Falls man unsicher sein sollte, wer man selbst eigentlich ist, muss man nur schauen, zu welcher Generation man gerechnet wird. Unsere Kolumnistin Adrienne Braun weiß trotzdem nicht genau, wo sie nun hingehört.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Mit zwanzig Jahren, habe ich kürzlich gelesen, stürzten viele Menschen in eine „deftige Sinnkrise“. Sie sind verzweifelt. Sie ziehen Bilanz und fragen sich, was sie in ihrem Leben erreicht haben und ob sie noch mit Überraschungen rechnen dürfen.

 

So ein Blödsinn. Es ist doch bekannt, was danach kommt: Erst kommt die Quarterlife-Crisis – also die Sinnkrise der Mittzwanziger. Die geht direkt über in die Krise der Thirty-Somethings, an die sich unmittelbar eine ausgedehnte Midlife-Crisis anschließt. Die restlichen Jahre, die einem vom Leben noch übrig bleiben, verbringt man dann in der Late-life-Crisis.

Entsprechend müsste ich jetzt eigentlich mitten in der Midlife-Crisis stecken. Tue ich aber nicht. Wir von der Generation Golf haben die Midlife-Crisis nämlich vorgezogen und schon als Thirty-Somethings in den neunziger Jahren absolviert. Denn da fing man bereits an, sich über uns Yuppies oder Dinks (Double income, no kids) lustig zu machen. Deshalb sitzen wir seit den Nullerjahren nun als Singles in unseren Lofts, essen Slow Food – und warten auf die Late-life-Crisis.

Gehört man zur Generation Golf, wenn man Hippie war?

Wobei ich manchmal Zweifel habe, ob ich tatsächlich zur Generation Golf gehöre. Ich habe die Babyboomer knapp verpasst, war eine Weile Popper und wurde ein Achtziger-Hippie, genau als der Golf auf den Markt kam. Aber obwohl wir die Speerspitze der unpolitischen Jugend waren und zur Generation Fun gehörten, schloss ich mich den Ökos an und fand den Golf spießig.

„Jung müsste man noch mal sein“, sagte kürzlich eine Freundin. Sie würde gern zur Generation iPod gehören. Oder zur Generation online oder Youtube. „Dann wäre ich heute ein Nerd oder ein Hipster und hätte den vollen Durchblick“, sagt sie.

Wobei ich behaupte: es ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Man muss sich nur mal die Generation Y anschauen. Die hat zunächst Karriere gemacht. Alle meinten, die Gen Y würde die Welt neu erfinden. Heute gehören fast all diese Millennials in die Generation Praktikum. Bis auf die, die nicht mal ein Praktikum bekommen haben. Die sind jetzt die Generation Chips.

Wobei ich immer noch nicht weiß, wie es nun mit mir weitergehen soll. Generation Prekär? Generation Fitness? Generation Fruchtzwerge? Oder doch lieber Generation Maybe? „Ach was“, sagt die Freundin, ich solle lieber etwas von Dauer wählen. Verlässlich. Zeitlos. Da habe ich genau das Richtige: Generation Doof.