Am Dienstagabend sind 200 gerettete Passagiere der havarierten Fähre in Italien angekommen. Indes ist die Zahl der Todesopfer auf 13 angestiegen. Die Suche nach weiteren Opfern geht weiter.

Brindisi - Nach dem Brand auf der Fähre „Norman Atlantic“ in der Adria geht die Suche nach möglichen Opfern weiter. Der italienische Ermittlungschef Giuseppe Volpe erklärte, es sei „wahrscheinlich“, dass in dem Schiff weitere Leichen gefunden werden. Bis Dienstagabend wurden elf Todesopfer geborgen, zudem starben zwei albanische Seeleute bei der Bergungsaktion für das Schiff. Am Dienstagabend kamen rund 200 gerettete Passagiere in Italien an.

 

Schiffe und Hubschrauber suchten am Dienstag in rauer See rund um das ausgebrannte Wrack weiter nach Leichen. Die Fähre war am Montag komplett evakuiert worden. 427 Menschen wurden gerettet, darunter 56 Besatzungsmitglieder. Angesichts offensichtlich fehlerhafter Passagierlisten war jedoch unklar, wie viele Menschen tatsächlich an Bord waren. Laut Passagierliste waren insgesamt 475 Menschen auf dem Schiff - damit wäre das Schicksal von fast 40 Passagieren ungewiss.

Nach Angaben der italienischen Behörden sind unter den von der Fähre geretteten Menschen auch mehrere Flüchtlinge, die als blinde Passagiere an Bord gelangt waren. Dies mache es „wahrscheinlich“, dass in dem Wrack weitere Leichen gefunden würden, sagte Staatsanwalt Volpe. Es wird befürchtet, dass sich in parkenden Lastwagen Migranten versteckten, und dass weitere Passagiere in ihren Kabinen verbrannten oder erstickten.

Zahl der Todesopfer auf 13 gestiegen

Die Zahl der bestätigten Todesopfer stieg am Dienstag auf 13: Die italienische Küstenwache meldete, es sei eine elfte Leiche geborgen worden. Außerdem starben zwei albanische Seeleute, als ein an der Fähre befestigtes Abschleppseil riss.

Die fortgesetzte Suche zwang einen Großteil der geretteten Passagiere dazu, noch weitere lange Stunden auf dem stürmischen Meer zu verbringen. Das italienische Marineschiff „San Giorgio“ mit fast 200 Geretteten an Bord traf schließlich am Dienstagabend im Hafen von Brindisi in Süditalien ein.

Das Drama der „Norman Atlantic“ hatte am frühen Sonntagmorgen begonnen, als auf einem Autodeck der Adria-Fähre ein Feuer ausbrach und sich rasend schnell ausbreitete. Manövrierunfähig trieb das brennende Schiff danach in Richtung albanischer Küste. Erst nach einer anderthalbtägigen Rettungsaktion konnten die letzten Menschen von der Fähre geborgen werden.

Gerettete Passagiere üben Kritik an Besatzung

Gerettete Passagiere beschrieben die Besatzung als komplett unvorbereitet für den Notfall. Die Crew habe keinerlei Anweisungen erteilt. Die Griechin Theodora Doulis, deren Mann Giorgos bei dem Unglück ertrank, berichtete zudem, das Autodeck der Fähre habe nach Benzin gestunken.

Andere Überlebende berichteten von der Panik an Bord. Ute Kilger aus Deutschland schilderte italienischen Medien, wie sich ein beleibter Mann an Frauen, Kindern und alten Menschen vorbeidrängelte, um vor ihnen in einen Hubschrauber gezogen zu werden: „Er ist einfach hingegangen und hat sich in den Rettungskorb gesetzt, der ganz klar für die Kinder bestimmt war“, sagte die 45-jährige Anwältin.

Die italienischen Behörden ermitteln inzwischen wegen fahrlässigen Totschlags gegen die italienische Reederei des Schiffes, das griechische Fährunternehmen Anek und den italienischen Kapitän. Am Dienstag leitete auch die griechische Justiz Ermittlungen ein.