Weltweit haben immer mehr Menschen starkes Übergewicht. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen läuft das Problem der Fettleibigkeit aus dem Ruder. Wir erklären, was Adipositas ist, wie viele darunter leiden und was man dagegen tun kann.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen nehmen weltweit in dramatischem Maße  zu. Bereits eins von vier Kindern ist inzwischen übergewichtig oder sogar adipös.

 

„Die Dramatik liegt im Tracking“, erklärt Susi Kriemler vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich. „Wenn man schon als Kind  übergewichtig ist, dann bleibt das mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenen-Alter. Je höher der Body-Maß-Index (BMI) im Kindesalter, desto höher ist das Risiko, dass dies so bleibt.“

Weltweit fast eine Milliarde adipöser Menschen

Insgesamt steigt die Zahl der Menschen mit Adipositas oder starkem Übergewicht in einem rasanten Tempo. Weltweit waren nach einer Studie im Jahr 2022 fast eine Milliarde Menschen betroffen. Der Anteil der stark Übergewichtigen an der Bevölkerung habe sich seit 1990 mehr als verdoppelt, unter Heranwachsenden zwischen 5 und 19 Jahren sogar vervierfacht, heißt es in einer in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten Studie.

Übergewicht geht einher mit diversen chronischen Erkrankungen, allen voran gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Fitness sinkt immer weiter, Verhaltensprobleme treten verstärkt auf, Probleme im Bewegungsapparat werden zum Alltag.

Übergewichtige Kinder haben grundsätzlich einen schlechteren Start ins Leben. Die Fettleibigkeit tritt am häufigsten im Zusammenhang mit körperlicher Inaktivität und falschem Essen und Essverhalten. Ein Teufelskreislauf aus physischen, psychischen und sozialen Problemen beginnt.

Fast Food, Medien-Affinität, mangelnde Bewegung

Der Hauptgrund für die Zunahme von juveniler Adipositas liegt Susi Kriemler zufolge in der Gesellschaft. Zum einen ist Zucker heutzutage für jeden in jeder Menge erschwinglich, während er früher zu teuer war. Dazu kommt die Verbreitung des Fast Food und Street Food, die überall und zu jeder Zeit verfügbar sind.

Als weitere Faktoren nennt die Expertin die Medien-Affinität der Heranwachsenden und die globale Mobilität. Was früher im Haushalt oder zur Fortbewegung Muskelkraft erforderte, erledigen heute Computer und Maschinen.

Das sind die Folgen von Adipositas

Adipositas kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs hervorrufen. „Adipositas ist eine chronische Krankheit, die definiert ist als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts“, heißt es seitens der Deutschen Adipositas-Gesellschaft.

Ob jemand betroffen ist, wird nach Gewicht und Größe berechnet - dem sogennnten Body-Mass-Index (BMI). Ab einem BMI von 30 spricht die Adipositas-Gesellschaft von „Adipositas Grad I“ (laut BMI Rechner).

Die Waage lügt nicht! Foto: dpa/Annette Riedl

Adipositas in Zahlen

  • Insgesamt sind rund 880 Millionen Erwachsene und 160 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 19 Jahren stark übergewichtig.
  • 9,3 Prozent der Jungen sowie 6,9 Prozent der Mädchen galten 2022 als fettleibig.
  • Bei Erwachsenen verdoppelte sich der Anteil bei Frauen seit 1990 auf 18,5 Prozent.
  • Bei Männern verdreifachte sich die Rate auf 14 Prozent.

Wie man Adipositas vorgebeugen kann

Adipositas könne durch gute Ernährung und Bewegung von Kindesbeinen an vorgebeugt werden, klärt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf auf. Regierungen sollten dafür sorgen, dass besonders salz-, fett- oder zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke nicht in der Nähe von Schulen verkauft werden und dass Werbung dafür, die sich an Kinder richtet, eingeschränkt wird.

Sie sollten zudem Kampagnen über die Vorteile guter Ernährung und sportlicher Betätigung fahren. Die WHO räumt allerdings ein, dass gute Ernährung teuer sein kann.

Adipositas kann durch gute Ernährung und Bewegung von Kindesbeinen an vorgebeugt werden. Foto: New Africa/stock.adobe.com/obs

Riesiges Angebot an Junk Food und Softdrinks

Auch bei der Ernährung von älteren Kindern sieht Unicef einen negativen Einfluss der Nahrungsmittelindustrie. „Werbung und Marketing“ trügen dazu bei, dass sie „in alarmierendem Maß ungesunden Lebensmitteln ausgesetzt“ seien, heißt es in einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks. Es gebe selbst in abgelegenen Dörfern ein Überangebot an stark verarbeiteten Lebensmitteln, Fast Food und stark zuckerhaltigen Getränken (mit dpa-Agenturmaterial).