Die Fahrräder der Berufspendler werden immer teurer. Mit dem Anteil der E-Bikes wächst der Wunsch nach sicheren Unterstellmöglichkeiten. Die jedoch sind in Esslingen rar.

Esslingen - Schön, wenn das Rad sicher rollt. Die Pläne, einen Radschnellweg von Reichenbach aus über Plochingen durch das Neckartal nach Stuttgart zu bauen, stoßen beim Kreisverband Esslingen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) ebenso auf ungeteilte Zustimmung, wie die noch im Sommer in Angriff angepeilte Öffnung der Körschtalbrücke für Radler.

 

Noch schöner wäre es aus Sicht der Radfahrer allerdings, wenn das Rad nicht nur sicher rollen, sondern auch sicher stehen würde. Hier setzt die Kritik des Radfahrverbands an. Nachdem immer mehr Berufspendler das Zweirad als Verkehrsmittel ihrer Wahl nutzen, fehlt es jedoch an den Umsteigepunkten zu Bus und Bahn an Abstellboxen, in denen die immer teurer werdenden Räder vor dem Zugriff von Dieben und Vandalen geschützt sind. „Speziell am Bahnhof in Esslingen ist unsere Warteliste so lange, dass wir jede Box locker doppelt belegen könnten“, sagt Mathias Rady, der Geschäftsführer des ADFC-Kreisverbands Esslingen.

Lange Warteliste

Derzeit gibt es dort 16 Boxen, die von der Stadt bereitgestellt und in Regie des ADFC vermietet werden. „Nachdem immer mehr Radfahrer auf hochpreisige Pedelecs jenseits der 2500-Euro-Marke umsteigen, nimmt auch die Nachfrage nach Unterstellplätzen stetig zu. Um der Sicherheit willen geben die Radfahrer die zehn Euro Mietgebühr gerne aus“, sagt Rady. Der Geschäftsführer appelliert deshalb an die Stadt Esslingen, der hohen Nachfrage Rechnung zu tragen und mehr Boxen zur Verfügung zu stellen. Außer am Esslinger Hauptbahnhof vermietet der ADFC abschließbare Boxen auch in Ostfildern (16 Boxen an vier Standorten entlang der U 8 und U 7). Weiter neun Boxen gibt es an den Esslinger S-Bahn-Haltestellen in den Stadtteilen Mettingen, Oberesslingen und Zell.

Dass die Nachfrage an den Unterstellmöglichkeiten eher zu- als abnehmen wird, lässt sich auch aus den jetzt veröffentlichten Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV), eines Dienstleisters der Fahrradindustrie, rückschließen. Demnach war das E-Bike auch im Jahr 2017 der Wachstumsgarant für die Branche. Bundesweit sind den Angaben des ZIV zufolge 720 000 Räder mit Elektromotor verkauft worden, 19 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Der Marktanteil der Elektro-Fahrräder liegt mittlerweile bei 19 Prozent.

ADFC mit Mitgliederzuwachs

Die Begeisterung an der gesunden, emissionsfreien und leisen Fortbewegung schlägt sich auch in den Mitgliederzahlen des ADFC-Kreisverbands Esslingen nieder. Der zählt mittlerweile 1222 Mitglieder, wobei die größte Dynamik den Worten Radys zufolge im Filderraum zu beobachten ist. „Der Ortsverband Ostfildern, erst im Jahr 2015 gegründet, hat in den vergangenen beiden Jahren gleich mehr als 30 Mitglieder dazugewonnen“, sagt der Geschäftsführer.

Gleich nebenan, in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen, radelt die größte und mittlerweile auch älteste Ortsgruppe im ADFC-Kreisverband. Die 280 Mitglieder zählende Ortsgruppe auf den Fildern feiert die 25 Jahre ihres Bestehens am Sonntag, 8. Juli, mit einer 25-Kilometer-Jubiläumstour durch die beiden Nachbarstädte – und einer anschließenden Feier.

Der Jubiläumstermin findet sich im jetzt veröffentlichten Jahresprogramm 2018 des ADFC. Dort sind, neben den wöchentlichen Feierabendtouren, auch die in vier Kategorien – für Ungeübte und Familien mit Kindern bis hin zu ambitionierten Radlern mit sportlichem Ehrgeiz – unterteilten Tagestouren aufgelistet.

Critical-Mass-Tour

Am Freitag, 16. März, führt eine Critical-Mass-Tour durch die Esslinger Stadtteile Pliensauvorstadt und Brühl, südlich des Neckars. Der Treffpunkt ist um 18 Uhr vor dem Bahnhof Esslingen. Die Pliensauvorstadt und Brühl haben neben Kennenburg die geringste Kraftfahrzeugdichte in Esslingen. Dort soll deutlich gemacht werden, dass Nebenstraßen mit Tempo 30 für ein gutes Miteinander der Verkehrsteilnehmer förderlich sind. Der Weg dorthin geht über die Vogelsangbrücke. Der Fahrradverband mit mehr als 30 Teilnehmern bietet dem einzelnen Mitradler einen Schutz. Am Schluss wird noch eine Schleife auf der Kiesstraße gedreht.

Critical Mass ist eine weltweite Fahrradbewegung mit dem Ziel, auf den Radverkehr als Form des Individualverkehrs aufmerksam zu machen. Die Botschaft: Radfahren ist nicht nur gut für die Gesundheit des Einzelnen, sondern beansprucht auch deutlich weniger Platz im öffentlichen Raum als das Auto. Die Tour in der Gruppe schafft soziale Vernetzung und fördert den gemeinsamen Spaß am Radfahren.

Basar für günstige Räder

Zu Beginn der Saison können sich die Radfahrer auf zwei Radbasaren des ADFC günstig mit fahrbaren Untersätzen und Zubehör ausstatten. Am Samstag, 24. März, öffnen sich die Basartüren in der Radfahrerhalle in Ostfildern-Kemnat um 11.30 Uhr. In der Esslinger Schelztor-Halle findet der Radbasar am Samstag, 14. April, statt. Auch dort beginnt der einstündige Verkauf um 11.30 Uhr.

In dem Jahresprogramm des ADFC-Kreisverbands Esslingen sind unter anderem knapp 100 Fahrradtouren beschrieben. Es liegt in ausgewählten Fahrradläden, Rathäusern, Volkshochschulen und Büchereien im Landkreis Esslingen aus. Die 606 Seiten dicke Broschüre kann auch beim ADFC-Kreisgeschäftsführer Mathias Rady (Telefon: 07 11/65 63 50) angefordert werden.