodikone Grace Kelly den Fürsten von Monaco heiratete, blieben die Vertreter des Hochadels fern – dafür kamen Cary Grant und Ava Gardner. Die MGM-Filmstudios bezahlten und entwarfen der Märchenbraut das 8000 Dollar teure Brautkleid. Trotz all des Prunks haftete dem angeblichen Traumpaar etwas Unterkühltes an. So musste Grace allein vor dem Altar ausharren, bis ihr Bräutigam unter Fanfarenklängen die Kirche betrat – der Fürst warte auf niemanden, hieß es. Sie habe ihren Mann erst lieben lernen müssen, gab die spätere Fürstin Gracia Patricia zu.

Prinz Charles und Diana


Sie kam in einer goldenen Kutsche. Doch fast hätte Lady Diana Spencer da gar nicht hineingepasst, so opulent und ausladend gerüscht war ihr elfenbeinfarbenes Seidentaftkleid mit der – sage und schreibe – siebeneinhalb Meter langen Schleppe. Dementsprechend verknittert war die Robe, als sich Diana tief verschleiert auf den dreieinhalb Minuten dauernden Weg durch den Mittelgang der St. Paul’s Kathedrale machte. Vor Aufregung unterlief der Braut beim Ehegelübde ein Versprecher. Sie verwechselte die Reihenfolge der Vornamen ihres Gatten und nannte ihn: "Philip Charles Arthur George". "Du hast eben meinen Vater geheiratet", soll ihr Charles zugeflüstert haben. Doch glaubt man ihren eigenen Aussagen, dürfte dieser Fauxpas Dianas geringstes Problem an diesem Tag gewesen sein. "Ich fühlte mich wie ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank", sagte sie später über ihren großen Tag. Die Hochzeit am 29.Juli 1981 war die erste, die live auf der ganzen Welt ausgestrahlt wurde. 750 Millionen Menschen haben den Beginn dieser tragisch endenden Ehe verfolgt.

Felipe und Letizia Ortiz


Kronprinz Felipe hatte alles auf eine Karte gesetzt. Er hatte seinen Eltern Juan Carlos und Sofia sogar mit dem Thronverzicht gedroht, um die bürgerliche und geschiedene Fernsehjournalistin Letizia Ortiz im streng katholischen Spanien heiraten zu dürfen. Und dann das: als sich das Paar nach der Trauung auf dem Balkon präsentierte, küsste Felipe Letizia nur auf die Wange! "Der Kuss war einfach erbärmlich. Das hatten ja Charles und Diana noch besser hingekriegt", sagte der spanische Königsexperte Jaime Penafiel über die royale Hochzeit, die am 22. Mai 2004 eine Milliarde Zuschauer verfolgten. Die Anspannung des Paars hatte vermutlich auch mit den katastrophalen Witterungsbedingungen zu tun. Bei strömenden Regen galt es Letizia in die Kirche zu bekommen, ohne dass sie sich das in geheimer Nachtarbeit gewebte Kleid aus valencianischer Seide ruinierte. Kurzerhand wurde ein Rolls Royce herangeschafft. Eine Besorgung, die bei einer vier Millionen Euro teuren Hochzeit wohl auch nicht mehr weiter ins Gewicht fiel.

Willem Alexander und Máxima


Was das Küssen angeht, so hatte Willem-Alexander am 2. Februar 2002 ein Temperament an den Tag gelegt, das die Niederländer ihrem Thronfolger bis dahin wohl nicht zugetraut hätten. Er knutschte seine Braut so unentwegt, dass er nicht einmal zum Winken von ihren Lippen abließ. Zuvor hatte die Argentinierin Máxima Zorreguieta in der Kirche Tränen vergossen. Máximas Vater, ein ehemaliger Minister in der Militärjunta Argentiniens, musste der Hochzeit fernbleiben. Andernfalls hätte das Parlament dieser Ehe wohl nicht seinen Segen geben.

Haakon und Mette-Marit


Dass ein frisch getrauter Thronfolger dem Volk seine Braut präsentiert, gehört zur Tradition. Aber dass er und die Frau, die erst noch die Mutter zukünftiger Thronanwärter werden soll, dabei bereits ein Sohn auf dem Arm halten, der keinerlei Ähnlichkeit mit dem frischgebackenen Ehemann aufweist, ist – gelinde gesagt – ungewöhnlich. Doch Norwegens Kronprinz Haakon und seine Familie scherten sich nicht um die Konvention. Und so erlebte Oslo am 25. August 2001 eine moderne Märchenhochzeit, in der eine alleinerziehende Mutter die Hauptrolle spielte. Mette-Marit dankte Haakon seine bedingungslose Liebe mit dem innigsten Kuss, der bisher auf einem königlichen Balkon ausgetauscht wurde.