Es hat niemand behauptet, dass Kommunikation der Verständigung dienen soll. Deshalb hält es unsere Kolumnistin für legitim, unverständliche Fremdworte zu benutzen.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Ein Kollege schrieb dieser Tage in einem Artikel „perorieren“. Was mag das wohl heißen, haben wir Dümmeren uns gefragt. Liegt hier vielleicht eine Permutation vor – und der Kollege meint perforieren? Oder perpetrieren? Oder ist es nur eine perfide Perlusion, um unser Wissen zu testen? Per aspera ad astra kamen wir schließlich auf die Lösung: Peroieren heißt so viel wie deklamieren, parlieren oder extemporieren.

 

Es gibt ja Menschen, die meinen, dass Kommunikation dem Informationsaustausch dienen solle. Das ist natürlich grober Humbug. Das ist eine philiströse Sottise. Eine böotische Pekzierung. Da muss man schon diaphan differenzieren und diktatorial aufräumen mit diffuser wie deplorabler Demagogie (Achtung: Alliteration!). Denn der Terminus Kommunikation, der, wie hoffentlich alle wissen, vom lateinischen „communicatio“ abgeleitet ist, heißt: Mitteilung. Nicht mehr und nicht weniger. Roma locuta, causa finita!

Kommunikation heißt Mitteilung – mehr nicht

Wenn also jemand sagt: „Auch ohne einen gravierenden Lapsus linguae gibt es beim Peroieren eine graduale Differenziertheit im Klassement.“ So will er sich überhaupt nicht verständlich machen, sondern er teilt uns mit: „Ich bin so etwas von saumäßig oberaffengescheit, da könnt ihr durchschnittlichen Volldackel alle kein bisschen gegen anstinken.“

Bene docet, qui bene distinguit. Gut lehrt, wer die Unterschiede klar darlegt. Zum Beispiel auch den zwischen „per anum“ und „per annum“.

Ich bin ja übrigens französischer Abstammung. Also nicht richtig. Aber ohne bramarbasieren zu wollen, komme ich auf ein stolzes Sechzehntel französischen Blutes. Zur besseren Distinktion und Adelung meiner selbst habe ich in jungen Jahren sogar mal damit geliebäugelt, den Nachnamen meiner französischen Urgroßmutter anzunehmen. Denn dann wäre ich als Madame nett und adrett zum Tête-à-tête mit einer belle Amie unterm gespannten Parapluie ins Café vis-à-vis. „Enchanté, für mich das Fricassée. Für ma Chérie ein Eau de vie ohne Chichi. Oder doch, pardong, lieber ’ne Bouillong“.

Aber leider ist Französisch dann aus der Mode gekommen.

So bleibt mir nichts, als konzise eine Sottise zu inhibieren, bevor es zu einem deplorablen Lapsus linguae kommt: Selbst auf dem höchsten Sprachniveau lauert stets ein Risiko. So ist das N das A und O: Per anum meint durch den Popo.